Startup Kommunismus – Wie die »Sharing Economy« die weitere Expansion des Kapitalismus vorbereitet

„Der Kapitalismus befindet sich in der Defensive. Das jedenfalls sagt Jeremy Rifkin, der diese Ansicht derzeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum besten gibt. Der US-amerikanische Soziologe, Ökonom, Umweltschützer und Autor von internationalen Bestsellern hat nämlich wieder ein Buch geschrieben. In »Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft« bezweifelt Rifkin, daß sich der Kapitalismus über den Beginn der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts hinaus noch als »dominantes ökonomisches Paradigma« hält. An seine Stelle trete eine Gesellschaft, in der der Erwerb von Eigentum zunehmend hinter die Nutzung allgemeiner Güter zurücktrete. Er bezieht sich dabei auf ein Schlagwort, das in diesen Tagen im Wirtschaftsteil der großen Zeitungen gefeiert wird: von der sogenannten Sharing Economy, manchmal auch Collaborative Consumption genannt…“ Artikel von Thomas Wagner in der jungen Welt vom 18.09.2014 externer Link

Aus dem Text: „(…) Für die Pharmakonzerne sind die Selbsthilfegruppen und -plattformen von Patienten eine willkommene Plattform, um Werbung für ihre Medikamente zu machen. Mit den Kundenrezensionen auf Internetplattformen wurde daher auch nicht das Ende der Werbewirtschaft eingeleitet, wie Rifkin meint. Statt dessen eröffnet sich für die Agenturen der Reklamewirtschaft ein interessantes neues Betätigungsfeld für ihr manipulatives Geschäft. Bei genauer Betrachtung bewirkt die Sharing Economy das genaue Gegenteil von dem, was Rifkin prophezeit. Statt den Kapitalismus zu verdrängen, erschließt sie ihm neues Terrain. »Bald, so jedenfalls spekuliert man in Silicon Valley, könnte Uber seine Flotte auch für Lebensmittellieferungen einsetzen; oder eben als Bringdienst für all jene Dinge, die man bisher auch deshalb kaufte, damit man sie im Zweifelsfall sofort zur Hand hat: Grills, Leitern, Bohrmaschinen«, schrieb Harald Staun in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (22.12.2013). Den Erfolg von Firmen wie Airbnb oder Uber führt er darauf zurück, daß die Informationstechnik von heute Lebensbereiche erschließt, die bisher für eine Kommerzialisierung uninteressant waren. Ihre Arbeitsweise ermögliche jedem, auch noch seine Freizeit zu verkaufen…

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