Sharing-Economy oder Sozialstaat: Bringt Goethe-Institut endlich eine endgültige Berwertung der Sharing-Ökonomie?
Kurze Presseschau von Volker Bahl vom 19.6.2016
Nun hat es das Goethe-Iinstitut „final“ in Angriff genommen das Teilen und Tauschen – die „Share-Ökonomie“ in seiner Rolle einer „endgültigen“ Bewertung – oder gar Akzeptanz – zuzuführen (https://www.goethe.de/resources/files/pdf81/Pressemappe_gesamt_PK_Weimar.pdf?wt_sc=pressemappe ).
Die TAZ konnte die zentrale Bedeutung dieses so modernen Ansinnens mit der Historikerin Ute Frevert, (https://www.perlentaucher.de/autor/ute-frevert.html ) ansprechen, die dort in Weimar einen Vortrag zum Thema „Vertrauen in Teilen und Tauschen“ hielt, und dabei dem ganzen „Unternehmen“ Share-Economy skeptisch gegenüberstand, denn die Währung der Sharing-Economy ist nicht Vertrauen, sondern Geld (http://www.taz.de/!5304677/ ).
Sympathisch „old-fashioned“ erklärte sie gegenüber der TAZ die Share-Economy so: Ich halte es lieber mit dem auf dem Solidaritätsprinzip beruhenden Sozialstaat – so unvollkommen er auch immer sein mag.
Und das macht auch den großen – allgemein-gesellschaftlichen Großkonflikt deutlich: der neoliberale Zeitgeist möchte den Angriff auf den Sozialstaat noch weiter verstärken – und damit den Menschen das nicht weiter auffallen soll, gibt es eben die Share-Economy: Organisiert es eben für euch selbst – eben auch vor dem Hintergrund,dass mit der immer weiteren Durchsetzung des Neoliberalismus die Angst davor ökonomisch ins Hintertreffen zu geraten, zugenommen hat. Und dabei ist es einfach zu sexy, das Wort Vertrauen mit heranzuziehen: Vertrauen ist einfach ein Wohlfühlwort, hat einen warmen emotionalen Glanz, mit dem sich alle schmücken wollen.
Dabei ist interessant, dass gerade das Goethe-Institut in Weimar – also im ökonomisch schwierigeren Teil Deutschlands – diese Großveranstaltung zum „Teilen und Tauschen“ durchgeführt hat. (http://www.goethe.de/pro/kswe/KSW_Programm_Stand_05_2016.pdf )
Und Ute Frevert hat dann noch am 2. Juni um 11.30 Uhr mit Eva Illouz über die „Paradigmen des Sharings“ diskutiert.
Dabei – aber vielleicht sollte das hiermit ja nachgeholt werden – wurden „wir“ nie gefragt, ob „wir“ das überhaupt wollen – gerade so in der Ablösung des Sozialstaates. (http://www.taz.de/!5066333/ ) Und ob es nicht gerade meist die Falschen sind, die sich dieses Geschäftmodells bemächtigen? (http://www.taz.de/!5207752/ )
Und der Tagesspiegel hatte auch die bisherigen Beispiele als nicht gerade „vorbildhaft“ beleuchtet: Siehe die falschen Versprechen der Sharing-Economy (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/zwischen-teilen-und-business-model-die-falschen-versprechen-der-sharing-economy/12622320.html ). Umfassend hatte sich dann auch die FAZ des Wertes des Teilens angenommen: (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/share-economy-vom-wert-des-teilens-13990987.html )
So bleibt also ein sehr zwiespältiges Bild dieses „Geschäftsmodells“, das wohl mehr dazu beitragen soll, über die bestehenden gesellschaftlichen und sozialen Probleme hinwegzusehen bzw. sie wieder einmal nur betriebswirtschaftlich anzugehen, statt sie zu lösen (http://www.deutschlandfunk.de/sharing-economy-fluch-und-segen-der-oekonomie-des-teilens.724.de.html?dram:article_id=303971 ).
Wenn auch dieses Teilen und Tauschen längst kein Nischenproblem mehr ist.
P.S.: Schade, denn mit einem bedingungslosen Grundeinkommen könnten diese Probleme angemesser angegangen werden, wenn man so „zukunftsfähig“ denkt – und den Sozialstaat für die Lösung der sozialen Probleme im Industriezeitalter hielt – und im Zeitalter der heraufziehenden Digitalisierung der Arbeit eben dieses Grundeinkommen. (als Grundkonzept) (https://www.labournet.de/category/politik/fetisch/existenzgeld/)