Unser schicker Kapitalismus mit tödlichem Antlitz – Schuld an der Corona-Krise sind die Finanzoligarchie, die Politiker und wir: Denn die Globalisierung zugunsten der Oberschicht beruht auf Ausbeutung und Umweltzerstörung

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im Shitstorm„… Die Corona-Krise zeigt in bislang unbekanntem Maße die Störanfälligkeit unserer Gesellschaft und insbesondere ihre „lebenserhaltende Abhängigkeit von der größten und mächtigsten Diktatur der Erde“: von China, das offenbar im Begriff ist, sich einem Orwellschen Fantasiestaat anzunähern. (…) Die richtige Frage in diesem falschen Spiel lautet: Warum riskiert der Westen solche Abhängigkeiten? Diese Frage zu beantworten, scheint mir auf peinliche Weise einfach. Auslagerung der Produktion ist für das Kapital deshalb eine Option, weil diese Auslagerung unglaubliche Profite bringt – allerdings auf Kosten der anderen. Unternehmen lagern Produktion aus, weil die Näherin in Äthiopien für 1,50 Dollar am Tag näht, weil Arbeitsschutzvorschriften in Pakistan nicht eingehalten werden müssen, weil Umweltvorschriften in China umgangen werden können. Darunter leiden Menschen, egal ob Chinesen, Pakistani oder Afrikaner. Der Sinn der Globalisierung besteht ja – aus der Perspektive des Profits – gerade darin, die Produktion in Länder zu verlagern, in denen die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur ohne allzu große staatliche Behinderung stattfinden kann, aus welchen Gründen auch immer. Sie zielt geradezu auf Staaten, die auf diese oder jene Weise die Sorge um Mensch und Umwelt vernachlässigen oder vernachlässigen müssen. Und auch wenn ganz große Gewinnmargen an Fonds, Manager und dubiose Zwischenhändler gehen, muss man sagen, dass unser sogenannter Wohlstand zumindest zu einem Teil auf brutaler Ausbeutung und Umweltzerstörung beruht – ein Wohlstand, der übrigens auch nur bei einer Hälfte der Bevölkerung ankommt: bei der oberen. (…) Die große Flüchtlingskrise von 2015 war ein Vorschein dessen, was die Welt in der Zukunft erwarten könnte. Covid-19 ist eine kleine Erweiterung dieser Perspektive. Die Kosten der Globalisierung haben bisher immer die Ärmsten getragen. Die Katastrophen fanden immer woanders statt. Dass die Folgen unserer Wirtschaftsweise nun allmählich und, seien wir ehrlich, in noch abgemilderter Form auf uns zurückkommen, ist nur folgerichtig. Wenngleich hierbei von Gerechtigkeit nicht die Rede sein kann, denn auch dieses Mal wird die Krise wieder die Ärmsten am stärksten treffen – die Ärmsten in den armen Länder, aber auch den ärmeren Teil der Bevölkerung in Europa: diejenigen, die den Laden am Laufen halten, die nicht privat versichert sind und keine Ärzte in der Bekanntschaft haben. Zumindest aber spürt auch eine Oberklasse zum ersten Mal den Hauch einer Katastrophe…“ Beitrag von Eugen Ruge vom 7. April 2020 in der Zeit online externer Link

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