Pandemie des Hungers – Die Zunahme von Mangelernährung und lebensbedrohlichen Elend
„Hunger war schon immer ein steter Begleiter des Kapitals in seiner rund dreihundertjährigen Expansionsgeschichte. (…) Infolgedessen wäre es verfehlt, die gegenwärtige Zunahme von Hunger und Mangelernährung in vielen Teilen der Welt monokausal auf die Pandemie zurückzuführen. Die Unfähigkeit des kapitalistischen Weltsystems, eine effiziente Pandemiebekämpfung zu organisieren, ohne dass Millionen im Elend versinken, verstärkt nur bereits gegebene Tendenzen. (…) Die Zahl der unterernährten Menschen könnte sich laut Schätzungen in diesem Jahr aufgrund der Pandemie sogar verdoppeln. Der Welthungerindex bezifferte die Zahl der Hungernden im vergangenen Jahr sogar auf 822 Millionen. (…) Der Krisentheoretiker Robert Kurz sprach vom „Kartoffelstandard“, auf den das Kapital immer wieder seine Lohnabhängigen drückt (…) Global betrachtet, scheint diese jüngste kapitalistische Hungerkrise die physische Existenz von Hunderten Millionen Menschen zu gefährden. (…) Der ökonomische Fallout der Pandemie kommt somit einem marktvermittelten, kapitalistischen Massenmord gleich – während Millionen Tonnen an Lebensmitteln wegen mangelnder Marktnachfrage vernichtet werden. Zugleich aber zerstört der kapitalistische Wachstumswahn die ökologischen Grundlagen der menschlichen Zivilisation, sodass die Folgen der sich immer deutlicher abzeichnenden Klimakrise die künftige Ernährungslage der Menschheit noch zusätzlich erschweren werden.“ Beitrag von Tomasz Konicz vom 20. Dezember 2020 bei Telepolis