Ist eine gesunde Wirtschaft nur um den Preis kranker Menschen möglich?
„Studien können inzwischen recht genau die Auswirkungen von Egoismus, Konkurrenz und Materialismus auf den Menschen feststellen. Ein Blick auf die Ergebnisse sollte sehr nachdenklich stimmen. Der US-amerikanische Sachbuchautor Dinesh D’Souza erklärte selbstgewiss: „Einige Kritiker werfen dem Kapitalismus vor, ein egoistisches System zu sein. Aber der Egoismus ist nicht im Kapitalismus – er ist in der Natur des Menschen.“ Die Überzeugung, die Natur des Menschen sei egoistisch, konkurrenzorientiert und materialistisch ist durchaus weit verbreitet. Ebenso wie die damit verbundene Ansicht, der Kapitalismus entspreche der Natur des Menschen. (…) Dass ein Leben entlang der Maximen des Kapitalismus eben genau nicht zu Zufriedenheit und Wohlbefinden führt, ist nur vordergründig ein Fehler im System. Denn nichts ist gefährlicher für den Kapitalismus, der auf ständigem Wachstum basiert, als Stillstand, als Genügsamkeit, als ein zufriedener Mensch. (…) Aber auch das Argument, dass Egoismus, Konkurrenzorientierung und Materialismus vielleicht nicht der menschlichen Natur entsprechen, der Kapitalismus aber schlicht die geeignetste Wirtschaftsform für den Menschen sei, kann nur wenig überzeugen, denn der Kapitalismus muss eben genau diese Eigenschaften fordern und fördern. Vor fast einem halben Jahrhundert stellte Erich Fromm in seinem Hauptwerk „Haben oder Sein“ dem Kapitalismus daher eine eindeutige Diagnose aus, indem er darauf hinwies, dass im Kapitalismus „eine gesunde Wirtschaft nur um den Preis kranker Menschen möglich ist.“ Aber es gibt auch eine positive Nachricht. Zahlreiche Studien belegen nämlich auch, dass Altruismus, Kooperation und Genügsamkeit eine sehr wirksame Arznei für Körper und Seele des Menschen ist…“ Beitrag von Andreas von Westphalen vom 13. April 2020 bei Telepolis