Acht Argumente gegen Rentenerhöhungen – die alle falsch sind. Der DGB erklärt, warum die Rente mit den Löhnen steigen muss – zur „Haltelinie von 48 Prozent“?

Unter der Lupe: RentenarmutArbeitnehmer*innen verdienen eine gute Rente. Die Höhe der Rente muss für das gewohnte Leben und die aktuelle Wohnung reichen. Für den DGB ist klar: Das Rentenniveau darf nicht unter 48 Prozent sinken und muss wieder angehoben werden, auf etwa 50 Prozent. Unstrittig ist auch: Die Renten müssen wie die Löhne steigen. Aktuell möchte die neue Bundesregierung jedoch den sogenannten Nachholfaktor wieder anwenden bei geplanten Rentenerhöhungen: Die Ampel tritt bei der Rente auf die Bremse. Damit würden die Renten wieder deutlich langsamer steigen als die Löhne. Die Debatte um den Nachholfaktor läuft schon lange und mit den immer wieder gleichen falschen Behauptungen. Der DGB zeigt acht aktuelle Argumente dazu auf und widerlegt sie…“ DGB-Klarstellungen vom 20. Januar 2022 externer Link

„… Falsches Argument 1: Um die Beitragszahlenden nicht übermäßig zu belasten, dürfen die Renten nicht stärker steigen als die Löhne. Mit diesem Argument wird suggeriert, dass die Renten stärker steigen würden als die Löhne. Fakt ist, dass die Renten in den letzten zwanzig Jahren zwar um rund 35 Prozent, die Löhne aber um rund 48 Prozent gestiegen sind. Und auch bis 2035 erwartet die Bundesregierung, dass die Löhne zwar um 53 Prozent steigen, die Renten aber sollen mit 37 Prozent deutlich langsamer steigen. (…) Falsches Argument 2: Damit die Rente gerecht bleibt, muss die neue Bundesregierung den Nachholfaktor wieder einsetzen. Fakt ist, schon heute müssen Beschäftigte für eine auskömmliche Alterssicherung deutlich mehr zahlen als die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung, beispielsweise für eine „Riester-Rente“. Jede dauerhafte Begrenzung des Beitragssatzes zur Rentenversicherung erhöht ihre Kosten für die private Alterssicherung. (…) Falsches Argument 3: Der Nachholfaktor wurde während der Finanzkrise 2008 und 2009 eingeführt, um die Rentenanpassungen zu verstetigen. Fakt ist: Der Nachholfaktor wurde 2007 im Rahmen der Rente mit 67 eingeführt, damit die Renten langsamer steigen als die Löhne. (…) Falsches Argument 4: Aufgrund der Lohnentwicklung 2020 hätte die Rente im Jahr 2021 rechnerisch um 3,25 sinken müssen. Die Rentengarantie hat das verhindert. Diese Aussage legt nahe, die Minus 3,25 Prozent hätten sich aus der Lohnentwicklung ergeben. Fakt ist: Diese Schilderung ist irreführend und falsch. Nur knapp 0,3 Prozentpunkte sind dem Rückgang der Löhne in 2020 geschuldet. (…) Falsches Argument 5: Mit wieder eingesetztem Nachholfaktor würden die Renten 2022 trotzdem voraussichtlich um über 2,5 Prozent erhöht. Fakt ist: Die Rentenerhöhung in 2022 bliebe bei reaktiviertem Nachholfaktor weit hinter der maßgeblichen Lohnentwicklung zurück. Die Rente müsste dieses Jahr, soll sie entsprechend der Löhne steigen, um rund 5 Prozent erhöht werden. (…) Falsches Argument 6: Selbst wenn der Nachholfaktor noch vor der Rentenanpassung 2022 wiedereingesetzt würde, bliebe bis Ende 2025 das Sicherungsniveau der Rente innerhalb der geltenden Haltelinie von 48 Prozent. Fakt ist: Der wiedereingesetzte Nachholfaktor würde dafür sorgen, dass die Renten ab 2026 langsamer steigen als nach geltendem Recht und damit das Rentenniveau stärker sinkt. Damit würde die Haltelinie von 48 Prozent faktisch unterlaufen. (…) Falsches Argument 7: Die Renten sollten nicht stärker steigen als die Löhne. Fakt ist: Die Renten steigen nicht schneller als die Löhne. Kurzfristige „Sprünge“ sind Sondereffekten geschuldet wie beispielsweise der Kurzarbeit oder dem Korrekturfaktor. (…) Falsches Argument 8: Neben dem Beitragssatz der Rentenversicherung steigt auch automatisch und erheblich der Bundeszuschuss für die Rente aufgrund der Corona-Pandemie. (…) Fakt ist: Die Rentenversicherung ist hervorragend durch die Krise gekommen. In 2021 hat sie mehr eingenommen als ausgegeben, die Rücklagen sind leicht gestiegen…“

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=197202
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