Schuldenreport: Hilfsorganisationen dringen auf Schuldenerlass für ärmere Länder
„Wegen pandemiebedingter Einbrüche der Wirtschaft und ausbleibender Einnahmen hat sich die Schuldenkrise in vielen ärmeren Ländern verschärft. Das gefährdet auch die Gesundheitsversorgung und den Kampf gegen den Klimawandel, warnen Hilfsorganisation. Weniger Geld für Bildung, Gesundheit und die Armutsbekämpfung: Die Corona-Pandemie hat die Schuldenkrise armer Länder weiter verschärft. (…) Laut dem von dem katholischen Hilfswerk Misereor und der Initiative Erlassjahr.de erstellten Bericht sind 135 der 148 untersuchten Staaten kritisch verschuldet. Davon seien 39 Staaten besonders akut von Überschuldung bedroht, etwa Angola, Sri Lanka oder Tunesien. Das seien dreimal so viele Länder wie vor dem Beginn der Corona-Pandemie (…) Die Zahl der kritisch verschuldeten Länder sei von einem „ohnehin hohen Niveau“ nochmal gestiegen…“ Meldung vom 27. Januar 2022 beim MiGAZIN zum Schuldenreport 2022 , siehe dazu:
- Schuldenreport 2024: Die offenen Adern des Südens. Fast die Hälfte der Menschheit lebt in Ländern, die mehr für ihren Schuldendienst ausgeben als für Bildung oder Gesundheit
„Das Problem ist erkannt, gebannt ist es nicht: Kommende Woche findet vom 17. bis 19. April in Washington die turnusmäßige Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank statt. Dort stehe die Überprüfung der Schuldentragfähigkeitsanalysen auf der Agenda, sagte Kristina Rehbein am Dienstag bei der Vorstellung des Schuldenreports 2024, den das deutsche Entschuldungsbündnis Erlassjahr.de alljährlich zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Misereor herausgibt. »In der Vergangenheit sind die Schuldentragfähigkeitsanalysen viel zu optimistisch ausgefallen«, beschreibt die politische Koordinatorin von Erlassjahr.de das Problem. Zu optimistisch heißt, den verschuldeten Ländern wurde mehr Schuldendienst aus Zins- und Tilgungszahlungen abverlangt, als sie tragen konnten – das ging zu Lasten von Bildung, Gesundheit und der Armutsbekämpfung. Von der Frühjahrstagung erhofft sich Rehbein deswegen eine ehrliche Debatte und eine Überarbeitung der Schuldentragfähigkeitsanalysen. Fortschritte erhofft sich Rehbein auch beim Runden Tisch zur Schuldenerleichterung, der beim IWF angesiedelt ist. Vor allem die Frage, wie private Gläubiger bei Schuldenerlassen einbezogen werden können, steht dort erneut zur Diskussion. Beim Schuldenmoratorium für die 73 ärmsten Länder während der Corona-Pandemie, das Ende 2021 auslief, hatten sich die privaten Gläubiger verweigert und als Trittbrettfahrer profitiert, denn teilweise flossen die durch das Moratorium frei gewordenen Mittel nicht in die Armutsbekämpfung sondern in die Taschen der privaten Gläubiger. (…) Der UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnet diese Abwärtsspirale als «systemisches Versagen» der Weltgemeinschaft. Der Schuldendienst drängt viele hochverschuldete Länder zudem dazu, massiv zu exportieren – denn nur über einen Außenhandelsüberschuss können sie die nötigen Devisen erwirtschaften. Dies zwingt die Staaten vielfach zu drastischen Maßnahmen: Der Konsum der eigenen Bevölkerung wird beschränkt, Nachhaltigkeitskriterien und Arbeitsrechte in der Produktion werden vernachlässigt, die Natur wird einem System neokolonialer Ausbeutung geopfert. Diese Zusammenhänge machen deutlich: Die globale Schuldenkrise ist eine der wesentlichen Ursachen für Hungersnöte und ein maßgeblicher Grund, warum die Ziele für nachhaltige Entwicklunge (SDGs) nicht erreicht werden. Der Schuldenreport 2024 macht dies nachdrücklich klar.“ Artikel von Martin Ling vom 9. April 2024 in Neues Deutschland online zum 58-seitigen Schuldenreport 2024 als kostenloser Download bei erlassjahr.de