[Obdachlos oder wohnungslos? Würdelos!] „Dein Obdach ist nicht hier“

Dossier

Homelessness is not a crimeMindestens 678.000 Menschen gelten in Deutschland als wohnungslos, komplett auf der Straße leben mehr als 40.000. Über die Verlierer im Irgendwo der Wohlstandsgesellschaft (…) Obdachlos oder wohnungslos? Offizielle Zahlen gibt es nicht. Wieso eigentlich nicht? Die Angaben für Deutschland schwanken zwischen 350.000 und einer Million. Das hängt auch damit zusammen, wie man Obdachlosigkeit definiert (…) Als „wohnungslos“ gelten die, die zwar keine eigene Wohnung haben, aber dennoch einen Schlafplatz in einer Notunterkunft, im Frauenhaus oder einer ähnlichen Einrichtung finden. (…) Knapp gewordener Wohnraum und steigende Mieten sind ein krasser Teil der Zumutungen, die diese Gruppe besonders empfindlich trifft. Nicht kleinzubekommen ist offenbar darüber die Geringschätzung, unter der Obdachlose leiden. (…) Immer mehr Plätze werden derweil gezielt so umgestaltet, dass sich Obdachlose nicht mehr wohlfühlen…“ Artikel von Arno Kleinebeckel vom 23. Dezember 2021 bei Telepolis externer Link mit vielen Beispielen aus verschiedenen Städten… Siehe dazu:

  • Toolkit gegen Obdachlosigkeit: Wohnungslosigkeit auf Rekordniveau. OECD vergleicht Strategien gegen Obdachlosigkeit und verspricht Lösungen per Werkzeugkasten New
    „Immer mehr Mieter in Deutschland müssen über ein Drittel ihres Einkommens für die Miete ausgeben. Selbst Besserverdiener haben inzwischen erhebliche Probleme, eine Wohnung zu bekommen. Entsprechend gebeutelt sind diejenigen, die eh nichts haben. Vor kurzem veröffentlichte Zahlen lassen aufhorchen: Immer mehr Menschen werden obdachlos. Allein in der BRD lag die Zahl der registrierten Wohnungslosen im vergangenen Jahr bei rund 532.000 Menschen, so der von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Wohnungslosenbericht 2024. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Berlin hat sich Gedanken darüber gemacht, wie hier Linderung geschaffen werden kann: Am Montag stellte sie der deutschsprachigen Öffentlichkeit ein Werkzeugset, ein »Toolkit«, vor, das verspricht, Wohnungslosigkeit effektiv zu bekämpfen. (…) Das vom OECD-Politikanalysten Ali Bargu vorgestellte Toolkit gegen Wohnungslosigkeit enthält insgesamt neun Bausteine. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Aspekten »Prävention priorisieren«, »langfristige Sicherung von Wohnraumlösungen (inkl. Housing First)« und »niedrigschwellige, angepasste Serviceangebote«. Was ist damit gemeint? »Prävention priorisieren« heißt, so Bargu, dass Wohnungslosigkeit erst gar nicht entstehen soll. So sollen zum Beispiel in Schulen Umfragebögen verteilt werden, um auf Kinder aufmerksam zu werden, die von Wohnungslosigkeit bedroht sein könnten. Der »Elefant im Raum«, so Bargu, sei Housing First: Statt einer Notunterkunft soll dem Obdachlosen eine dauerhafte Wohnung ohne bindende Konditionen bereitgestellt werden. Das heißt, Obdachlose müssen vorab keine verpflichtenden Beratungsprogramme in Anspruch genommen oder ihren Drogenkonsum beendet haben. Mit »niedrigschwelligen, angepassten Serviceangeboten« seien »kleine Lösungen« gemeint, die Wohnungslose direkt erreichen. So soll die Stadt Den Haag vor dem Rathaus Briefkästen für die Obdachlosen eingerichtet haben, um sie bei Leistungsansprüchen kontaktieren zu können. Im anschließenden Expertengespräch wurde deutlich, dass auch Housing First von den Rahmenbedingungen vor Ort abhängt. (…) Die Diskussion machte deutlich, dass das Kernproblem bleibt: Wie soll Obdachlosen Wohnraum zur Verfügung stehen, wenn dieser knapp und teuer ist – und an diesem Mangel ein gewisses Interesse besteht? So äußerte sich der Stadtplaner Frank Eckhardt am Dienstag im Tagesspiegel: »Für einen Investor macht es keinen Sinn, ein Haus mit fünf Zweizimmerwohnungen zu bauen. Das rentiert sich nicht. Da baut man lieber große Apartmentwohnungen, die man einfacher und schneller vermieten oder verkaufen kann.«“ Artikel von Max Ongsiek in der Jungen Welt vom 15. Januar 2025 externer Link
  • Housing First: Zuerst ein Dach über dem Kopf. 
    Wohnungslosigkeit in Deutschland steigt. Wien und Zürich zeigen, wie sich das durch Prävention und langfristige Planung ändern kann
    1992, Manhattan, New York, USA: Die Organisation Pathways Housing nimmt in einer Tageseinrichtung, in der Obdachlose essen, sich wärmen und waschen können, ihre Arbeit auf. Von dort aus entwickelt sie das Konzept Housing First, zu Deutsch »Unterbringung zuerst«. Die Idee: Betroffene Menschen erhalten ein unbefristetes Mietverhältnis, mit allen zugehörigen Rechten und Pflichten. In weiterer Folge können sie, selbstbestimmt, durch Sozialhilfe unterstützt werden, um sich um andere Problemlagen im Leben zu kümmern. Wohnen als Menschenrecht – dafür setzen internationale Leuchtturmprojekte vor allem auf Prävention und langfristige Planung. Das Konzept ist mittlerweile auch ein integraler Teil des Kampfes gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit in Europa und des Ziels der Lissabonner Erklärung von 2021, Obdachlosigkeit in der EU bis 2030 zu überwinden. Wohnungslos sind jene, die in staatlichen Unterkünften oder bei Bekannten unterkommen. Obdachlos, also auf der Straße, leben in EU- und OECD-Staaten derzeit um die zwei Millionen Menschen, so Ali Bargu, sozialpolitischer Referent der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). »Dabei handelt es sich um die extremste Form von Armut, die ein hohes gesundheitliches und psychisches Risiko mit sich bringt«, stellt er fest. Das zeigt sich auch im neuen Wohnungslosenbericht der deutschen Regierung. Laut ihm verdoppelte sich die Zahl Wohnungsloser von 2022 bis 2024 auf über 500 000 Menschen. Etwas mehr als die Hälfte der verdeckt Wohnungslosen, die bei Bekannten unterkommen, und gute zwei Drittel der Wohnungslosen ohne Unterkunft hatten demnach eine langfristige und dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung. 56 Prozent der Wohnungslosen ohne Unterkunft litten nach eigener Einschätzung an einer dauerhaften psychischen Beeinträchtigung, unter den verdeckt Wohnungslosen waren es 44 Prozent. (…) Damit Housing First funktioniert, muss es als allumfassendes Konzept angelegt werden und so auch gesundheitspolitische Maßnahmen umfassen, so Bargu. Er nennt als Beispiel ein Projekt in Den Haag in den Niederlanden. Dort hatten Obdachlose zwar Anspruch auf medizinische Versorgung, konnten diese ohne Melde-Adresse aber nicht wahrnehmen. Vor dem Rathaus wurden deswegen Postkästen aufgestellt, an die Menschen ohne Wohnadresse ihre Gesundheitskarten senden lassen konnten. Wien in Österreich hat wiederum mit seinem breit aufgestellten sozialen Wohnbau gute Grundvoraussetzungen für Housing First geschaffen. Etwa die Hälfte der Bewohner*innen lebt in geförderten Wohnungen, die zu vergünstigten Preisen direkt von der Stadt vermietet oder über gemeinnützige Wohnbauträger von der Stadt gefördert werden und deswegen Mietpreisdeckel haben. (…) Im Schweizer Zürich mit seinen rund 420 000 Einwohner*innen dagegen, so erzählt es Kilian Koch von Housing First Zürich, leben derzeit etwa zwei Dutzend Obdachlose. (…) Zurück nach New York: Hier zeigt sich, was passieren kann, wenn die Maßnahme nicht als umfassendes Konzept integriert wird. 2023 lebten dort 90 000 Menschen auf der Straße. Im selben Jahr erreichte die Obdachlosigkeit landesweit ihren traurigen Höhepunkt. Heute erinnert kaum jemand daran, dass Housing First seinen Ursprung im US-Epizentrum der Krise hatte. Die Leuchtturmprojekte befinden sich anderenorts.“ Artikel von Sarah Yolanda Koss vom 13. Januar 2025 in Neues Deutschland online externer Link

  • Zweiter Wohnungslosenbericht der Bundesregierung liegt vor: Ausmaß von Wohnungslosigkeit hat zugenommen: 2024 gibt es rund 531.000 wohnungslose Menschen in Deutschland
    Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Wohnungslosenbericht 2024 vorgelegt. Mit diesem wird nach 2022 zum zweiten Mal ein gesamtdeutscher Überblick über die Situation wohnungsloser Menschen vorgelegt. Der Bericht enthält Informationen und Analysen über Umfang und Struktur von Wohnungslosigkeit im Bundesgebiet. Laut der Statistik und der empirischen Erhebung waren Ende Januar/Anfang Februar 2024 rund 439.500 Personen im System der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht, weitere rund 60.400 Personen bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten untergekommen (verdeckt wohnungslose Personen). Rund 47.300 Personen lebten auf der Straße oder in Behelfsunterkünften.
    Hier geht es zu dem Bericht: https://t1p.de/p989k externer Link
    Dazu eine Einschätzung vom Pari: https://t1p.de/4xs7l externer Link
    und eine PM der BAG-W: https://t1p.de/9kt3t
     externer Link“ Aus dem Thomé Newsletter 01/2025 vom 12.01.2025 externer Link
  • Deutlich mehr Straftaten: Viel Gewalt gegen Obdachlose – Zunahme auch bei Menschen mit Behinderung
    „Die Zahl der Gewalttaten gegen Obdachlose ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Dies geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsabgeordneten Susanne Hennig-Wellsow hervor, die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vorlag. Demnach verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr 2122 Straftaten gegen Menschen mit dem »Opfermerkmal Obdachlosigkeit« in Deutschland – 2018 waren es noch 1560 Fälle gewesen. Leicht zugenommen hat zudem die Zahl der Straftaten gegen Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung. 2018 waren es laut Innenministerium 5120 Fälle, 2023 lag die Zahl bei 5402. Im April 2021 gab es in einem Potsdamer Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung einen besonders erschütternden Vorfall. Eine Pflegerin tötete vier Bewohner, während eine weitere Bewohnerin nur durch eine Notoperation gerettet werden konnte. Die Täterin wurde später wegen vierfachen Mordes verurteilt. Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren rund 11 000 Straftaten an Obdachlosen und etwa 30 000 an Menschen mit Behinderung verübt. Zuerst hatte über die Daten das Magazin »Stern« berichtet. (…) Im »Stern« forderte die Abgeordnete [Susanne Hennig-Wellsow] »eine nationale Gewaltschutz-Strategie für diejenigen, die unseren Schutz brauchen«.“ Meldung vom 3. Oktober 2024 in Neues Deutschland online externer Link

  • Wohnungslosigkeit: »Das Leben auf der Straße ist teuer«
    Ilse Kramer von der Selbstvertretung Wohnungsloser Menschen setzt den Wohnkampf auf die Tagesordnung (…)
    Eine Unterkunft macht viel mit dem Selbstwert, mit dem Sicherheitsgefühl und ändert auch für bürokratische Vorgänge einiges. Ich habe mich zum Beispiel an unserem Papier für den »Mehrbedarf« beteiligt. Dabei ging es darum, dass das Leben teuer ist, wenn man auf der Straße lebt. Bis Hartz IV eingeführt wurde, gab es in Deutschland in den großen Städten eine besondere Sozialhilfe, an die sich kranke Menschen, jene mit wenig Geld oder Rentner wenden konnten. Sie haben dann 20 Prozent Mehrbedarf bekommen. (Schwangere, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung oder jene, die aus medizinischen Gründen eine besondere Ernährung brauchen, haben auch bei Hartz IV und Bürgergeld Anrecht auf Mehrbedarf. Der Mehrbedarf liegt zwischen 12 und 60 Prozent des Regelsatzes, Anm. d. Red.) Eine meiner Ideen wäre gewesen, das wieder aufleben zu lassen. Aber ich denke, da werde ich bei den Politikern in diesem Land gegen verschlossene Türen rennen.
    [Das hat sich Ihrer Wahrnehmung nach auch mit der Einführung des Bürgergeldes nicht geändert?]
    Nein. Die Sozialhilfe unterscheidet zwischen Lebensunterhalt und Kosten der Unterkunft. Wenn Menschen keinen festen Wohnsitz haben, bekommen sie auch keine Unterkunftskosten bezahlt. Sie haben aber andere Mehrkosten als Menschen mit Unterkunft. Ein Mensch muss ungefähr sechs- oder siebenmal am Tag auf die Toilette. Dafür musst du als wohnungslose Person bezahlen. Im Kaufhaus 50 Cent, bei der öffentlichen Toilette einen Euro. Das Gleiche gilt fürs Duschen oder Wäschewaschen. Eine wohnungslose Person muss zweimal die Woche in den Waschsalon, das kostet auch wieder 16 Euro. Wenn wir in den Wohnungen merken, dass das Leben teurer wird, wird es auf der Straße bedeutend teurer. Deswegen fordern wir einen pauschalen Zuschlag von 70 Prozent als Unterkunftsbeitrag für Menschen ohne festen Wohnsitz
    …“ Interview von Sarah Yolanda Koss vom 28.08.2024 in ND online externer Link
  • Nordrhein-Westfalen: So viele Wohnungslose wie noch nie – Landessozialministerium schiebt es auf ukrainische Kriegsgeflüchtete, nicht auf Eigenbedarfskündigungen
    „Die Zahl der Wohnungslosen in Nordrhein-Westfalen ist so hoch wie noch nie. Das teilte das zuständige Sozialministerium des Landes mit. Demnach hatten bis Ende Juni dieses Jahres insgesamt 108.590 Menschen und damit knapp 39 Prozent mehr Menschen an Rhein und Ruhr keine reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, dass „Wohnungslosigkeit nach Hunger die schlimmste Form von Armut“ ist. Wie das CDU-geführte Sozialministerium in Düsseldorf auf Anfrage weiter berichtet, ist der deutliche Anstieg der Zahl der wohnungslosen Menschen seit 2022 mit den „anhaltenden Fluchtbewegungen, insbesondere aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine“ zu erklären. (…) Sozialpädagoge Johannes Dörrenbächer von der Wohnungslosen- und Obdachlosenhilfe fiftyfifty mit Sitz in Düsseldorf merkt allerdings an, dass zumindest in Düsseldorf vermehrt Menschen auch unter dem freien Himmel schlafen. Darunter seien wenige bis keine ukrainischen Geflüchteten. „Alleine auf die Fluchtbewegungen kann man den großen Anstieg der Wohnungslosenzahlen also nicht beziehen.“ Die Gründe für Wohnungslosigkeit sind laut Dörrenbächer „sehr unterschiedlich“. Er kritisiert die Wohnungspolitik der schwarz-grünen Landesregierung, die den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt weiterhin dem freien Markt überlasse. „Mit immer aggressiveren Methoden verdrängen Investoren Mieter:innen aus ihren Wohnungen. Häufig werden Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt und dann kann es zu Eigenbedarfskündigungen kommen. Das ist ein lukratives Geschäft für Investoren.“ (…) Eigenbedarfskündigungen häufen sich besonders im Raum Düsseldorf, berichtet Dörrenbächer. „Hier könnte das Bauministerium etwas unternehmen und einen sogenannten Genehmigungsvorbehalt beim Umwandeln von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen erlassen.“ Hinzu komme, dass Menschen, die Sozialleistungen erhalten, kaum Chance hätten, eine bezahlbare Wohnung in den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr zu finden. Und: Da die Zahl der Menschen mit psychischen Erkrankungen laut Berichten von unterschiedlichen Krankenkassen immer weiter steigt, sei diese Gruppe besonders von Wohnungs- und Obdachlosigkeit gefährdet, so Dörrenbächer…“ Artikel von David Bieber vom 30. Juli 2024 in der taz online externer Link („Nordrhein-Westfalen: So viele Wohnungslose wie noch nie“)
  • Ende Januar 2024 lebten fast 440.000 Menschen in Deutschland in Unterkünften (die anderen Wohnungslosen nicht erfaßt) – und es stehen 2.000 000 Wohnungen leer
    • Ende Januar 2024 rund 439 500 untergebrachte wohnungslose Personen in Deutschland
      „Zum Stichtag 31. Januar 2024 waren in Deutschland nach den Meldungen von Kommunen und Einrichtungen rund 439 500 Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat sich damit die Zahl gegenüber den Vorjahren weiter erhöht (2023: 372 000, 2022: 178 100). Der Anstieg der Zahl der untergebrachten wohnungslosen Menschen ist jedoch vor allem auf Verbesserungen der Datenmeldungen im dritten Jahr seit der Einführung der Statistik zurückzuführen. (…) Die Statistik erfasst wohnungslose Personen, die in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 2024 beispielsweise in überlassenem Wohnraum, Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht waren. Obdachlose Personen, die ohne jede Unterkunft auf der Straße leben, sowie Formen von verdeckter Wohnungslosigkeit (zum Beispiel bei Bekannten oder Angehörigen untergekommene Personen) werden nicht in der Statistik berücksichtigt (…) Zum Stichtag 31. Januar 2024 wurden 136 900 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in der Statistik erfasst (2023: 130 000). Mit knapp einem Drittel (31 %) aller untergebrachten Wohnungslosen bildeten sie – unterschieden nach der Staatangehörigkeit – wie bereits im Vorjahr die größte Gruppe in der Statistik (2023: 35 %). (…) 40 % der gemeldeten Personen waren jünger als 25 Jahre (2023: 38 %). Der Anteil der Personen im Alter ab 65 Jahren blieb mit 5 % unverändert gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt waren die am Stichtag 31. Januar 2024 untergebrachten Personen 31 Jahre alt. 55 % der untergebrachten wohnungslosen Personen waren Männer und 43 % Frauen (2023: 50 % Männer und 42 % Frauen). Für 2 % der Fälle wurde das Geschlecht mit „unbekannt“ angegeben. (…) Personen in Paarhaushalten mit Kindern bildeten mit 34 % (150 100 Personen) die größte Gruppe. 32 % (139 000) der gemeldeten Personen waren alleinstehend, 17 % (73 300) waren Alleinerziehenden-Haushalte, 8 % (33 500) sonstige Mehrpersonenhaushalte und 4 % (16 500) Paarhaushalte ohne Kinder. Bei 24 300 Personen (6 %) war der Haushaltstyp unbekannt…“ Destatis-Pressemitteilung Nr. 282 vom 15. Juli 2024 externer Link – siehe auch:
    • Nach den jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik stehen bundesweit fast 2 Millionen  Wohnungen leer! In Berlin sind es offiziell 40.000! (…) Viele Wohnungen werden dabei nicht mitgezählt: etliche Zweit-, Dritt- oder Ferienwohnungen stehen nicht zur Verfügung, obwohl Wohnraum so dringend benötigt wird! Wir fordern, dass dagegen jetzt radikal vorgegangen wird! Die Wohnungen denen, die sie brauchen!“ Tweet von Pankow gegen Verdrängung vom 16. Juli 2024 externer Link – siehe Wohnungen (Gebietsstand 15.05.2022) bei Zensus externer Link
    • Wohnungslose in Unterkünften: Vom Wohnungsmarkt übersehen
      Fast 440.000 Menschen leben in Deutschland in Unterkünften. Sie landen dort, weil es kaum Sozialwohnungen gibt – und sie stigmatisiert werden…“ Kommentar von Jasmin Kalarickal vom 16.7.2024 in der taz online externer Link
  • Tag der wohnungslosen Menschen am 11.9.2023: Die große Gefahr besteht in der Verstetigung der Wohnungslosigkeit, steigender Anteil von Familien
    Zum heutigen Tag der wohnungslosen Menschen stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) ihren aktuellen Jahresbericht zur Lebenslage wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen vor.
    Der in den letzten Jahren beobachtete Trend einer steigenden Anzahl von Klienten mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit in den Einrichtungen und Diensten der freien Träger hat sich nun bei etwa 30% stabilisiert. Dieser Wert liegt deutlich unter den Zahlen nicht-deutscher Klient:innen in der Statistik des Statistischen Bundesamtes zur Zahl der untergebrachten wohnungslosen Menschen: Im Jahr 2023 hatten etwa 80% der untergebrachten wohnungslosen Menschen eine nicht-deutsche Staatsangehörigkeit. Die Daten der Dienste und Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe zeigen, dass knapp 70% der akut wohnungslosen Menschen vorübergehend bei Freunden, Bekannten oder ihrer Herkunftsfamilie Unterkunft suchen, prekäre Mitwohnverhältnisse eingehen oder ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben. Diese Menschen sind in der Bundesstatistik der institutionell untergebrachten Personen nicht inkludiert. Rund 97% der akut wohnungslosen Menschen geben an, dass sie sich eine eigene Wohnung für sich oder ihre Familie, ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft oder alternative Wohnformen bzw. Unterbringung wünschen. „Ein sehr beunruhigender Höchstwert zeigt sich in diesem Jahr im Anteil der Familien, die im DzW erfasst wurden. Rund 11%, der Hilfesuchenden leben in Haushalten mit Kind(ern), darunter Alleinerziehende sowie Paare mit Kind(ern).“, so Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAG W…“ Meldung vom 11.9.2023 externer Link der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. zum Jahresbericht und weiteren Informationen
  • Schlafen statt Strafen: Protestcamp für Obdachlose ab 28. Januar an der Kampstraße in Dortmund 
    „Das wird mit Sicherheit für viel Aufsehen sorgen: Die Initiative „Schlafen statt Strafen“ will ein Protestcamp in der Dortmunder Innenstadt aufbauen. Dafür werden Zelte direkt vor der Katharinentreppe auf der Kampstraße aufgestellt. Das bestätigte die Initiative, auf Nachfrage von Radio 91.2. Starten soll das Protestcamp am Samstag, den 28. Januar. Geplant ist, dass die Zelte dann neun Tage aufgebaut bleiben. (…) Ziel der Aktion sei es, das Thema Obdachlosigkeit mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Die Initiative fordert unter anderem akzeptable und kostenlose Notunterkünfte für die geschätzt 900 wohnsitzlosen Menschen in Dortmund. Zudem brauche es kostenlose, öffentliche Toiletten und die Vertreibung obdachloser Menschen aus der Innenstadt müsse aufhören. Fünf bis Zehn Leute seien rund um die Uhr im Camp, heißt es. Je nach Wochentag werden es aber auch mal deutlich mehr. Außerdem ist jeder aufgerufen, sich dem Camp anzuschließen. Anlass für die Gründung von „Schlafen statt Strafen“ war die Ankündigung der Innenstadt-Händler einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren. Obdachlose Menschen sollten die Nächte nicht mehr in Haus- und Geschäftseingängen verbringen, um potenzielle Kunden nicht zu verschrecken.“ Meldung vom 18. Januar 2023 von und bei Radio 91.2 online externer Link („900 Menschen in Dortmund ohne Wohnsitz“), siehe den Aufruf:

    • Aufruf zum Protestcamp in der Dortmunder Innenstadt vom 28.1.-5.2.23
      Obdachlose Menschen werden in Dortmund massiv diskriminiert und ihrer Menschenwürde beraubt. Die Stadt Dortmund kommt ihren gesetzlichen Pflichten diesen Menschen gegenüber nicht nach, indem ihre Notunterkünfte nicht für alle Menschen kostenlos zugänglich sind, es dort keine Privatsphäre gibt, die hygienischen Bedingungen katastrophal sind und es insgesamt zu wenige Plätze für die geschätzt 900 obdachlosen Menschen in Dortmund gibt. Abseits der Notunterkünfte gibt es nur unzureichende Möglichkeiten und Programme, die Menschen langfristige Perspektiven auf eine eigene Wohnung und ein Leben in Würde geben würden. Darüber hinaus unternimmt die Stadt Dortmund alles, was sie kann, um obdachlose Menschen aus dem öffentlichen Raum, speziell aus der Innenstadt, zu verdrängen…“ Aufruf bei der Initiative „Schlafen statt Strafen“ externer Link
  • 263.000 Menschen ohne festen Wohnsitz: Bundesregierung legt ersten Wohnungslosenbericht vor 
    „Wenn ein Problem in Ausmaß und Struktur nicht erfasst wird, ist der Kampf dagegen zwecklos. Das soll sich in Bezug auf die Not von Menschen ohne eigene Wohnung nun ändern. Über eine Viertelmillion, rund 263 000 Menschen, sind hierzulande wohnungslos. Das geht aus dem am Donnerstag vom Bundessozialministerium veröffentlichten ersten Wohnungslosenbericht hervor. (…)  Laut dem Bericht teilt sich die Wohnungslosigkeit in verschiedene Kategorien auf. Demnach leben 37 400 Menschen ohne jede Unterkunft auf der Straße. Neben dem Leben auf der Straße zählt auch das langfristige oder dauerhafte Wohnen in Zelten oder Pkw, Abbruchhäusern oder Garagen dazu. (…) 49 300 Menschen sind laut dem Bericht verdeckt wohnungslos, kommen also vorübergehend bei Bekannten oder Familienangehörigen unter. Sie schlafen zwar in festen Wohngebäuden mit Zugang zu sanitären Einrichtungen, jedoch ohne eigenen Mietvertrag und daher in Abhängigkeitsverhältnissen. Auch sie sind häufig von Ausbeutung und Missbruch betroffen. Darüber hinaus sind sie, wie Obdachlose, durch das Fehlen eines eigenen festen Wohnraums bei der Teilhabe an Bildung, politischer Partizipation, Erwerbsarbeit und Sozialleben beeinträchtigt. 178 100 Menschen waren zum Stichtag Ende Januar 2022 institutionell untergebracht. Zusätzlich sind rund 6600 Kinder und Jugendliche in Deutschland wohnungslos. Von diesen leben rund 1100 gemeinsam mit ihren Eltern oder einem Elternteil auf der Straße und 5500 in verdeckter Wohnungslosigkeit. Werden mögliche Doppelerfassungen berücksichtigt, ergibt sich die Zahl von insgesamt knapp 263 000 Betroffenen. Der Bericht erhebt jedoch auf Grund der schwierigen Erfassung keinen Anspruch auf eine Gesamtschau. (…) Über die Hälfte der wohnungslosen Menschen hat sich erfolglos um Hilfe bemüht, um den Wohnungsverlust abzuwenden. Jeweils ein gutes Drittel hat das Jobcenter, die Stadt oder eine Beratungsstelle um Hilfe gebeten. Fast ein Viertel hat erfolglos versucht, mit den Vermietern zu verhandeln, und 16 Prozent wollten sich Geld leihen. (…) »Wenn die Ampelkoalition jetzt nicht schnell handelt, wird sie an ihren eigenen Ansprüchen, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden, garantiert scheitern«, stellte Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland am Donnerstag fest. Der Wohnungslosenbericht liefere wichtige Erkenntnisse. Allerdings sei die Dunkelziffer noch um einiges höher: »Es werden nicht alle Wohnungslose aus den genannten Gruppen erfasst und andere werden nicht als wohnungslos gezählt, die es aber sind: Frauen in Frauenhäusern, Menschen in Haftanstalten oder geflüchtete Menschen mit anerkanntem Bleiberecht, die in Asylbewerberunterkünften wohnen müssen, weil sie keine eigene Wohnung finden«, so Loheide.“ Artikel von Lisa Ecke vom 11. Dezember 2022 in Neues Deutschland online externer Link, siehe dazu:

Siehe auch zum Thema im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=196407
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