Tafel-Essen: Die Resteverteiler
„Armenspeisung in Deutschland: Der Andrang auf die sogenannten Tafeln wächst. Betreiber reagieren mit Ausschluss und strengerer Zuteilung.
Flüchtlinge, Obdachlose, Hartz-IV-Bezieher, aufstockende Rentner, arme Kinder: Die Schlangen an den Lebensmittelausgabestellen der Tafeln in Deutschland werden immer länger. Angebot und Nachfrage driften auseinander, der Kampf um die Reste der Wegwerfgesellschaft tobt längst. Die Mangelverwalter reagieren auf die wachsenden Probleme mit strengerer Zuteilung, Aufnahmestopps oder gar Sperren. »Wir sammeln ein und teilen aus«, wirbt die Essener Tafel im Internet. Doch längst nicht jeder, der seine Bedürftigkeit nachweist, darf sich in der Stadt für einen symbolischen Euro mit Nahrungsmitteln versorgen. »Wir haben eine Warteliste, und die ist lang«, erklärte der Vorsitzende der Essener Tafel, Jörg Sartor, im Gespräch mit junge Welt…“ Artikel von Susan Bonath in der jw vom 21.11.2014
- Aus dem Text: „… »Wir agieren wie ein mittelständisches Unternehmen«, räumte er ein. Die 120 Mitarbeiter, alles Ehrenamtliche, sammeln nicht nur die Spenden der Supermärkte ein. Sie prüfen auch Hartz-IV-Bescheide von Neuankömmlingen. Sie befinden darüber, wer eine Karte bekommt. Diese gilt für höchstens ein Jahr. Dann muss der »Platz« für andere geräumt werden. Nur im äußersten Ernstfall gibt es sogenannte Notkarten, die maximal sechs Wochen gültig sind, wie Sartor erläuterte. Dafür bräuchten die Hilfesuchenden allerdings Fürsprecher, wie Jugend- oder Sozialämter. Die Mitarbeiter teilen den Tafelgängern auch feste Abholtermine zu. Und sie entscheiden darüber, wer fliegt…“ Siehe dazu:
- Essener Tafel sperrt unzuverlässige Nutzer für ein Jahr
„1800 Einzelpersonen oder Familien erhalten bei der Essener Tafel Woche für Woche Lebensmittel. Wer dreimal bei der Lebensmittel-Ausgabe der Tafel fehlt, verliert seine Karte für ein Jahr. Angesichts des großen Andrangs müsse man streng sein, sagt der Tafel-Verein. Ein Betroffener sagt: „Ein Jahr Sperre ist zu hart…“ Artikel auf der westen.de vom 17.11.2014