[Social Justice Index der Bertelsmann-Stiftung] Trotz Aufschwung – Armutsrisiko bleibt hoch – Trübe Aussichten für junge Generationen in OECD-Ländern
„… Gut zehn Jahre nach Beginn der globalen Finanzkrise 2008 haben sich laut einer Studie die Arbeitsmärkte in vielen Industrieländern deutlich erholt. Das habe aber keine entscheidenden Auswirkungen auf die Armutsquoten, stellt eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in 41 Ländern der EU und OECD fest. In 25 Staaten stagniere das Armutsrisiko oder sei bis 2018 sogar gewachsen, heißt es in dem „Social Justice Index“. In dem Ranking zu sozialer Gerechtigkeit und Teilhabechancen kommt Deutschland auf Platz zehn.“ Agenturmeldung vom 5. Dezember 2019 beim ZDF – siehe dazu den Social Justice Index der Bertelsmann-Stiftung, des quasi Erfinders der Agenda 2010 und einen Kommentar:
- Social Justice Index: Trübe Aussichten für junge Generationen in OECD-Ländern
„… Mit Island und Norwegen stehen erneut die nordischen Länder auf den Spitzenpositionen in puncto sozialer Gerechtigkeit. Hier sind laut Untersuchung die Teilhabechancen für alle Menschen am stärksten ausgeprägt. Deutschland landet an zehnter Stelle. Die USA hingegen gehören mit dem 36. Platz klar zu den Schlusslichtern im Ranking. Auffallend an der Gesamtbilanz ist das Missverhältnis zwischen Arbeitsmarkt- und Armutsdaten. In fast allen Staaten waren 2018 deutlich mehr Menschen beschäftigt als auf dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise 2013. Auch die Arbeitslosigkeit ist in diesem Zeitraum in fast allen Ländern zurückgegangen. Spitzenreiter ist hier Tschechien mit einer Arbeitslosenquote von nur 2,3 Prozent. In Griechenland hingegen ist, trotz positiver Entwicklung, immer noch knapp jeder Fünfte arbeitslos (19,5 Prozent). Ungeachtet der insgesamt positiven Trends an den Arbeitsmärkten, hält sich das Armutsrisiko in vielen Ländern hartnäckig oder ist sogar gestiegen. So ist in Spanien beispielsweise die Beschäftigungsquote zwischen 2013 und 2018 von rund 55 auf 62 Prozent geklettert. Gleichzeitig ist das Armutsrisiko im selben Zeitraum um fünf Prozent auf 14,6 Prozent gestiegen. Am häufigsten von Armut bedroht sind Menschen in Israel (17,9 Prozent) und den USA (17,8 Prozent). (…) Sorgen bereitet unseren Autoren auch die Kluft zwischen Jung und Alt. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind in 27 der 41 EU- und OECD-Staaten – zum Teil deutlich – häufiger von Armut bedroht als die über 65-Jährigen. Interessanterweise gilt dieser Befund auch für Staaten mit ausgeprägten sozialen Sicherungssystemen. (…) Deutschlands gute Platzierung im Gesamtranking beruht vor allem auf der anhaltenden Erfolgskurve am Arbeitsmarkt. Neben der stetig sinkenden Arbeitslosenquote gehört die Jugendarbeitslosigkeit mit 6,2 Prozent im internationalen Vergleich zu den niedrigsten. Lediglich in Japan und Island ist die Quote noch geringer. Dennoch gilt auch für Deutschland das Paradox: Mehr Arbeit führt nicht automatisch zu weniger Armut. Während die Beschäftigungsrate zwischen 2013 und 2018 von 73,5 auf 75,9 Prozent gestiegen ist, hat sich das Armutsrisiko im selben Zeitraum von 9,4 auf 9,8 Prozent erhöht. Anders als in der Mehrzahl der Länder ist das Armutsrisiko in Deutschland für ältere Menschen mit 9,7 Prozent, der höchste Stand seit zehn Jahren, leicht höher als das für Kinder und Jugendliche (7,6 Prozent). Nur mittelmäßig gelingt in Deutschland die ausgeglichene Vertretung von Interessen jüngerer und älterer Generationen…“ Anmerkungen von Dr. Thorsten Hellmann am 5. Dezember 2019 zur Studie der Bertelsmann Stiftung (die gesamte englische Studie mit 274 Seiten ist dort als kostenloser Download verfügbar) - Anmerkung von André Tautenhahn bei den Nachdenkseiten : „Der Befund kommt für die Forscher der Bertelsmann-Stiftung also überraschend oder sollte man doch eher sagen gelegen. Die Bertelsmann Stiftung war doch maßgeblich an der Schaffung dieser prekären Zustände beteiligt, wie die Anstalt im ZDF einmal sehr schön herausarbeitete . So ist ein Teil des Feldes für künftige Tätigkeiten doch selbst bestellt worden. Der Clou dabei: Obwohl hier bewusst Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung betrieben wird, darf die Bertelsmann-Stiftung selbstverständlich gemeinnützig bleiben und Steuern sparen, während anderen Organisationen dieses Privileg unter anderem vom SPD-Finanzminister aberkannt wird.“