Wie kann die Zivilgesellschaft zur Armutsbekämpfung beitragen? Was sind in diesem Kontext die größten Herausforderungen und Chancen?

Empört euch! Stéphane Hessels Pamphlet„Der damals 93-jährige französische Publizist Stéphane Hessel fasste es in seinem Essay in zwei Worten zusammen: »Empört Euch!«. Mit der 30-seitigen Schrift wollte Hessel 2010 nochmals die junge sowie die ältere Generation ermutigen, laut zu sein: »Das passt uns nicht, wir wollen die Welt ändern!« Und so wundert es auch nicht, dass Hessel bereits am Anfang seines Essays feststellt, dass Widerstand aus Empörung heraus entsteht. (…) Widerstand ist nichts neues. Geschichtlich relativ hingegen ist in Deutschland seit ca. zwei Jahrzehnten der Begriff des zivilen oder bürgerschaftlichen Engagements. Es begegnet uns im Ehrenamt, in der Parteiarbeit, in Gewerkschaften, im Freiwilligendienst und vielen anderen Formen; wird nach meiner subjektiven Beobachtung jedoch seltener mit Armutsbekämpfung verbunden. Fragt man hier nach, kommen zunächst Namen von Sozialverbänden oder Parteien, die innerhalb ihres politischen Rahmens mehr tun sollten oder könnten. Dabei ist ziviles Engagement in der Armutsbekämpfung nicht neu und noch weniger auf Sozialverbände oder Parteien zentriert…“ Beitrag von Inge Hannemann in den Europa-Nachrichten 11/2022 externer Link, siehe mehr daraus und dazu:

  • Weiter im Beitrag von Inge Hannemann in den Europa-Nachrichten 11/2022 externer Link (BBE-Newsletter für Engagement und Partizipation in Europa): „(…) Gutes Engagement hängt von verfügbaren Ressourcen ab. Das ist eine logische Binsenweisheit, denn wenn ich kein oder nur wenig Geld habe, dazu durch mangelnde Bildung-, und Kulturteilhabe Vieles nicht kennenlerne werde, werde ich auch seltenes Mitglied in einem Verein, einer Partei oder einer Initiative werden. Auch Mobilität kostet Geld und wird bei Außenaktivitäten, wie Demos oder Kundgebungen erwartet. Alldies gehört prinzipiell zur gesellschaftlichen Teilhabe, für die unsere Grundrechte stehen, genauso wie der Gang zur Wahlurne. Sie sind wichtige Stützpfeiler unseres demokratischen Gemeinwesens. Diesen Standpunkt vertreten auch Sebastian Bödeker und Petra Böhneke folgendermaßen: Bödeker: »In Deutschland führt soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung nicht zu einer gesteigerten Bereitschaft für Protest und politisches Engagement, sondern zu verstärkter politischer Apathie. Es kommt zu Mechanismen des Selbstausschlusses, die zu einem noch geringeren politischen Engagement sozial Benachteiligter führen. (…) Gebraucht wird Zivilengagement, welches konsequent, professionell und mutig für eine Armutsbekämpfung eintritt, an sie glaubt und auch bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, bereit ist an die strukturellen Ursachen und deren Folgen heranzugehen und sich, wenn nötig professionell mit den Mächtigen, »anlegt«. Das funktioniert, wenn die strukturelle Vielschichtigkeit der Armutsursache gemeinsam ausgeleuchtet und Schicht für Schicht abgearbeitet wird. Dazu kann jede*r einzelne beitragen, wenn sie oder er über die Schritte aufgeklärt wird.“

Siehe dort auch zum Thema:

  • Zivilgesellschaft im Kampf gegen Armut
    Wer arm ist, sei selber schuld? Es gibt viele falsche Vorstellungen und Bilder über Armut und Arme, die Armut rechtfertigen – das ist eines der Aspekte, auf die Autor*innen Wiebke Schröder und Lilly Oesterreich in ihrem Beitrag eingehen. Wiebke Schröder ist Referentin Übergreifende Fachfragen und Zivilgesellschaft beim Paritätischen Gesamtverband. Lilly Oesterreich ist Projekt-Referentin für Digitale Kommunikation beim Paritätischen Gesamtverband. Was kann Zivilgesellschaft im Kampf gegen Armut tun? »Zivilgesellschaftliches Engagement, das Armut bekämpfen will, muss also politisch sein und Druck machen für Rahmenbedingungen, die Menschen nachhaltig aus der Armut holen. […] Im Kampf gegen Armut kann zivilgesellschaftliches Engagement Betroffenen den Rücken stärken, indem Vorurteile zurückgewiesen und Hürden für politische Beteiligung abgebaut werden.«…“ Beitrag von Wiebke Schröder und Lilly Oesterreich in den Europa-Nachrichten 11/2022 externer Link (BBE-Newsletter für Engagement und Partizipation in Europa)

Siehe zum Hintergrund

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=206432
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