Schlecht repräsentiert. Rodoula Matziaris Untersuchung über den Umgang der IG Metall mit Migranten gelangt zu einem ernüchternden Fazit
„Die Industriegewerkschaft Metall (IGM) nennt es selbst eine »Erfolgsgeschichte«. Als erste Gewerkschaft im Dachverband DGB setzte sie sich seit den 60er Jahren kontinuierlich mit der Frage der Arbeitsmigration auseinander und bildete dazu flächendeckende Organisationsstrukturen. Die Sozialwissenschaftlerin Rodoula Matziari widerspricht dieser Darstellung jedoch. In ihrer Studie »Migrantinnen und Migranten in der Industriegewerkschaft Metall« untersucht sie empirisch, wie die unterschiedlichen Milieus innerhalb der Gewerkschaft ab den 50er Jahren auf die staatliche Migrationspolitik reagierten. Sie thematisiert die Konflikte in Gewerkschaft und Betrieben, aber auch welche politischen und gewerkschaftlichen Erfahrungen die Einwanderer aus ihrer Heimat mitbrachten…“ Rezension von Nick Brauns in junge Welt vom 09.03.2015
- Aus dem Text: „… Matziari zieht einen Vergleich zum Organisationsgrad von Frauen in der IG Metall, die nicht durch jahrzehntelange Aufforderungen nach besserer Beteiligung, sondern erst durch die Frauenquote eine angemessene Repräsentanz im Apparat erhielten. Von einem Großteil der Gewerkschaftsvorstände und Funktionäre würde zwar »beinahe folkloristisch Internationalismus und Solidarität mit allen Verdammten dieser Erde propagiert«, aber die Wettbewerbsfähigkeit des »Standorts Deutschland« verteidigt, weist Matziari auf einen weiteren Widerspruch hin. Standortnationalistische Argumentation fördere »rassistische Ressentiments bei den Deutschen und auch bei alteingesessenen Migranten gegenüber Neuzuwanderern«. Matziaris materialreiche Untersuchung sei trotz des ernüchternden Fazits über mehr als 50 Jahre gewerkschaftlicher Migrationspolitik allen in der gewerkschaftlichen oder antirassistischen Arbeit Aktiven ans Herz gelegt.“
- Das Buch: Rodoula Matziari: Migrantinnen und Migranten in der Industriegewerkschaft Metall – eine Erfolgsgeschichte? Edition Dialog, Duisburg 2014, 400 Seiten, 22 Euro