Bei den Löhnen naht das Ende der Bescheidenheit
„Deutschlands Industrie ist ihrer Konkurrenz in Bezug auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit weit enteilt. Zu verdanken hat sie das ganz maßgeblich der Bescheidenheit ihrer Arbeiter und Angestellten: Die fordern schon seit geraumer Zeit nicht mehr so viel Lohn und Gehalt, wie ihnen nach den ungeschriebenen Regeln eigentlich zustünde. Aber das ändert sich gerade. Im Vorfeld des Treffens der Finanzminister und Notenbankgouverneure der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) Deutschland aufgefordert, etwas gegen seinen hartnäckig hohen Leistungsbilanzüberschuss zu unternehmen und die Binnennachfrage zu stärken…“ Artikel von Hans Bentzien vom 25. Februar 2014 beim Wall Street Journal Deutschland online
- Aus dem Text: „… Das Problem ist nur: Die „vernünftige“ Anwendung der Lohnformel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass der Verteilungsspielraum fast durchweg nicht ausgeschöpft wurde. „Seit der Mitte der 1990er Jahre sind fast ausschließlich deutlich unterhalb der Lohnnormen liegende Steigerungen zu beobachten, gleichgültig an welcher Lohnnorm gemessen“, fassten die Leipziger Ökonomen Ullrich Heilemann und Jens Ulrich ihre diesbezüglichen Erkenntnis im Jahr 2008 zusammen. Woran lag das? „Vor allem in den 2000er Jahren hat dabei mit Sicherheit die Deregulierung des Arbeitsmarkts eine Rolle gespielt“, sagt Tarifexperte Bispinck und verweist auf die Hartz-Reformen, den Anstieg von Mini-Jobs und die Deregulierung von Leiharbeit. Die formale Tarifbindung habe in den vergangenen 15 Jahren deutlich abgenommen, und das habe die Verhandlungsposition der Arbeitnehmerseite verschlechtert…“