Verpaßte Chancen. Rückblick 2012. Gewerkschaften nutzten gute konjunkturelle Entwicklung nicht und müssen sich nun auf schwierigere Zeiten einstellen

Quelle:  Artikel von Daniel Behruzi in junge Welt vom 08.01.2013 externer Link

Aus dem Text:

„… Verpaßt haben die Gewerkschaftsführer damit auch die Möglichkeit gemeinsamer Aktionen über Branchengrenzen hinweg. Denn neben den rund 2,5 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen befanden sich im Frühjahr auch die rund 3,6 Millionen Arbeiter und Angestellten der Metallindustrie sowie ihre Kollegen in den Banken und bei der Telekom in Tarifkonflikten. Ein Zusammenführen der Belegschaften hätte den Gewerkschaftspositionen deutlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit beschert. Doch vielleicht wollten die Spitzenfunktionäre von ver.di und IG Metall genau diese Dimension gesellschaftlicher Auseinandersetzung vermeiden. (…) Doch der Druck auf die Politik, gleichen Lohn für gleiche Arbeit (»Equal Pay«) endlich vorbehaltlos im Gesetz festzuschreiben, ist damit erst einmal raus. Zudem ist anzunehmen, daß die mit langer Laufzeit ausgestatteten Verträge über Branchenzuschläge eine Vorbereitung dafür sind, die vom DGB vereinbarten Minilöhne für Leiharbeiter beizubehalten. Die Kündigung dieser Dumpingverträge ist erstmals zum Oktober 2013 möglich. Würden sie ersatzlos gestrichen, käme das Equal-Pay-Gebot aus dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zum Tragen. Leiharbeiter und Stammbeschäftigte müßten vom ersten Tag an in allen Branchen gleich bezahlt werden. Die gewerkschaftliche Linke sollte in den kommenden Monaten daher vehement für die Kündigung der Leiharbeitstarife eintreten…“

 

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=21879
nach oben