Europäischer Tarifbericht des WSI: Reallöhne in der EU in 2023 deutlich unter Vorkrisenniveau – „Umverteilung zulasten der Löhne“ noch nicht wieder wettgemacht
„Die Beschäftigten in der Europäischen Union haben im vergangenen Jahr noch einmal an Kaufkraft eingebüßt: Trotz stärkerer nominaler Lohnzuwächse bei sinkender Inflation gingen die Reallöhne im EU-Durchschnitt um 0,6 Prozent zurück, nachdem der Verlust 2022 sogar 4,2 Prozent betragen hatte. Auch in Deutschland sanken die Reallöhne 2023 um 0,3 Prozent, nach einem Verlust von 4,4 Prozent im Vorjahr. Unter dem Teuerungsschock haben auch die Tariflöhne gelitten, die Ende 2023 in wichtigen EU-Ländern preisbereinigt unter dem Niveau von 2015 lagen. Das gilt auch in Deutschland, wo der Wert von 2015 noch um 0,8 Prozent unterschritten wurde. Für das laufende Jahr zeichnen sich nach Einschätzung der EU-Kommission in 26 von 27 EU-Staaten zwar Reallohnzuwächse ab, im Durchschnitt der EU rechnen die Expert*innen mit 2,0 Prozent bei den realen Bruttolöhnen. Die Verluste der Vorjahre sind damit aber längst noch nicht ausgeglichen…“ HBS-Meldung vom 01.07.2024 zum Tarifbericht und ein Kommentar:
- Es reicht lange nicht
„… Nicht nur, dass diese Ungerechtigkeit im Kapitalismus strukturell angelegt ist. Die Zahlen zeigen auch, dass Linke und Gewerkschaften es in den vergangenen Jahren nicht geschafft haben, die nötigen Verteilungskämpfe zu führen, und vor allem auch, sie zu gewinnen. Mut macht zwar der zuletzt eingeschlagene konfliktorientierte Kurs der Gewerkschaften in Europa. Doch da ist noch Luft nach oben, und dazu müssten politische und tarifliche Kämpfe stärker verzahnt werden – auch über Partei- und Ländergrenzen hinweg. Denn die Reallohnverluste für Beschäftigte in Europa zeigen es deutlich: Es reicht lange nicht…“ Aus dem Kommentar von Felix Sassmannshausen vom 01.07.2024 in ND online