[PROKLA 211] Schluss mit ausgeliefert? Tarifpolitik in der plattformvermittelten Lieferarbeit

PROKLA 211 vom Juni 2023 mit dem Schwerpunkt "Tarifvertrag"Bei plattformvermittelten Essenslieferdiensten sind die Arbeitenden mehrfach fragmentiert. Die digitalen Arbeitsmodelle und Kontrollkonzepte der Plattformen führen zur räumlichen, organisatorischen und sozialen Trennung der Fahrradkurier*innen. Dies stellt die interessenpolitische Mobilisierung in diesem Feld der Erwerbsarbeit vor besondere Herausforderungen. Der Beitrag betrachtet die plattformspezifischen Bedingungen des ersten Tarifkonflikts in der Branche und diskutiert mögliche Konfliktstrategien der Gewerkschaft. (…) Dafür werden Strategien notwendig sein, die weniger an die  sozialpartnerschaftliche Verantwortung des Unternehmens appellieren, sondern im Konflikt organisieren und das Arbeitswissen der Beschäftigten und Rider-Kollektive einbeziehen, um effektive Streikaktivitäten zu entwickeln. Das setzt organisatorische Beweglichkeit und Lernfähigkeit sowie partizipative Strukturen seitens der Gewerkschaft voraus…“ Artikel von Janis Ewen  aus der PROKLA 211 vom Juni 2023 mit dem Schwerpunkt „Tarifvertrag“ – siehe mehr zur Prokla211 und den Hintergründen:

  • PROKLA 211 vom Juni 2023 mit dem Schwerpunkt „Tarifvertrag“
    • 53. Jg., Heft 2, Juni 2023
    • Siehe mehr Infos, Inhaltsberzeichnis und Bestellungen beim Verlag Bertz + Fischer externer Link – wir danken dem Verlag für den Artikel!
  • Aus dem Editorial: „Das Tarifvertragssystem in Deutschland steht unter Druck. Bereits seit den 1990er Jahren ist ein Rückgang der Tarifbindung zu beobachten. Die Gewerkschaften wurden in den vergangenen dreißig Jahren schwächer, und ihre gesellschaftliche Handlungs- und Gestaltungskraft nahm ab. Durch marktliberale Reformen in der Wirtschafts-, Arbeits-, und Sozialpolitik, aber auch durch strategische (Fehl-)Entscheidungen sind sie in die Defensive geraten. Zudem mindert der seit Jahrzehnten andauernde Mitgliederverlust ihre Durchsetzungskraft. Daneben haben sich die Strategien der Arbeitgeber seit den 1990er-Jahren verändert.
    Die Schwäche der Gewerkschaften in vielen Sektoren und Regionen führt dazu, dass die tariflich vereinbarten Löhne und Arbeitsbedingungen die ökonomische Lage der Beschäftigten kaum verbessern. Insbesondere in Ostdeutschland und auch im Dienstleistungssektor wird die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro eine Vielzahl von Tarifverträgen obsolet machen, da er deutlich über der dort festgelegten untersten Lohngruppe liegt. Allein dieser Umstand wirft die Frage nach der Legitimation der Tarifautonomie und ihr Verhältnis zur staatlichen Lohnpolitik auf.
    Die PROKLA 211 greift verschiedene Themen rund um den Tarifvertrag auf: das Verhältnis zwischen Tarifautonomie und Staat, das Kräfteverhältnis zwischen den Tarifpartnern, die tarifpolitischen Strategien der Gewerkschaften, die Entwicklung von Tarifbindung und die Erosionsprozesse des Tarifvertragssystems, Strategien der Tarifflucht sowie Erfahrungen mit Kämpfen zur Stärkung der Tarifbindung.“

Siehe zum Hintergrund v.a. unser Dossier: Desinfektionsmittel, Schutzkleidung und bessere Arbeitsbedingungen für Lieferando-Fahrer – und Betriebsratswahlen mit den aktuellen Tarifierungsbemühungen der NGG, auf die sich der Artikel bezieht

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=212685
nach oben