Sozialforscher über Arbeitskämpfe: „Es gibt mehr Konflikte“

Heiner Dribbusch erforscht Streiks in Deutschland, 220 gab es im vergangenen Jahr. Doch er hat Sorge vor einer Einschränkung des Streikrechts. Interview von Eva Völpel in der taz online vom 13.03.2014 externer Link. Aus dem Text: „… Ein Beispiel: Früher galt für fast alle Krankenhäuser der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Heute sind viele Kliniken privatisiert oder Klinikbereiche ausgelagert und viele private Klinikbetreiber wollen keinen Tarifvertrag mehr abschließen. Deswegen gibt es mehr Konflikte und Streiks. (…) Weder haben sich in den letzten Jahren neue Berufsgewerkschaften gegründet, noch streiken die alten Berufsgewerkschaften der Ärzte, Lokführer oder Piloten mehr. Sie streiken sogar seltener als die DGB-Gewerkschaften. Trotzdem wird oft das Gegenteil behauptet, um für eine gesetzlich erzwungene Tarifeinheit zu werben. Die aber wäre gefährlich – nicht nur für die Berufsgewerkschaften, die man so ausbremsen will. (…) Da wünschen sich Arbeitgeber Zwangsschlichtungen oder Abkühlungsphasen. Lauter Dinge, die Streiks wirkungsloser und Arbeitnehmer schwächer machen würden.“ Siehe dazu:

  • WSI-Arbeitskampfbilanz 2013: Weniger Streiks bei anhaltender Dominanz des Dienstleistungsbereichs
    Ein monatelanger Arbeitskampf im Einzelhandel, umfangreiche Warnstreikwellen in der Metallindustrie und im Öffentlichen Dienst sowie einige spektakuläre Streiks im Dienstleistungsbereich haben das Arbeitskampfgeschehen im Jahr 2013 geprägt. Dies zeigt die Jahresbilanz zur Streikentwicklung, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt. Mit rund einer Million hat sich die Zahl der an Streiks und Warnstreiks beteiligten Beschäftigten gegenüber 2012 (1,2 Millionen) etwas verringert. Das gilt auch für den Streikumfang: 2013 fielen durch Arbeitskämpfe 551.000 Arbeitstage aus. Das waren rund 80.000 Tage weniger als 2012, hat der WSI-Arbeitskampfexperte Dr. Heiner Dribbusch ermittelt. Im internationalen Vergleich wird in Deutschland nach wie vor relativ wenig gestreikt, zeigt Dribbuschs Untersuchung…“ WSI-Meldung vom 13.03.2014 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=55156
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