Die neue Es-reicht-Haltung
Ständig wird irgendwo gestreikt. Haben sich die Arbeitskämpfe in Deutschland geändert? Artikel von Jörn Boewe und Johannes Schulten in Der Freitag online vom 24.07.2015
Darin: „… Was aber bedeutet all das in der Gesamtschau? Befindet sich die Gewerkschaftsbewegung in einer Existenzkrise oder am Beginn eines neuen Aufschwungs? „Es ist eine Mischung“, meint der Streikforscher Heiner Dribbusch von der Hans-Böckler-Stiftung. „Obwohl die Gesamtsituation eher defensiv ist, gibt es auch Bereiche, in denen sich Chancen für offensive Forderungen eröffnen, wie beispielsweise bei der Flughafensicherheit oder aktuell an der Charité-Klinik.“ Die zunehmende Berichterstattung und unmittelbare Konfrontation mit Streiks führe dazu, „dass die Möglichkeit, selbst einmal zu streiken, für mehr Leute zu einer Handlungsoption wird, die man in Erwägung zieht“. Hat der Durchmarsch des Turbokapitalismus die Beschäftigten durch Arbeitsverdichtung, Prekarisierung, Reallohn- und Sozialabbau derart an die Wand gedrängt, dass sich die Frage nach Abwehrkämpfen gar nicht mehr stellt? Jetzt kann man nur noch kapitulieren – oder aber mit dem Mut der Verzweiflung neues Terrain erobern. Und das Erstaunliche, das uns Lokführer, Sicherheitsleute und Krankenschwestern vorgeführt haben, ist: Es kann auch funktionieren.“