[Bilanz 2015] Streik bleibt die Ausnahme. Von Arbeitsniederlegungen ist nur eine kleine Minderheit der Betriebe betroffen
„Amazon, Bahn, Lufthansa, Post und nicht zuletzt die Erzieherinnen: Einige spektakuläre Arbeitskämpfe prägten die öffentlich Wahrnehmung im Jahr 2015. Doch im betrieblichen Alltag ist der Streik eine Ausnahmesituation, wie die Ergebnisse der WSI-Betriebsrätebefragung 2015 zeigen. Die Erhebung wurde von Februar bis April 2015 durchgeführt und ist repräsentativ für mitbestimmte Betriebe ab 20 Beschäftigten. (…) Rund 93 Prozent der Streiks hingen nach Angaben der Betriebsräte mit Tarifverhandlungen zusammen. In 12,5 Prozent der Fälle gehörten betriebliche Probleme und in 6,3 Prozent Entlassungen zu den Anlässen der Arbeitsniederlegung. Anteilig am häufigsten kam es zu Arbeitskämpfen im Organisationsbereich der IG Metall, gefolgt von Betrieben, für die ver.di zuständig ist. Das liegt Dribbusch zufolge daran, dass die Warnstreiks der Metall-Tarifrunde 2015 mitten in den Befragungszeitraum fielen. Zudem sei der öffentliche Dienst nicht Teil der Befragung gewesen.“ Statistischer Beitrag im Böckler Impuls Ausgabe 02/2016 . Siehe dazu:
- WSI-Arbeitskampfbilanz 2015: Ein außergewöhnliches Streikjahr – Zwei Millionen Streiktage, ganz unterschiedliche Arbeitskämpfe fielen zusammen
„2015 war ein ungewöhnlich intensives Streikjahr. Das Arbeitskampfvolumen ist auf rund zwei Millionen Streiktage angestiegen. Die erhebliche Steigerung gegenüber 2014 (392.000 Tage) beruht im Wesentlichen auf zwei großen Auseinandersetzungen. Allein 1,5 der zwei Millionen Streiktage entfielen auf den Arbeitskampf im Sozial- und Erziehungsdienst sowie den Streik bei der Post. Dies zeigt die Jahresbilanz zur Arbeitskampfentwicklung, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt. Hinzu kam zu Beginn des letzten Jahres eine breite Warnstreikwelle in der Metall- und Elektroindustrie. Im internationalen Vergleich wird in Deutschland gleichwohl weiterhin relativ wenig gestreikt. (…) Jenseits der großen Branchentarifrunden registriert das WSI für 2015 zahlreiche Konflikte im Zusammenhang mit Haus- und Firmentarifverträgen. Wie in den Vorjahren entfiel die überwiegende Mehrheit der erfassten Streiks auf solche Auseinandersetzungen…“ WSI-Pressemitteilung vom 03.03.2016
- Darin ein Ausblick für 2016: „… Nach Einschätzung des WSI ist es eher unwahrscheinlich, dass sich der Anstieg des Streikvolumens 2016 fortsetzen dürfte. Längere Großkonflikte zeichneten sich zumindest bisher nicht ab. In punkto Streikbeteiligung könne sich allerdings auf Grund des Zusammentreffens der Tarifrunden des öffentlichen Dienstes bei Bund und Gemeinden und der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie möglicherweise erneut eine hohe Zahl an Streikenden ergeben. Offen bleibt, ob die Auseinandersetzung bei Amazon 2016 nach mehr als drei Jahren beigelegt werden kann – die Bereitschaft des Konzerns zum Abschluss eines Tarifvertrages mit ver.di wäre dafür allerdings wohl die Grundvoraussetzung, so Dribbusch…“
- Siehe dazu auch: Streikjahr 2015: Warum deutsche Beschäftigte 2015 öfter gestreikt haben als sonst
„Lehrer und Lokführer, Piloten und Erzieherinnen – 2015 wurde so viel gestreikt wie in den vergangenen elf Jahren nicht. Es ging dabei nicht nur um höhere Löhne, sondern teils auch darum, Verschlechterungen abzuwehren…“ Artikel (mit vielen Garfiken) von Eva Roth vom 03.03.16 in der Berliner Zeitung online