Fachkonferenz 20./21. Juni 2020 in Berlin: WORKERS‘ BUY-OUT: Arbeiter*innen-Kontrolle statt Betriebe schließen?
„Können Vergesellschaftung oder Übernahme von Betrieben durch die Belegschaft (Workers‘ buy-out) zu realistischen Mitteln entwickelt werden, um diesem ultimativen Drohszenario der Arbeitsplatzvernichtung entgegen zu treten? Wir bringen Experten und Forscher*innen mit betriebslichen Akteur*innen und gewerkschaftlich Aktiven zusammen — darunter die Professoren Andreas Fisahn, Wolfgang Däubler und Marcelo Vieta, die Historikerinnen Sabine Nuss und Gisela Notz, den Gewerkschafter Walter Vogt (IG Metall-Bundesvorstand). Wir kritisieren — ganz aktuell — den massiven Einsatz von Milliarden zur Rettung von Unternehmen, ohne dass der Staat dafür einen erkennbaren demokratischen, sozialen und ökologischen Mehrwert einfordert und sicher stellt. (…) Während der Staat Big Player wie Lufthansa und demnächst vermutlich auch die Auto-Konzerne retten wird, rollt auf den Rest der Wirtschaft ab dem Herbst eine Pleitewelle zu. Die Angst vor (angeblich drohenden) Arbeitsplatzverlust soll die Beschäftigten jetzt schon zu massiven Verzichten drängen. Angst ist kein guter Ratgeber: Deshalb ist die Suche nach Alternativen heute wichtiger denn je!...“ Aktion gegen Arbeitsunrecht zur juristisch-politischen Fachkonferenz: Strategien zur Übernahme durch die Belegschaft, dort alle Informationen, auch zum Video-Stream, mittlerweile samt umfangreichem Bericht. Siehe einen weiteren Bericht:
- Enteignung der Eigentümer – Kämpfen oder verhandeln? Konferenz der »Aktion Arbeitsunrecht« debattierte über Formen der Arbeiterkontrolle in Betrieben
„Der Verein »Aktion Arbeitsunrecht« veranstaltete am Wochenende in Berlin die Konferenz »Arbeiter*innenkontrolle statt Betriebsschließungen?«. Mitorganisator Raphael Kamps sagte gegenüber jW: »Wir steuern auf eine Rezession zu. Viele Betriebe werden von Pleiten betroffen sein, und wir müssen den Leuten eine Perspektive geben.« Er selbst führte im vergangenen Jahr als Betriebsratsmitglied des Hostels »Wombat’s« einen Kampf gegen die Schließung des Hauses am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz. Als der Betriebsrat nicht zum Schweigen zu bringen war, entschloss sich der Betreiber kurzerhand, das rentable Haus zu schließen. Kamps zufolge fehlt es an Beispielen und Vorbildern, wo Beschäftigte unter Eigenregie ihren Betrieb übernehmen, um eine Schließung zu verhindern. Dass es diese Beispiele aber durchaus gibt und welche verschiedenen Ansätze für eine Betriebsübernahme durch die Belegschaft existieren, sollten weitere Beispiele der Konferenz zeigen. (…) Wie weit die Vorstellungen über die Demokratisierung der Wirtschaft auseinanderklaffen, zeigten die Vorschläge der DGB-Prominenz. Für das ehemalige Mitglied des Verdi-Bundesvorstandes Franziska Wiethold war etwa die »Kohlekommission« als Forum zwischen Unternehmer, Gewerkschaften und Umweltverbänden ein »rätedemokratischer Ansatz zur Umgestaltung der Wirtschaft«. IG-Metall-Bundesvorstand Walter Vogel warb dafür, den Beschäftigten im Ausgleich für Lohnverzicht zukünftig Anteilsscheine zu übertragen.“ Bericht von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 23. Juni 2020 - Workers‘ Buy-out: Betriebe übernehmen statt schließen! Erfolgreiche Konferenz
„Die dritte juristisch-politische Fachkonferenz der Aktion gegen Arbeitsunrecht ging am Wochenende des 20./21. Juni 2020 trotz Corona-Einschränkungen erfolgreich über die Bühne. Wir hoffen, dass wir die strategischen Möglichkeiten von Betriebsräten und Belegschaften bedrohter Betriebe in Zukunft deutlich erweitern können. Betriebsräte, Belegeschaften und Gewerkschafter*innen, die von der Schließung ihres Betriebs bedroht sind, können sich in Zukunft an die Aktion gegen Arbeitsunrecht wenden, wenn sie nach Alternativen suchen. Es gibt wesenlich mehr Optionen für funktionierende Belegschaften als nur Abfindungen, Sozialpläne und Streiks um einen Sozialtarifvertrag. Durch die Konferenz Workers‘ Buy-out konnten wir Kompetenzen und Kontakte in verschiedene Richtungen aufbauen (…) Die Forderung, bestimmte sozialschädliche Unternehmer*innen zu enteignen, wirkt derzeit vielleicht noch illusorisch. Allerdings kann das Wetter in der heraufziehenden Krise schnell umschlagen. Heute schon trifft die bloße Idee der Enteignung das Unternehmerlager hart, weil sie die Allmacht der Besitzenden über die Produktionsmittel in Frage stellt und eine grenzenlose und oftmals verantwortungslose „unternehmerische Freiheit“ bestreitet. (…) Erstmals haben wir die Vorträge unserer Fachkonferenz über youtube gestreamt. Drei Professoren waren per Videokonferenz aus Toronto (Marcelo Vieta), Bielefeld (Andreas Fisahn) und Dußlingen (Wolfgang Däubler) zugeschaltet. Prof. Dr. Wolfgang Däubler räumte mit einigen weit verbreiteten Irrtümern über die angebliche unternehmerische Freiheit auf. Selbstverständlich ist diese nicht grenzenlos. Prof. Marcelo Vieta stellte Typen und Entstehungsbedingungen von Betriebsübernahmen vor. Weltweit konzentrieren sich diese auf Italien, Frankreich, Spanien, Argentinien, Uruguay. Die historische Dimension lieferte Gisela Notz, die über die Genossenschaftsbewegung als (ehemals) tragende Säule der Arbeiterbewegung referierte und über das Wiederaufleben solidarischer Ökonomie in Folge der 1968er-Revolte. Sie fächerte die erhitzten und teils kompromisslosen Debatten um eine ökonomischen Alternative zum Kapitalismus unter kapitalistischen Verhältnissen auf…“ Bericht vom 23. Juni 2020 von und bei aktion ./. arbeitsunrecht - Die Aktion gegen Arbeitsunrecht wird die Vorträge nach und nach ins Netz stellen: auf unserem Blog https://arbeitsunrecht.de und unserem youtube-Kanal https://youtube.com/c/arbeitsunrechtTV