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Zweites Treffen der selbstverwalteten Betriebe in Europa: Ab 28. Oktober 2016 in Griechenland
Dossier
Seit 2007 (in Argentinien) finden, mit wachsenden Zahlen teilnehmender selbstverwalteter Betriebe und daran interessierter Gruppierungen, alle zwei Jahre Treffen zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch über Selbstverwaltung statt, demnächst: Vom 28. bis 30. Oktober 2016 in Thessaloniki, Griechenland bei vio.me. (Das erste Treffen in Europa war 2014 bei Fralib in Frankreich). Die Webseite „Second Euromediterranean “Workers Economy” Meeting“ enthält alle Angaben zu Anmeldung, Ablauf, Organisation und inhaltlicher Teilnahme – inklusive der Frist zur Einreichung von eigenen Papieren, die verlängert wurde (und dies alles in mehreren Sprachen wie Griechisch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch oder Serbokroatisch). Vorgesehen sind bisher 8 thematische Stränge, neben eigenen Erfahrungen unter anderem auch etwa “Fortress Europe”, “labour mobility” and North/South relations… Zu den aufrufenden Organisationen bzw Selbstverwaltungen gehören neben vio.me und fralib etwa auch die Workers’ University aus Bosnien und die Organisation for Workers’ Initiative & Democratisation (BRID) aus Kroatien und eine Reihe anderer mehr, darunter auch Alternativgewerkschaften wie die CGT aus Spanien oder Solidaires aus Frankreich. Siehe nun Berichte:
- Selbstverwaltung international: Euromed „Workers Economy“ Meeting (28. – 30.10.16 in Thessaloniki)
„Drei Mitglieder des Kölner Griechenland Solidaritätskomitees nahmen am zweiten Treffen der Euromediterranean „Workers‘ Economy“ in der besetzten und selbstverwalteten Fabrik VIO.ME in Thessaloniki teil. Bei dieser Gelegenheit zeigten uns die Kollegen von VIO.ME den mit Spendengeldern u. a. aus Köln angeschafften Renault-Transporter und nannten ihren Plan, einen weiteren Transporter von FORD anzuschaffen, als Anerkennung des Spendenanteils der FORD-Kollegen aus Köln. (…) Die Information über die Projekte, der Erfahrungsaustausch und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit machten einen Hauptteil des Kongresses aus. Dabei kam deutlich zum Ausdruck, dass jeder Betrieb, jedes Projekt eine singuläre Situation hat: SCOP-TI z.B. arbeitet im Besitz der Arbeiter und muss sich auf den Vertrieb seiner Produkte konzentrieren. VIO.ME dagegen kämpft immer noch um die Legalisierung des Projektes und gegen die Zwangsversteigerung des Geländes. Gemeinsam ist ihnen allen ihre antikapitalistische Arbeiterselbstverwaltung und Arbeiterdemokratie im Betrieb…“ Konferenzbericht vom 30. November 2016 beim Griechenland Solidaritäts Komitee Köln (GSKK) mit vielen Fotos
- SUD: Die zweiten Euro-Mittelmeer-Treffen für Arbeiterökonomie in Thessaloniki in den Räumlichkeiten der selbstverwalteten Fabrik von VioMe: Es lebe die Selbstverwaltung
Bei den Treffen kamen ca. 500 TeilnehmerInnen zusammen: Vertreter von selbstverwalteten Betrieben, von gewerkschaftlichen, gemeinnützigen und universitären Organisationen aus Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland, Croatie, Slovenien, Bosnien, Großbritannien, Türkei, Polen und natürlich aus Griechenland. Weiterhin beteiligten sich Delegationen aus Argentinien, Mexiko, die eine Verbindung zu einem ähnlichen Treffen herstellten, das in Uruguay für Lateinamerika in der vorangegangen Woche stattgefunden hatte, und zu einer künftigen weltweiten Versammlung, die im Oktober 2017 in Buenos Aires stattfinden wird.
Es gab reiche Debatten und Überlegungen nicht nur über das Prinzip der Selbstverwaltung, sondern auch über ihre konkrete Anwendung und die Vernetzung von selbstverwalteten Betrieben, Gewerkschaften und Vereinen.
Trotz der Versteigerungsversuche der „legalen“ Besitzer wird die von den Arbeiterinnen und Arbeitern installierte selbstverwaltete Produktion bei Vio.me weiter fortgesetzt: kollektive Entscheidungen, die in Vollversammlungen getroffen werden, umgesetzt mit Hilfe eines Unterstützernetzwerkes und der Schaffung einer selbstverwalteten Ambulanz inmitten der Fabrik. Demgemäß arbeitet VioMe in Verbindung mit dem selbstverwalteten Krankenhaus von Thessaloniki und den Flüchtlingen des Camps in der Nähe der Stadt.
Sie zeigen, dass es möglich ist, Verknüpfungen zu stricken zwischen selbstverwalteten Praktiken und, konkret, den Enwurf einer anderen Gesellschaft, die eine Verbindung herstellt zwischen ArbeiterInnen, Ausgebeuteten, MigrantInnen und, allgemeiner, Opfer der Krise, die wir anstelle der Kapitalisten bezahlen sollen.
Der Gedanke der Selbstverwaltung bedeutet eine konkrete Alternative zum System, das wir bekämpfen; Erfahrungen im Rahmen der aktuellen Gesellschaft bereichern diesen Gedanken. Für die „Solidaires“ hat Selbstverwaltung einen fundamentalen Wert. Treffen wie dieses müssen für uns Gelegenheit sein, Projekte zu führen und Überlegungen rund um diese Fragen voranzutreiben.Auf dass die Selbstverwaltung auch in der „Solidaires“ lebt! Damit die „Solidaires“ ein Werkzeug werde für die Verwirklichung eine selbstverwalteten Gesellschaft.
Fast vollständige Übersetzung des Berichtes von und bei der „Union Syndicales Solidaires“ vom 2. November 2016
- [Workers Economy in Thessaloniki II] Mehr als eine Nische
„Am zweiten Tag der Euromediterranean „Workers Economy“ Konferenz fanden sich mit über 250 Besucher_innen deutlich mehr Leute als am Vortag in der Haupthalle des selbstverwalteten Betriebs Vio.Me ein. Im Unterschied zum ersten Tag wurden verschiedene Fragen der Selbstverwaltung konkreter diskutiert. So erläuterten Vertreter_innen des Sozialen Zentrums „Micropolis“ aus Thessaloniki, welche Schwierigkeiten sich beim Aufbau einer sozialen, auf Solidarität beruhenden, Ökonomie auftun. Hier wurde deutlich, welche Zusammenhänge und Ähnlichkeiten zwischen einer selbstverwalteten Kooperative und der Organisierung sozialer Bewegungen bestehen…“ Kongressbericht 2 vom 2. November 2016 beim Lower Class Magazine
- [Workers Economy in Thessaloniki I] Selbstverwaltung und Würde
„… Vor über 150 Besucher_innen wurde der Kongress am Freitag mit einer Eröffnungsrede von einem Arbeiter des Vio.Me-Kollektivs, einem Vertreter vom Organisationskomitee des Kongresses, Andres Ruggeri aus Argentinien und Benoit Borrits von der „Association pour l´Autogestion“ aus Frankreich eröffnet. In vier größeren Veranstaltungen berichteten unterschiedliche Kollektive von ihrer Entstehung und ihren Prinzipien. Eines ist dabei mehr als klar geworden: Alle setzen auf Selbstverwaltung und basisdemokratische Entscheidungsstrukturen. Neben verschiedenen Akteur_innen aus den sozialen Bewegungen Griechenlands, verfolgen auch Delegationen aus Ex-Jugoslawien, Spanien, Deutschland und anderen Ländern die Debatten…“ Kongressbericht 1 vom 29. Oktober 2016 beim Lower Class Magazine