[Game Workers Unite] SmartUnion: Games-ArbeiterInnen vereinigen sich – auch in Deutschland

Dossier

Game Workers UniteDer Markt für Videospiele boomt. Experten rechnen 2018 mit einem Umsatz von 138 Milliarden US-Dollar durch den Verkauf von PC-Spielen und Co. Doch vom dicken Reibach kommt bei den Beschäftigten, die die Spiele programmieren, nicht viel an. Gewerkschaftliche Vereinigungen wollen das ändern. GrafikerInnen und ProgrammiererInnen haben mit Gewerkschaften meistens nicht viel am Hut. Doch das könnte sich zumindest in der Videospielbranche bald ändern. Während Unternehmen wie Ubisoft, Electronic Arts, Activision Blizzard oder Take-Two Interaktive dicke Gewinne einfahren und ihre Aktionäre verwöhnen, bleibt in den Programmierstuben nicht viel hängen. Im Gegenteil: Viele in der Szene arbeiten als FreelancerInnen. In der Regel werden sie für ein bestimmtes Projekt angeheuert, um im Anschluss in die Arbeitslosigkeit entlassen zu werden. Existenzsichernde Arbeit sieht anders aus. Wenn eine Produktion auf die Deadline zuläuft, sind häufig unbezahlte Überstunden angesagt. Viele nehmen das in Kauf. Schließlich haben sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Damit soll bald Schluss sein…“ Beitrag vom 28.08.2018 beim DGB (nicht mehr verfügbar) und mehr daraus/dazu:

  • Game Devs Roundtable: Deutsche Spielearbeiter auf der devcom gründen neuen Verband und fordern bessere Arbeitsbedingungen New
    Deutsche Beschäftigte in der Spieleindustrie haben zusammen mit ihrer Gewerkschaft ver.di, einer UNI-Mitgliedsorganisation, auf der devcom, Europas größter Konferenz für Entwickler elektronischer Spiele, die derzeit in Köln stattfindet, eine Reihe von Forderungen gestellt. Die Beschäftigten in der Videospielindustrie in Deutschland und auf der ganzen Welt haben sich für menschenwürdige Arbeitszeiten, Arbeitsplatzstabilität, angemessene Bezahlung und Respekt eingesetzt. ver.di nutzt die devcom, um ihre laufenden Bemühungen um die größten Probleme der Beschäftigten zu verstärken und den Game Devs Round Table (GDRT) ins Leben zu rufen, eine von den Beschäftigten geführte Vereinigung zur Veränderung der Branche.
    „Um sich nicht nur über Arbeitsspitzen, Mobbing und undurchsichtige Entscheidungsprozesse zu beschweren, haben die Beschäftigten der Games-Branche innerhalb von ver.di aktiv den GDRT organisiert. Unser Ziel ist es, gemeinsam die Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern. Wir setzen uns für faire Löhne, Tarifverträge, längere Kündigungsfristen und die Gleichstellung der Geschlechter ein. Die Branche muss dringend umdenken“, so Gewerkschaftssekretär Matthias Grzegorczyk. Die sechs Hauptforderungen der Arbeitnehmer im Rahmen des GDRT sind:
    1) Gerechte Löhne:Trotz Rekordgewinnen in der Branche stagnieren die Löhne der Beschäftigten und halten nicht mit der Inflation Schritt. Die Arbeitnehmer fordern daher jährliche Lohnanpassungen und eine faire Entlohnung.
    2) Kollektivvertrag:Ein Tarifvertrag regelt transparent und verbindlich Arbeitsbedingungen wie Löhne, Urlaubstage und Arbeitszeiten. Unser Ziel ist es, solche Verträge Schritt für Schritt in den Unternehmen und schließlich in der gesamten deutschen Games-Branche zu etablieren.
    3) Arbeitszeiten: Überstunden sollten immer freiwillig sein, und die Annahme oder Ablehnung von Überstunden darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen. Die Beschäftigten sollen selbst entscheiden können, ob sie Überstunden als Bezahlung oder zusätzliche Urlaubstage nehmen. Langfristig müssen die Arbeitgeber die Arbeitszeiten bei voller Bezahlung reduzieren.
    4) Transparenz:Regelmäßige Informationen über den Zustand von Unternehmen, Finanzen und Projekten sind notwendig. Wir fordern eine frühzeitige Einbindung in Entscheidungsprozesse, um die Ergebnisse bestmöglich zu unterstützen.
    5) Vertragsstandards:Befristete Verträge und lange Bewährungszeiten schaffen
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    ) Unsicherheit. Wir fordern daher transparente Verträge, die eine gute Work-Life-Balance und mehr Flexibilität ermöglichen. Außerdem fordern wir längere Kündigungsfristen und Schutz nach Projektabschluss.
    7)
    Gleichberechtigung der Geschlechter:Die Branche ist derzeit familienunfreundlich und benachteiligt Frauen. Wir fordern gleiche Aufstiegschancen, faire Entlohnung und 6) flexible Arbeitszeiten, um die systembedingte Diskriminierung zu bekämpfen. Außerdem müssen die Opfer von Missbrauch und Belästigung geschützt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.
    UNI Global Union unterstützt ver.di als Teil ihres weltweiten Vorstoßes, den Beschäftigten in der Spieleindustrie zu helfen, ihre Macht am Arbeitsplatz auszubauen.
    Karri Lybeck, leitender Koordinator und Organisator für UNI ICTS, Tech und Games, ist in Köln, um den Start zu unterstützen. Er sagte: „Wir setzen uns gemeinsam für eine Branche ein, in der jeder Spieleentwickler einen Tarifvertrag hat, in der faire Gehälter, ausgewogene Arbeitszeiten und Gleichberechtigung die Norm und nicht die Ausnahme sind. Das Organisieren für Gerechtigkeit ist hier kein Nebenschauplatz, es ist der Hauptstrang der Geschichte.““ engl. Meldung vom 20.08.24 bei UNI externer Link (maschinenübersetzt), siehe auch:

    • German game industry workers‘ demands A externer Link
    • German game industry workers‘ demands B externer Link
    • IG Metall: Wir organisieren die Digitalwirtschaft
      Berlin ist ein Hotspot der Digitalwirtschaft. Inzwischen gibt es mehr als 145.000 Arbeitsplätze in der Hauptstadt. Jede vierte neue Stelle entsteht in dieser Branche. Die IG Metall Berlin hat im Mai mit fünf Kolleginnen und Kollegen begonnen, die Digitalwirtschaft zu erschließen. In den nächsten zehn Jahren wird erwartet, dass 300.000 Beschäftigte in der Digitalwirtschaft in Berlin arbeiten werden. Dies ist ein guter Grund für die IG Metall, die Kolleginnen und Kollegen in dieser veränderten Arbeitswelt, in der die Beschäftigten oft digital und mobil arbeiten, für die IG Metall zu begeistern. (…) Am Rande der „devcom Developer Conference“ in Köln stellte eine Gruppe von Videospiel-Entwicklern, der sogenannte Game Devs Roundtable, jüngst ihre Vorstellungen einer guten und gewerkschaftlich-organisierten Arbeitswelt vor. „Wir begrüßen die Initiative des Game Devs Roundtable, sich für bessere Löhne, stabilere Verträge und faire Arbeitszeiten einzusetzen. Die IG Metall kann bereits jetzt einige sehr gute Tarifverträge in der Digitalwirtschaft und viele erfolgreiche Betriebsratsgründungen in ganz Deutschland vorweisen“, so Jan Otto weiter. In der Berliner Digitalwirtschaft arbeiten Menschen aus über 30 Nationen, teilweise leben sie über Teile des Jahres in anderen Ländern und arbeiten immer öfter ausschließlich online. Das Projekt-Team der IG Metall baut auf guten Erfahrungen in der digitalen Welt auf. Bei CARIAD, der Software-Schmiede von Volkswagen, wurde beispielsweise ein sehr guter Haustarifvertrag erkämpft und immer mehr Beschäftigte organisieren sich in der IG Metall. Auch bei MBition wird Software für den automobilen Bereich entwickelt. Bei der Mercedes-Benz-Tochter hat im Mai die IG Metall-Liste im Betriebsrat mit großer Mehrheit gewonnen und die Kolleginnen und Kollegen bauen jetzt ihre Gewerkschaftsarbeit im Betrieb auf.“ Pressemitteilung vom 21. August 2024 der IG Metall Berlin externer Link
    • Games-Entwickler fordern besseren Arbeitnehmer-Schutz
      Bessere Löhne, stabilere Verträge, faire Arbeitszeiten – so lauten einige der Forderungen, die Games-Entwickler anlässlich der Gamescom formulieren. Fast 10 Milliarden € setzt die Games-Industrie in Deutschland um – mehr als 30.000 Menschen sind bei Publishern, Studios, Agenturen und Medienhäusern beschäftigt. Und trotzdem gibt es bei den hiesigen Unternehmen gerade mal eine Handvoll Betriebsräte externer Link, unter anderem bei Nintendo of Europe externer Link (Frankfurt), Electronic Arts (Köln), Bigpoint (Hamburg), Microsoft (München) und seit kurzem bei Deck13 in Frankfurt externer Link. Dabei hat gerade die aktuelle Branchen-Unwucht gezeigt, dass Arbeitnehmer oft auf sich alleine gestellt, sobald der Arbeitgeber Stellen abbaut, Überstunden einfordert, Abteilungen zusammenlegt oder Standorte schließt. Zwar gibt es mit dem Game einen ausgesprochen rührigen Lobbyverband im Land – der allerdings in erster Linie die Interessen der Unternehmen vertritt, die weiterhin nach Fachkräften fahnden. Jetzt haben engagierte Games-Entwickler die Initiative ergriffen: Mit Unterstützung der Gewerkschaft Ver.di wurde der Game Devs Roundtable ins Leben gerufen. Mittlerweile liegen ausgearbeitete Leitfäden vor, wie die Angestellten bei Spiele-Entwicklern und -Vermarktern ihre Rechte wahren und durchsetzen können. Der Maßnahmen-Katalog wurde am Montag bei einer Pressekonferenz im Umfeld der Gamescom-Entwicklerkonferenz Devcom vorgestellt…“ Meldung vom 20. August 2024 in GamesWirtschaft externer Link
    • Gamedevs‘ Roundtable bei Ver.di formuliert Forderungen für faire Bedingungen in der Spieleindustrie
      Am Rande der devcom hat die Arbeitnehmergruppe Gamedevs‘ Roundtable eine Pressekonferenz mit sechs Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen in der Games-Branche abgehalten. Neben besseren Gehältern, einem Tarifvertrag und Vertragsstandards fordert die Gruppe mit Unterstützung von ver.di die Gleichstellung der Geschlechter und ein Ende der Benachteiligung und Stigmatisierung von Teilzeitarbeit. (…) Die vollständige Liste der Forderungen mit den Begründungen für diese Schritte wird im Laufe der devcom online gehen. Die Gruppe hat auch ein Panel auf der devcom am Dienstag, das ihre Ideen einem breiteren Publikum von Entwicklern vorstellt, genannt „Democracy at Work“ um 16:00 Uhr auf Bühne 5.
      Die Gruppe, die von drei Spieleentwicklern angeführt wird, sieht die Probleme, die mit diesen Forderungen gelöst werden sollen, als strukturell an; nur eine kollektive Lösung kann sie beenden, sagen sie. Während die Forderung nach einem stärkeren Arbeitnehmerschutz schon seit mehreren Jahren Teil der Forderungen der deutschen Games-Beschäftigten ist, haben die aktuellen Massenentlassungen und der arbeitgebergesteuerte Arbeitsmarkt, der die Position der Beschäftigten schwächt, den letzten Anstoß für das Kollektiv gegeben, ihre Forderungen zu organisieren
      …“ engl. Artikel von Pascal Wagner vom 19.08.2024 in gamesmarkt.de externer Link (maschinenübersetzt)
    • Und sie schuften wieder für uns
      Auf der gamescom werden auch dieses Jahr tausende Gamer über kleine und große Spiele staunen. Die Macher hinter den Kulissen verdienen dafür unseren Respekt – und eine starke Lobby
      Nächste Woche lädt Köln wieder einmal die Spielewelt zu sich nach Hause ein: Von Mittwoch bis Sonntag zelebriert die gamescom große und kleine Spiele, garniert mit Influencer-Autogrammstunden, kunterbunten Cosplay-Wettbewerben und hoffnungslos überteuertem Kantinenessen. Zehntausende werden eine der weltweit größten Spielemessen besuchen und all das begutachten, was hunderte Entwicklerteams in den vergangenen Monaten und Jahren für uns zusammengebaut haben. (…) Na klar, Spiele zu entwickeln, ist für die meisten dieser Menschen ein wahrgewordener Traum, den viele seit ihrer Kindheit mit sich herumtrugen. Es ist ein Privileg, kreativ arbeiten und damit den eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können – das wissen sie alle, die in den kommenden Tagen zwischen Messeständen mit Fans und Interessierten über ihre Spiele sprechen werden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Arbeit in der Spielebranche gleichermaßen an der körperlichen wie psychischen Gesundheit zehren kann. Unsichere Arbeitsverhältnisse ist eine der größten Ursachen für dieses ungesunde Spannungsfeld: Alleine 2023 verloren schätzungsweise mehr als 10.000 Entwickler ihren Job. Und 2024 rollten bereits ebenfalls die Kündigungswellen über die gebeutelte Branche – auch in Deutschland. Die Gründe dafür liegen irgendwo zwischen Post-Corona-Ernüchterung, kriegsbedingter Investitionsscheu und der globalen Inflation verborgen. In Deutschland kommen noch unklare Förderbedingungen hinzu und zu schnell geleerte Geldtöpfe, die sichere Zukunftsplanungen für Entwicklerteams noch unsicherer machen. Aber damit enden die Herausforderungen der Branche nicht. Hinzu kommen chronische Unterbezahlung, eine Kultur der unbezahlten Überstunden, männlich dominierte Strukturen, die immer wieder zu Belästigungsvorfällen und gefühlter Unsicherheit am Arbeitsplatz führen, schließlich auch die zunehmende Bedrohung durch KI-Technologie in der Zukunft, die ganze Arbeitsfelder wegrationalisieren könnte. Diese Probleme lassen sich nicht einfach lösen. Eines aber könnte der Branche entscheidend helfen: eine Gewerkschaft. Die gibt es aber bisher nicht. (…) Eine Gewerkschaft verhindert zwangsläufig keine Kündigungswellen oder Belästigung am Arbeitsplatz. Aber sie bietet eine Anlaufstelle, um Unterstützung einzuholen, sich mit anderen Kollegen auszutauschen und Anleitung dafür zu erhalten, die eigenen Arbeitnehmerrechte durchzusetzen. Warum es trotz all dieser Vorteile noch keine Gewerkschaft für Spieleentwickler dieses Landes gibt, ist ein großes Fragezeichen. Und ebenso offen ist, wann sich das ändern wird. Bis dahin sollten wir uns daran erinnern, dass die Menschen, die für unsere Freizeitunterhaltung schuften, keine wütenden Kommentare verdienen, wenn uns wieder einmal ein Update missfällt oder ein verschobener Release-Termin ärgert. Sondern sie verdienen vielmehr unseren Respekt dafür, dass sie trotz der oft schlechten Bedingungen weiterhin jeden Tag den Rechner hochfahren und Spiele machen.“ Kolumne von Dom Schott vom 18. August 2024 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Weiter aus dem Beitrag vom 28.08.2018 beim DGB: „… Die Initiative „Game Workers Uniteexterner Link (GWC) will dafür sorgen, dass sich Beschäftigte in der Spielebranche organisieren. „Wir glauben, dass die Ausbeutung von Arbeitskräften von Natur aus unethisch ist und solange es sie gibt, kontinuierlich bekämpft werden muss“, heißt es auf der Internetseite. Als amtliche Gewerkschaft versteht sich GWC noch nicht. Den Aktiven geht es eher darum, Beschäftigte zu vernetzen und sie in die Lage zu versetzen, selbst für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. GWC will für gewerkschaftliche Prinzipien werben. „Die Spieleindustrie ist nicht gut über das Thema Gewerkschaften informiert. Wir müssen eine Menge gewerkschaftsfeindlicher Mythen zerstören“, stellt die Aktivistin Emma Kinema fest. In Deutschland hat sich am Standort der Branchenmesse gamescom in Köln ein erster lokaler Ableger gegründet externer Link. Die Arbeit findet vor allem online in Netzwerken statt. Einen Schritt weiter sind die KollegInnen in Frankreich. Dort hat sich bereits eine schlagfähige Gewerkschaft (Le Syndicat des Travailleurs et Travailleuses du Jeu Vidéo externer Link) gegründet. Mit deren finanziellen Unterstützung legte knapp die Hälfte der Belegschaft beim Kriegsspielmacher Eugen Systems die Arbeit nieder. Sechs Wochen lang kämpften sie für eine Lohnnachzahlung – nun muss ein Gericht entscheiden.“

Grundinfos:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136729
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