[Buch] Klassensolidarität, Autonomie, Selbstorganisation: Erfahrungen und Reflexionen von unten

[Buch im Unrast-Verlag] Klassensolidarität, Autonomie, Selbstorganisation: Erfahrungen und Reflexionen von unten Streikende Kurierfahrer*innen in Brasilien, organisierte Logistikarbeiter*innen in Italien, Basisgruppen in der Schweiz und Deutschland, verdeckte Proteste indonesischer Wanderarbeiter*innen in Taiwan, eine Besetzung in Griechenland, die sich gegen die Touristifizierung wehrt, brennende Baustellen und kollektive Enteignungen in den USA: Weltweit und auf unterschiedliche Art und Weise versuchen Proletarisierte dem Todeskult des Kapitals etwas entgegenzusetzen. Die in diesem Buch zusammengetragenen Reflexionen und Kampferfahrungen von Gruppen und Einzelpersonen aus unterschiedlichsten Ecken der Welt analysieren die Stärken und Probleme gegenwärtiger Kämpfe aus einer antikapitalistischen, autonomen und selbstorganisierten Perspektive. Die Themengebiete ›Arbeitskämpfe und Basisarbeit‹, ›Widerstand gegen die Stadt des Kapitals‹ sowie ›Repression und revolutionäre Strategie‹ werden durchleuchtet, ohne einer Hierarchisierung von Kampfmethoden und Taktiken zu verfallen. Denn die Frage nach einer angemessenen Praxis lässt sich weder pauschal noch ideologisch beantworten. Eine Annäherung an die Antwort kann nur in den Kämpfen selbst und in der Auseinandersetzung mit den konkreten sozialen Umständen und den damit verbundenen Kräfteverhältnissen gefunden werden.“ Klappentext des von M. Lautréamont im Unrast-Verlag herausgegebenen Buches – siehe mehr Infos und als Leseprobe das Vorwort samt Inhaltsverzeichnis – wir danken!

  • Klassensolidarität, Autonomie, Selbstorganisation: Erfahrungen und Reflexionen von unten
    • ISBN: 978-3-89771-617-9
    • Erscheinungsdatum 15. August 2024
    • 240 Seiten
    • 18,00 €
    • Mit Beiträgen von Samia Dinkelaker, Ralf Ruckus, S.I. Cobas, Solidarisch in Gröpelingen,Vogliamo Tutto, Gruppe Pikralides/Rosa Nera, Anarchistische Föderation Santiago, Julian Francis Park, NO MORE Komitee, Anarchistische Gruppe Eclosion, einigen Mitgliedern von Die Plattform und anderen.
    • Siehe Infos und Bestellung beim Unrast-Verlag externer Link
  • Vorwort
    Das vorliegende Buchprojekt entstand aus der Idee heraus, Kampferfahrungen aus unterschiedlichen Orten der Welt auszutauschen. Denn m.E. sollten transnationale Netzwerke gestärkt und eine kontinuierliche Zusammenarbeit und Debattenkultur entwickelt werden. Leider ist die transnationale Kommunikation zwischen antiautoritären und kapitalismuskritischen Einzelpersonen und Gruppen jedoch nur schwach ausgeprägt. Es gibt zwar Projekte, die versuchen, dieses Manko anzugehen, doch ihre Relevanz ist gesamtgesellschaftlich marginal. Die gegenwärtige politisch-soziale Irrelevanz ist jedoch nicht mit inhaltlicher Irrelevanz gleichzusetzen. Daher stehen die Erfahrungen innerhalb sozialer Kämpfe und die Analyse ihrer Stärken und Schwächen im Zentrum dieses Buches. (…)
    Es geht nicht um Mystifizierungen, sondern um die Weigerung, einer entpolitisierten Geschichtsauffassung aufzusitzen, die davon ausgeht, dass die vergangenen Kämpfe nicht die unseren sind, oder dass die Kämpfe in anderen Regionen der Welt nicht mit unseren verbunden sind. Diese Verbundenheit anzuerkennen, bedeutet nicht, die direkt Betroffenen in ihren Kämpfen repräsentieren zu wollen, sondern ein grenzübergreifendes Band herzustellen, das in der Totalität nicht nur eine analytische Kategorie erblickt, sondern eine praktische Solidarität, die gepflegt und gefordert werden muss. Denn trotz den historisch-sozialen Differenzen finden in vielen Kämpfen Menschen zusammen, denen die Entscheidungsmacht über das eigene Leben durch die herrschenden Strukturen entrissen wurde. Sie versuchen durch verschiedene, autonome und selbstorganisierte Kampfformen, fernab vom Staat und den politischen Parteien, die Normalität zu durchbrechen und, im Falle von Revolten, eine Community zu errichten, deren Zusammenleben auf gegenseitiger Hilfe basiert und in der sich jede
    Person frei entfalten kann, fernab von ökonomischen, rassistischen oder sexistischen/heterosexistischen Strukturen. (…)
    Im flüchtigen Charakter vieler Revolte der letzten Jahre spiegelt sich u.a. auch eine allgemeine linke Perspektivlosigkeit. In der aktivistisch geprägten Linken gibt es die Tendenz, von Kampagne zu Kampagne zu springen und viele Ressourcen in Aktionen und Veranstaltungen zu investieren. Der aktivistische Habitus wird von einem Drang nach unmittelbaren Errungenschaften dominiert, der im schlimmsten Fall ein allgemeines Gefühl der Enttäuschung hervorruft. Vor allem dann, wenn die begrenzten  Interventionsmöglichkeiten nicht den gewünschten Effekt haben. Das kann so weit gehen, dass der eigene Aktivismus zum Selbstzweck erhoben wird. (…) Das Projekt einer staaten- und klassenlosen Gesellschaft gerät dadurch immer mehr in den Hintergrund. Dass Gruppen einen Schritt zurück machen, die eigene Praxis und die
    gegebenen Kräfteverhältnisse reflektieren und auswerten, passiert leider nur selten. (…)
    Die Gruppen und Einzelpersonen, die sich an diesem Buchprojekt beteiligen, versuchen, der linken Perspektivlosigkeit und der Schnelllebigkeit vieler politischer Projekte zu entfliehen, und analysieren verschiedenste Kampferfahrungen von unten. Ihre Beiträge sind in drei Themenblöcke eingeteilt: ›Arbeitskämpfe und Basisorganisierung‹, ›Widerstand gegen die Stadt des Kapitals‹ und ›Anti-Repressionsstrukturen und revolutionäre Strategie‹. Es war für mich wichtig, nicht nur Teilkämpfen einer bestimmten Region Platz zu geben, sondern eine geografische Vielfalt anzustreben und Texte über verschiedene Kampfmethoden zu sammeln. Mit Beiträgen aus Brasilien, Chile, Ecuador, Taiwan, Italien, Griechenland, Spanien, Deutschland, Schweiz und den USA ist zumindest eine gewisse transnationale Vielfalt garantiert
    …“ Aus dem lesenswerten Vorwort des Herausgebers samt Inhaltsverzeichnis 

Übrigens: Eine der wesentlichen Motivationen für die Gründung vom LabourNet Germany war das Bestreben, internationale Kämpfe und Erfahrungen zu dokumentieren, um voneinander zu lernen und sich möglichst auch zu vernetzen… Siehe viele der am Buch beteiligten Gruppen über die Volltextsuche

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=223094
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