Den Bierbauch loswerden: Die Reise einer allgemeinen Ortsgruppe der IWW von einem Klub alter Herren zur produktiven gewerkschaftlichen Organisierung
„… Für diejenigen, die es nicht wissen: die IWW koordinieren einen Großteil ihrer Aktivitäten über allgemeine Ortsgruppen. Ortsgruppen vereinen Arbeiter*innen eines geografischen Gebiets, um sich zu treffen und die Organisierung am Arbeitsplatz zu planen. Zu dieser Zeit war unsere Ortsgruppe fast ausschließlich männlich besetzt, wobei mehrere Frauen austraten und Sexismus als Grund angaben. Da wir wussten, dass die Arbeiter*innenklasse nicht zu 95 Prozent aus Männern besteht und Sexismus grundsätzlich schlecht ist, beschlossen wir, etwas gegen diesen Zustand zu unternehmen. Unsere Ortsgruppe gründete in kurzer Zeit eine Arbeitsgruppe für Gleichstellungsfragen und beschloss, einen Katalog an Maßnahmen zu verabschieden. Zum Beispiel bekamen Menschen aus weiter marginalisierten Hintergründen einen Vorrang auf der Redeliste unserer Treffen…“ Beitrag von Daniel Bovart-Katz vom 30. September 2024 in Spuren der Solidarität
und mehr daraus:
- Weiter aus dem Beitrag von Daniel Bovart-Katz vom 30. September 2024 bei Spuren der Solidarität
: „… Es überrascht vielleicht nicht, dass „Trete der Gewerkschaft bei und sorge dafür, dass wir weniger sexistisch sind“ ein weniger inspirierendes Verkaufsargument ist als „Trete der Gewerkschaft bei, organisiere deine Kolleginnen und Kollegen und übernimm die Macht im Betrieb“. (…) Damit soll nicht gesagt werden, dass wir Fragen des Sexismus völlig ignorieren sollten. Auch wenn ein Mangel an Sexismus nicht ohne weiteres dazu führt, dass Frauen und nicht-binäre Menschen einer Organisation beitreten. So kann Sexismus dennoch ein Grund dafür sein, dass Kolleg*innen die Organisation verlassen. Vielmehr sollten wir verstehen, dass Sexismus mit anderen Problemen zusammenhängt. Frauen und nicht-binäre Menschen werden nicht zu Organizer*innen, wenn sie ihre Fähigkeit zum Organisieren nicht entwickeln. Sie werden ihre Fähigkeiten auch nicht entwickeln, wenn ihnen niemand dabei hilft. Sie werden ihre Fähigkeit zum Organisieren auch nicht entwickeln, wenn die bestehenden Organizer*innen allesamt Männer sind, die nur diejenigen unterstützen, mit denen sie das Gefühl haben, die meisten Gemeinsamkeiten zu haben. Oder mit denen sie am liebsten rumhängen und ein Bier trinken würden. Es ist wichtig verschiedene Möglichkeiten für interessierte Mitglieder zu schaffen. Dazu gehört auch das Erkennen von Mitgliedern, die zwar anwesend sind, aber einen kleinen Anstoß brauchen, um den nächsten Schritt zu tun und sich zu engagieren. Klar definierte Wege zur Unterstützung von Menschen führen zu besseren Ergebnissen. Generell gilt: Je klarer der Weg vom Neumitglied zur aktiven Organizer*in definiert ist, desto leichter ist es, diesen Weg gleichberechtigt zu beschreiten. Je mehr wir neuen Mitgliedern helfen Hindernisse zu überwinden, desto mehr Hindernisse werden überwunden. Einschließlich Sexismus. Wenn ich einen Ratschlag für Menschen hätte, die sich für den Kampf gegen Sexismus interessieren, dann wäre es: „Unterstützt Frauen und nicht-binäre Menschen dabei, die Gewerkschaftsarbeit zu machen, für die sie sich angemeldet haben. Bittet sie nicht, Sexismus zu bekämpfen.“