Detlef Wetzel und die Industrie 4.0: Wird die IG Metall zur Interessenvertretung der Arbeitgeber umgepolt?

Fragen wir uns, was für eine Industriegewerkschaft sich Arbeitgeber im Morgengrauen einer neuen industriellen Revolution wünschen würden. Das vergleichen wir mit dem, was IG-Metall-Chef Detlef Wetzel in letzter Zeit auf den Weg gebracht und angekündigt hat. Der Vergleich beantwortet die Frage: ist es gerecht, dass die IG-Metall-Mitglieder ihre Gewerkschaft mit Beiträgen finanzieren, oder sollten die Arbeitgeber die Kosten tragen?…“ Artikel vom 26.04.2015 von und bei Norbert Häring externer Link

  • Aus dem Text: „… Die Arbeitnehmersicht, wie ich sie mir vorstelle: um ein Abdriften in das zweite Szenario zu verhindern, ist es wichtig, dass die Arbeitszeit für alle verkürzt wird, nicht nur, damit alle etwas von der verminderten Arbeitslast haben und keine massenhafte Arbeitslosigkeit entsteht, sondern auch, damit die Arbeitgeber sich nicht mit einer begrenzten Schicht qualifizierter und qualifizierbarer Arbeitnehmer zufrieden geben und den Rest abschreiben können. Nur so ist gewährleistet, dass daran interessierte Gewerkschaften für die Arbeitnehmer eine angemessen Beiteiligung an den Produktivitätsgewinnen durchsetzen können, und dass die Arbeitgeber Interesse an einer guten Bildungspolitik für die Masse der Bevölkerung ausreichend Interesse behalten. Die steigenden Löhne müssen natürlich von der Gewerkschaft auch noch durchgesetzt werden, notfalls mit Arbeitskämpfen. Gemeinsam müssten sich arbeitnehmerorientierte Gewerkschaften für eine Bildungspolitik stark machen, die nicht vorrangig Eliten fördert, die sich ja in der Regel aus bestehenden Eliten rekrutieren, sondern vor allem dafür sorgt, dass auch Arbeiterkinder, und unter diesen auch die Benachteiligten, gute Bildungschancen haben und nicht abgehängt werden. (…) Wenn die Arbeitgeber die größte Industriegewerkschaft steuern könnten, was würde diese Gewerkschaft tun? Ihre Hauptaufgabe wäre es, die Beschäftigten ruhig zu halten, „Verwerfungen“, wie Wetzel das ausdrückt zu vermeiden. Hauptaufgabe der arbeitgeberkonformen Industriegewerkschaft ist es daher, bei Mitgliedern und Gesellschaft für das Anliegen der deutschen Industrie zu werben, „konkurrenzfähig“ zu bleiben im globalen Wettbewerb, sowohl gegenüber Niedriglohn- als auch gegenüber Hochtechnologiestandorten. Denn das bedeutet, dass hohe Lohnsteigerungen schädlich und neue Technologien alternativlos erscheinen. (…) Zusammengefasstes Urteil über Detlef Wetzels Arbeit in Bezug auf die wichtigsten drei Aufgaben eines arbeitgeberkonformen Gewerkschafters, wie oben skizziert:
    Werben um Verständnis für Arbeitgeber: check
    Spaltung der Gewerkschaften. check
    Absage an kämpferische Tarifpolitik: check.
    Was die wichtigsten Aufgaben eines gewerkschaftlichen Arbeitnehmervertreters wie oben skizziert angeht: Verteilungskampf: Fehlanzeige
    Bildungspolitik: mangelhaft
    Verkürzung der Arbeitszeit: Fehlanzeige
    Fazit: Es gibt gute Gründe für die IG-Metall-Mitglieder die Finanzierung ihrer Gewerkschaft dem Arbeitgeberlager zu überlassen.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=79459
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