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Wo denn sonst? »Wolfsburg 1968«: Ein Klassentreffen von Sozialisten und Kommunisten und freien Geistern fünfzig Jahre später
„… Es gab das »Werk«, wie die VW-Fabrik heute noch genannt wird, und drumherum ein paar Baracken, in denen die Arbeiter wohnten. Auch nach 1945 lebten die Wolfsburger weiter in Baracken. Es waren ehemalige Zwangsarbeiter, Verschleppte und hier gestrandete Displaced Persons, zu denen sich Vertriebene gesellten. Die Stadt war eine Dauerbaustelle, die von VW lebte. Bis zum Ende der sechziger Jahre wurde nur ein einziges Produkt hergestellt – der als »Käfer« bekanntgewordene Volkswagen »Typ 1«. In der ersten Kommunalwahl nach dem Krieg bekam eine Nachfolgeorganisation der NSDAP zwei Drittel aller Stimmen, was von der britischen Besatzungsmacht nicht anerkannt wurde. Die Wahl musste wiederholt werden – und nun wählten die meisten SPD. Bei VW arbeiteten ehemalige Nazis, besonders bei den Angestellten galt das als eine Art Rehabilitierung, wie auch viele Leute aus dem Wachschutz aus der Waffen-SS kamen, schließlich hatte die Waffen-SS große Bestände des »Kübelwagens«, den für den Krieg umgerüsteten »Typ 1«, gekauft und eingesetzt. Konnte in dieser bleiernen Atmosphäre politische Rebellion entstehen? Natürlich. Wo denn sonst? Am vergangenen Donnerstag erinnerten sich alte Aktivisten im Kunstmuseum an »Wolfsburg 1968«, auf Einladung von Witich Roßmann, der in Wolfsburg zur Schule gegangen war und später IG-Metall-Chef von Köln-Leverkusen wurde…“ Artikel von Christof Meueler in der jungen Welt vom 05.06.2018