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Toluol, Wechselschicht und Rotationsdruckmaschinen. Betriebliche Erfahrungen in einem Tiefdruckunternehmen und der Niedergang der Branche
„1984 begann ich eine Ausbildung zum Tiefdrucker, nach der Lehre wurde ich bei Broschek (in Hamburg) übernommen. Das Arbeiten mit krebserregenden Farben, Nachtschichten für die schnellere Akkumulation der kapitalintensiven großen Rotationsdruckmaschinen, aber auch die Hilfsbereitschaft der Kolleg:innen haben mich geprägt. (…) Trotzdem war das Klassenbewusstsein durchwachsen. Klar für mehr Lohn, für einen starken Betriebsrat. Aber schon beim Einsatz für eine kämpferische Gewerkschaft war den meisten das eigene kleine Glück wichtiger. (…) In der Nacht vom 12. auf den 13. April 2011 wurden die Druckmaschinen bei Broschek eine nach der anderen ein letztes Mal runtergefahren. Stille im Drucksaal. Im Dezember, einen Tag vor Weihnachten, verließ der Betriebsratsvorsitzende Kai Schliemann als Letzter den Betrieb. Broschek war Geschichte. Heute gibt es nur noch wenige Tiefdruckereien, selbst der Ikea-Katalog erscheint nicht mehr gedruckt…“ Artikel von Gaston Kirsche erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit 6/2021