Wie der FDGB nach 1989 dem DGB wich: Die Schule des Sozialismus wird Sozialpartner
„Die Jahre 1989/1990 markieren das Ende des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds. Dass es letztlich zu einer gesamtdeutschen Arbeitnehmervertretung unter dem Dach des DGB kam, war damals nicht so selbstverständlich, wie es im Rückblick scheint. Im Mai 1990 gab sich der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB), der Dachverband der Gewerkschaften der DDR, noch kämpferisch. Am 4. Mai beschloss der geschäftsführende Bundesvorstand des FDGB Kampfmaßnahmen gegen den geplanten Staatsvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik und den zuvor verhängten Lohnstopp. (…) Während CDU und FDP nichts dabei fanden, sich mit den ehemaligen DDR-Blockparteien zu vereinen, mussten die DGB-Gewerkschaften mitten in der gesellschaftlichen Umbruchsituation vollkommen neue Strukturen schaffen. Der Zugriff auf das Vermögen des FDGB wurde ihnen verwehrt. Zwar beschlossen die Delegierten des letzten FDGB-Kongress die Übertragung des Vermögens auf den DGB. Letztlich kamen die Mitgliedsbeiträge, die die ostdeutschen Beschäftigten jahrzehntelang entrichtet hatten, aber nicht der gewerkschaftlichen Arbeit zugute, sondern fielen an die Treuhand. Erst 1993 erhielt der DGB einen Teil des FDGB-Vermögens. Den Hauptsitz des FDGB in Berlin bezog die Deutsche Bank. Ob die zügige Einverleibung der ostdeutschen Gewerkschaften durch den DGB als Erfolg bezeichnet werden kann, ist sehr fraglich. Auch knapp 30 Jahre nach dem Fall der Mauer ist die Tarifbindung im Osten weitaus geringer als im Westen, auf gleiche Löhne in Ost und West warten die Beschäftigten noch immer und sowohl die Arbeitslosen wie auch die Armutsquote ist in den »neuen Ländern« weitaus höher als im Westen.“ Beitrag von Stefan Dietl vom 20. Dezember 2018 bei Jungle World 2018/51 – siehe auch bei Gewerkschaftsgeschichte: Nach dem Ende des SED-Regimes – Der FDGB in Auflösung