Sabotage im kapitalistischen Arbeitsalltag: Stiller Streik. Ein Lob auf die Faulheit
„Es gibt eine Art des Streiks, der für viele nicht erkennbar ist, obgleich er massenhaft angewandt wird: der stille Streik. Ein stiller Streik in meiner Definition ist ein permanenter Boykott von jeglicher Art der Mehrarbeit, die Chef*innen sich für ihre Mitarbeitenden ausdenken. Es ist mehr noch ein Akt der Würde zu sagen: Mit mir nicht! (…) Mein und der stille Streik meiner ehemaligen Kolleg*innen funktionierte als eine Art Entzauberungsmaschine, die den absoluten Widerspruch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen zum Vorschein brachte. Das, was ich hier schreibe, könnte man als unpolitische, oder besser: vorpolitische individuelle Verweigerungshaltung weglächeln. Das würde aber dem Umstand nicht gerecht, dass ich mit meiner Einstellung bei weitem nicht alleine war. Ich kann mich an keinen Job erinnern, in dem nicht viele Kolleg*innen ähnlich handelten. Es war eher so, dass ich mich oftmals meinen Kolleg*innen anpasste. Von den älteren lernen, das hieß in vielen Fällen faul sein lernen – und ich habe jede Lektion geliebt…“ Artikel von Olivier David vom 19.09.2023 in ND online
Siehe zum Thema auch:
- Dossier: [„Quiet Quitting“ noch nur in USA?] Dieser neue Arbeitstrend treibt Arbeitgeber in die Verzweiflung – keine Überstunden mehr, nur das Nötigste erledigen…
- Samba si, Arbeit no. Die Nichtarbeit, nicht die Arbeit, ist der Horizont der Emanzipation
- Errichtet Denkmäler für Paul Lafargue!
- Ich kann das Werk (= abstrakte Arbeit) so hoch unmöglich schätzen…
- Faulheit: Vom Nutzen der Nichtsnutze. Die Arbeiterbewegung hat die Arbeit nur verschieden besungen; es kommt darauf an, sie zu scheuen
- [Buch] „Weg vom Zwang zur Arbeit“: Die Zukunft erfinden, Postkapitalismus und eine Welt ohne Arbeit.
- [Das Buch] Das Recht auf Faulheit
- Sabotage im Alltag! Plädoyer für antizyklische, aber alltägliche Blockade der Unternehmens- und Wirtschaftsziele
Artikel von Mag Wompel in Graswurzelrevolution vom April 2009