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Angst und Widerstand
„Obwohl wir die Unerträglichkeit kapitalistischer Verhältnisse tagtäglich erleben, regt sich kaum Widerstand, der dieses System grundsätzlich in Frage stellen würde. Das hat mit der Angst zu tun, die das Leben im Kapitalismus prägt. Woher aber rührt sie und was wäre dagegen zu tun?
Der Umgang mit sogenannten Krisen zeigt immer wieder, was die Konsensmaschinerie in einer parlamentarischen Demokratie zustande bringen kann. Einen Dissens scheint es nur noch darüber zu geben, wie die Massnahmen für die Profitsicherung ausgestaltet werden sollen. Die uns verbliebene Freiheit beschränkt sich offenbar auf die Einsicht in die Notwendigkeit, unser Überleben vom Wohlergehen des Kapitals abhängig zu machen. Wie kann das sein? (…) Ich will im Folgenden zeigen, dass es Angst ist, die uns an das Kapital bindet…“ Artikel von Holger Heide, erschienen am 1. Februar 2011 bei Respektive – Webmagazin für Gegenblicke . Wir danken dem Autor an die Erinnerung aus aktuellem Anlass (Griechenland)
- U.E. wichtig im Text: „… Zu all dem kommt, was man als ›Politik der Angst‹ bezeichnen kann. Sie setzt an der verdrängten Angst an. Durch reale und verbale Aufrüstung im ›Krieg gegen Drogen‹, ›Krieg gegen den Terror‹ und so weiter wird unmittelbar eine Ideologie der Bedrohung durch Drogen, durch Gewalt produziert. Dadurch werden Gehorsam und eine weitere Identifikation gefördert, die Macht des Bestehenden gefestigt und schon der blosse Gedanke an Alternativen ausgeblendet. Stattdessen entwickeln die Menschen Hass, weil er ein so starkes Gefühl ist, dass er das unerträgliche Gefühl der Angst überlagern kann. Der Hass richtet sich typischer weise gegen diejenigen, die vermeintlich für die Bedrohungen stehen, dazu gegen Minoritäten, gegen Schwächere, letztlich gegen diejenigen, die tatsächlich oder vermeintlich nicht von wirtschaftlichem Nutzen sind. Besonders Letzteres ist ein deutliches Indiz für den Grad der Identifikation mit dem kapitalistischen System. Die in diesem Zusammenhang gewachsene, verbreitete Bereitschaft zur Gewalt ist genau so eine Spätfolge von Jahrhunderten der Traumatisierung wie die scheinbare Normalität der Anpassung an die Fabrikarbeit und die anderen Zumutungen der Arbeitsgesellschaft. Die alltägliche Gewalt der Leistungsgesellschaft mit ihrer bis in die Tiefe unserer Psyche reichenden Ideologie der Konkurrenz ist nicht nur Quelle immer neuer Angst, sondern gleichzeitig ihr Produkt. Dazu gehört auch die allgegenwärtige Beschleunigung als verzweifelter Versuch, die Produktivität zu steigern…“
- Wir erinnern an den Artikel im LabourNet-Archiv: Heide, Holger (2007): Angst und Kapital. Warum Widerstand im Postfordismus so schwierig ist , Artikel erschienen in dem Buch: Bologna, Sergio et alt (Hrsg.): Selbstorganisation. Transformationsprozesse von Arbeit und sozialem Widerstand im neoliberalen Kapitalismus. Berlin.