Arbeit neu denken & Postwachstum: Wie wir das hegemoniale System durch Care und Grundeinkommen aushebeln
„Die kapitalistische Arbeitsgesellschaft und das wachstumsorientierte Produktionsparadigma in Frage zu stellen, bedeutet auf kurz oder lang Alternativen ins Auge zu fassen: Statt sozial- und umweltschädliche Arbeit zu verrichten, könnten wir unsere Zeit und Mühe etwa in den Erhalt der planetarischen Gemeingüter stecken. In diesem Zusammenhang ist Care eine der Tätigkeiten, die diese Zukunft im Hier und Jetzt greifbar machen, wie Angelina Kussy in ihrem Beitrag zur Berliner Gazetten-Textreihe “Allied Grounds” argumentiert. Sie legt in ihrem Artikel dar, dass wir die Aufspaltung der menschlichen Arbeit in produktive, reproduktive und unproduktive Kategorien unbedingt überwinden müssen, um das herrschende System zu verändern, das unsere biologischen und gesellschaftlichen Lebensgrundlagen zerstört…“ Beitrag von Elfriede Harth vom 12. Januar 2025 beim Netzwerk Grundeinkommen
und mehr daraus:
- Weiter aus dem Beitrag von Elfriede Harth vom 12. Januar 2025 beim Netzwerk Grundeinkommen
: „… Der Kapitalismus (ob in seiner „liberalen“ Form oder als Staatskapitalismus) ist auf Wachstum angewiesen. Wachstum liegt in seiner DNA, wie in der kranken Zelle eines Krebsgeschwürs. Und wie beim Krebsgeschwür verschlingt und zerstört das Wachstum schließlich die Lebensgrundlage, die ihn überhaupt erst ermöglicht hat. Damit es Wachstum gibt, braucht es Produktivismus. Dieses, auf unendliches Wachstum angewiesene herrschende System fährt uns gegen die Wand. Um das abzuwenden, müssen wir also heraus aus Wachstum und Produktivismus. Wie kann das gelingen? Indem wir unsere Teilnahme am Produktivismus beenden. Dafür müssen wir uns aber zuerst vom produktivistischen Denken befreien. Wir müssen Arbeit neu denken, nämlich als Fürsorge für das Leben. Und wir müssen Formen der gesellschaftlichen Organisation finden, die es uns ermöglichen, uns von Lohnabhängigkeit zu befreien. Wir müssen außerdem begreifen, dass es die eigentliche politische Funktion des Produktivismus ist, die große Mehrheit zu kontrollieren. Menschen sollen durch die existenzielle Abhängigkeit von einem Lohneinkommen derart beschäftigt werden, dass ihnen keine Zeit zum Nachdenken bleibt. Daher wäre ein Bedingungsloses Grundeinkommen, zusammen mit einem Recht auf Wohnen, eines der Instrumente, die uns Zeit verschaffen würden, um Alternativen sozialer Reproduktion auszudenken und auszuprobieren, wie den Aufbau neuer Allmenden. Wir hätten die Zeit, die wir benötigen, um uns aus dem Zwang des Wachstumswahns zu befreien. Kussy formuliert das so: „Ein universelles Grundeinkommen beispielsweise kann, wenn es beispielsweise von Maßnahmen zur Gewährleistung des Rechts auf Wohnen begleitet wird, eines der Instrumente sein, um Zeit für den Aufbau solcher Gemeingüter zu gewinnen. Ohne die Mittel für eine alternative soziale Reproduktion werden die meisten von uns weiterhin gezwungen sein, am Wahnsinn des Wachstums teilzunehmen.“