Grundeinkommen: IG-Metall-Chef brüskiert Gewerkschaftsbasis und Wissenschaft
„Während die Gewerkschaftsbasis ja zum Grundeinkommen sagt und die Wissenschaft diese Alternative zumindest wohlwollend behandelt, sagt IG-Metall-Chef Jörg Hofmann nein – so auf dem Sozialstaatskongress der IG Metall Ende Oktober in Berlin. Erinnert sei an die Ergebnisse der Befragung der Basismitglieder der IG Metall im Jahr 2009: Im Rahmen der Kampagne „Gemeinsam für ein gutes Leben“ (Broschüre) führte die IG Metall mit 450.000 TeilnehmerInnen die größte Befragung durch, die von Gewerkschaften je gemacht wurde. Die klare Forderung der Basismitglieder der Gewerkschaft lautete: „Bedingungsloses Grundeinkommen für alle“…“ Beitrag von Ronald Blaschke vom 3. November 2016 beim Netzwerk Grundeinkommen
- In seiner Rede stellt Jörg Hofmann u.a. die These auf: „… Das Wohlstandsversprechen unseres Sozialstaates setzt Wachstum voraus. Ohne Wachstum und ohne steigende Produktivität gibt es kein Mehr, das verteilt werden kann, auch wenn es ungleich verteilt wird. Die Gesellschaft würde sich eindeutig in Gewinner und Verlierer, nicht nur an ihrem Rand. Und eine Gesellschaft, die sich in Gewinner und Verlierer teilt, kennt keinen Zusammenhalt. Die These, die Produktivitätszuwächse in entwickelten Industrieländern würden trotz Digitalisierung dauerhaft sinken, oder die These, ökologisches Wirtschaften wäre nur durch Nullwachstum erreichbar, entwickeln ordentlich Sprengstoff für die Frage, welche Perspektiven der Sozialstaat hat. Ich teile diese Thesen nicht. Und schon gar nicht die daraus abgeleitete Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen, um Sozialstaatlichkeit und Wachstum zu entkoppeln. Dies überzeugt nicht. Denn damit wäre der Sozialstaat zurückgeworfen auf seine Rolle als Fürsorgestaat mit Leistungen nach Kassenlage. Fein heraus wären dann die Arbeitgeber: Ihre Verantwortung zur Finanzierung und Mitgestaltung des Sozialstaates wäre aufgehoben…“
- Siehe zum Hintergrund: IG Metall: Industrie 4.0 braucht den Sozialstaat 4.0