Passt das Weltbild der Deutschen zu einer sozialen Zukunft in Europa?
Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 3.1.2019 – wir danken!
Als Vorbemerkung: Mit interessiertem Blick wirft man den Blick auf „Fiscal Crisis“, die so leicht wiederkommen kann – auch als gewaltige Umverteilungs“maschine“! – war es eben bisher nur ein Vorbote… (https://www.fondsprofessionell.de/kongress/kongress-news/headline/top-oekonom-schulmeister-finanzkrise-2008-war-nur-ein-vorbote-141947/ ) sodass die Krise doch auch wieder kommen kann (http://rhickel.iaw.uni-bremen.de/ccm/cms-service/stream/asset/Finanzmarktkrise.pdf?asset_id=10195038 ), schon weil die bisherige Regulierung der Verursacher – der Banken – an dem Problem vorbeigeht (https://www.finanzwende.de/blog/bankenregulierung-auf-dem-falschen-dampfer/ ).
Und warum sind gerade solche Finanzkrisen politisch so „gefährlich“? (http://www.spiegel.de/wirtschaft/aufstieg-der-rechtspopulisten-liegt-an-der-finanzkrise-kolumne-a-1087139.html und auch noch https://www.zeit.de/2018/38/finanzkrise-crash-oekonomie-kapital-kredit/seite-2 sowie nicht zuletzt https://www.labournet.de/?p=137510)
Weil diese Finanzkrisen unsere Demokratie gefährden!
Deshalb habe ich jetzt als Neujahrs-Gruß eine kleine aktuelle Geschichte zusammengeschrieben mit Christian Semler (68-er), Ulrike Herrmann und Friedrich Merz über Karl May und Claas Relotius zu einem vielleicht dennoch glücklichen Jahresanfang!
Ulrike Herrmann erinnert sich an die Finanzkrise 2008, Christian Semmler, der jetzt 80 geworden wäre und Friedrich Merz, als Protagonisten von „Mehr Kapitalismus wagen“. Christian Semler hatte einen Humor, gegen den auch seine Wut nicht ankam. Auf seinen subversiven Witz kommte man sich so stets verlassen.
Für die taz-Sylvesterausgabe 2008 wurde Semler gefragt, welcher Satz ihm im vergangenen Jahr am besten gefallen habe. Die knappe Antwort von Christian Semler war: „Mehr Kapitalismus wagen“ (Friedrich Merz angesichts der weltweiten Finanzkrise) – Schulmeister nimmt dabei von dieser Krise an, dass sie doch nur ein „Vorbote“ für weitere Krisen sein wird. (https://www.fondsprofessionell.de/kongress/kongress-news/headline/top-oekonom-schulmeister-finanzkrise-2008-war-nur-ein-vorbote-141947/ )
Wie schade, dass Christian Semler nicht mehr miterleben konnte – er starb 2013 – wie Merz politisch auferstand, um sich noch einmal – zusammen mit dem ehem. Finanzminister Schäuble – an Merkel zu rächen. – Bedauerlicherweise bricht Ulrike Herrmann hier ab, denn eigentlich hat sich diese Geschichte mit Merz und der Begeisterung für „Mehr Kapitalismus wagen“ in der CDU durch den Finanzminister Schäuble noch weiter ausgeapert, der unbedingt die absolute Herrschaft der Finanzmärkte über Europa durch den Grexit für Griechenland raus aus dem Euro wollte. (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/schaeuble-spricht-sich-weiter-fuer-einen-grexit-auf-zeit-aus-13705452.html und noch später mit Wagenknecht: https://monde-diplomatique.de/shop_content.php?coID=100093 )
Und Merkel hat diesen Schritt wohl nicht mitgetragen – als Kanzlerin. Aber Christian Semler hätte sich und uns gut mit diesen Geschichten amüsiert, da ist sich Ulrike Herrmann doch sicher. (http://www.taz.de/!5555873/ )
Und trotz dieser so offensichtlichen Fehleinschätzung ist die CDU sich aber inzwischen trotz alledem ziemlich sicher, dass ihr ohne Merz etwas „Fundamentales“ abgeht. Das leuchtet dann auch einem Erwin Pelzig als „Verbraucher“ auf dem Weg zur totalen Marktradikalisierung jedoch überhaupt nicht ein (https://www.youtube.com/watch?v=1BPGvb8GByE ).
Die Krisen in Deutschland und wie man sie an sich heran lässt. Ein Schlenker auf die in Deutschland eingeübte Realitätswahrnehmung.
Wie die CDU jetzt knapp dem Parteivorsitzenen Friedrich Merz entkam und wie die CDU diese knappe Niederlage kaum verkraften kann (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-12/friedrich-merz-minister-cdu-kandidat ). Anders als diese vielen CDU-Anhänger sieht der Top-Ökonom die Finanzkrise von 2008 nur als Vorboten (https://www.fondsprofessionell.de/kongress/kongress-news/headline/top-oekonom-schulmeister-finanzkrise-2008-war-nur-ein-vorbote-141947/ ). Nur erwecken die Konservativen den Eindruck, als ob sie es darauf erst einmal so richtig ankommen lassen wollten…
Das ergibt sich aber letztlich nur, wenn man davon ausgeht, dass Finanzkrisen einfach so kommen müssen (http://rhickel.iaw.uni-bremen.de/ccm/cms-service/stream/asset/Finanzmarktkrise.pdf?asset_id=10195038 ) und nicht erkennen kann, dass die bisherigen Regulierungen der Banken einfach am Kern des Problems für eine erforderliche Regulierung vorbeigehen. (https://www.finanzwende.de/blog/bankenregulierung-auf-dem-falschen-dampfer/ )
Und auch die Arbeit oft genug nicht einmal Armut verhindern kann – „Working poor“. (https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2019/januar/working-poor-armut-jenseits-der-sanktionen )
Auf diese Weise kann es einfach noch kein Drandenken geben, für Deutschland doch einmal – prophylaktisch – ein Gelbwesten-Programm auf die politische Agenda zu setzen (https://www.epochtimes.de/meinung/gastkommentar/wirtschaftsjournalist-ein-gelbwestenprogramm-fuer-deutschland-2019-a2755335.html ).
Fast könnte man mit dem IMK tönen: Europa zwischen Hoffen und Banken (https://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_145_2019.pdf ).
Als Zwischenspiel: Ein Journalist erfindet die Realität. Aber ist es gerechtfertigt, dass er zum einzigen Nestbeschmutzer wird?
Und recht laut ist jetzt der Aufschrei in den Medien allein über diesen „Betrug“. (http://www.taz.de/!5557396/ )
Was wäre nur, wenn diese Geschichtenerzähler so etwas wie die „systemische“ Grundtendenz vieler Presseorgane wären, die einfach vor allem den „großen“ Pathos kennen – weil das die „Kundschaft“, diese Deutschen, so lieben. Anscheinend wollen sie die Realität gar nicht kennen?
Und so stellen auch Anne Fromm und Rene Martens fest, die eigentliche Kernkompetenz, die Recherche, wird vernachlässigt. (http://www.taz.de/!5557396/ ) (oder hat jemand schon das deutsche Medium gefunden, das recht systematisch der Finanzkrise auf den Grund gegangen wäre? Und dann auch an diesem Ball dran blieb und bleibt?)
Und so wird recht einfach Claas Relotius zum einzigen Nestbeschnutzer – während der Spiegel auf diese Art immer noch als Hort der Wahrheit dastehen kann. (Siehe zur inzwischen hysterische Züge annehmenden Form der Debatte um Claas Relotius auch Bettina Gaus in ihrer Kolumne „Jetzt mehr Selbstbewußtsein“: http://www.taz.de/Archiv-Suche/!5557313&s=&SuchRahmen=Print/ )
Merken die auch beim Spiegel, dass Relotius auch wieder nur „Ablenkung“ – im Spiel mit der Treue zum „Neolib“ mit all seinen sozial schädlichen Folgen bleibt? Dabei versucht doch auch der Spiegel auch nur in der „Liga“ der Geschichtenerzähler mitzuspielen.
Dabei werden diese Geschichtenerzähler selbst beim Spiegel – bei all ihren Renomee – intern die „Märchenfraktion“ genannt. Und so wird auch weiter beim Spiegel das „Schönschreiben“ mehr prämiert als die Recherche.
Wird beim Schönschreiben nur das „gefunden“ und wiedergespiegelt, was das deutsche Publikum so liebt – mit möglichst wenig Realitätsgehalt?
Ist die Presse ein selbstreferentielles System nur für die Deutschen? (http://www.systemische-beratung.de/selbstreferentiell.htm )
Jetzt einfach ein Blick auf den „großen“ Deutschen Karl May (https://www.literaturhaus-hannover.de/veranstaltung/philipp-schwenke.html ). Ja, bei Karl May war es dann auch soweit, dass er zwischen Fiktion und Wahrheit nicht mehr unterscheiden konnte. Aber das deutsche Publikum wollte diesen ganzen Schmarrn nur zu gerne glauben. Und nur so ist zu erklären, wie dieser in seinem Westernkostüm versinkende Schreibtischhengst tatsächlich mit der „Schmetterhand“ seiner Bücher verwechselt werden konnte. (https://www.taz.de/!5557407/ ) Und so führte Karl May letztlich seinen Lesern nur vor, was sie ohnehin schon längst wußten, – dass am treudeutschen Wesen die Welt genesen müsse…
Die Ferndiagnose der psychologisch interessierten Karl-May-Forschung lautet auf narzistische Persönlichkeitsstörung. Auf seiner Reise in den Orient erleidet er daher einen wahren Realitätsschock – mit zwei Nervenzusammenbrüchen. Er muss das Bild korrigieren, das er sich und das er seinen Lesern vom Orient gemacht hat… (https://www.taz.de/!5557407/ ) Einen solchen Realitätsschock werden wir bei den ganzen „freien“ Neolib-Journalisten in der nächsten Finanzkrise wohl kaum erleben. Nur Karl May war anschließend wohl doch ziemlich geläutert.
Und wird als „deutsche Wirtschaft“ auch nur das erzählt, was die Deutschen so gerne hören wollen.
Und könnte bei uns jetzt etwas Ähnliches passieren, wenn unsere „Geschichtenerzähler“ in der Presse auch einmal in die Abgründe der Finanzkrisen und den betroffen europäischen Ländern sich begeben? (Vgl. Rudolf Hickel, Zehn Jahre Finanzkrise: (http://rhickel.iaw.uni-bremen.de/ccm/cms-service/stream/asset/Finanzmarktkrise.pdf?asset_id=10195038 )
Denn – die Vermutung ist doch, dass auch hier nur das erzählt wird, was die Leser von sich selbst (von der „Erzählung“ die Griechen seien schuld bis die Südeuropäer sind faul usw.) halten. (https://gegenblende.dgb.de/++co++1bbd37e2-bcc9-11df-4058-001ec9b03e44 )
Diese Parallele der Deutschen mit Karl May hätte vielleicht auch Christian Semmler wieder gefallen. Und es könnte ja sein, dass er als Lösung auch gefunden hätte, Europa muss – alle zusamen – auf die Couch. (https://stephanschulmeister.wifo-pens.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/Greece_Blaetter_08_15.pdf )
So könnte es gelingen, dass nicht immer nur der Schuldner schuld sein muss, obwohl der Gläubiger immer seinen gefährlichen Anteil daran mitträgt.(https://stephanschulmeister.wifo-pens.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/FUCH_WIEN_0709_05_X.pdf )
Und so kann es doch auch zur systemischen Frage wieder werden – die es ursprünglich bei der Durchsetzung der allein seligmachenden neoliberalen Agenda auch war.(https://www.labournet.de/politik/eu-politik/wipo-eu/ein-so-wesentliches-stueck-wirtschaftsgeschichte-mit-hans-tietmeyer-ein-mit-autor-des-lambsdorff-papiers-zur-neoliberalen-wende-in-deutschland-ist-tot/ )
Kann – bzw. muss eigentlich so auch der Schuldner zum Partner noch werden? (https://www.labournet.de/?p=136253) Statt auch hier nur – wie die Griechen – die alleinige Schuld fälschlicherweise tragen zu müssen.
Deshalb müssen sich die Gewerkschaften in der kommenden Europawahl auf die Hinterbeine stellen, um Europa doch noch zu einem gemeinsamen werden zu lassen. (https://www.dgb.de/++co++d2f55f96-02d1-11e9-b63a-52540088cada )
Deshalb bleibt einfach Deutschland in diesem Europa zwischen Hoffen und Bangen (https://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_145_2019.pdf ).
Nur, in dieser bisherigen Erzählung ist für das Versagen der Politik kein Raum, wo es doch endlich darauf ankommt zu erkennen, dass die Bankenregulierungen für die Verhinderung solcher Finanzkrisen einfach nur defizitär waren. (https://www.finanzwende.de/blog/bankenregulierung-auf-dem-falschen-dampfer/ )
Ja, „diese“ Arbeit – weiter unter der Dominanz des Finanzkapitals – schützt dann auch bei weiter wachsender Ungleichheit (siehe grundsätzlich Piketty) nicht mehr im allgemeinen vor Armut! (https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2019/januar/working-poor-armut-jenseits-der-sanktionen )
Dennoch wird der Traum von einem allgemeinen Grundeinkommen ohne richtige Prüfung in Finnland „begraben“ (http://www.fr.de/politik/meinung/gastbeitraege/gastbeitrag-finnisches-experiment-zum-grundeinkommen-a-1646103 ).
Norbert Häring schlägt deshalb doch erst einmal schon gleich ein allgemeines „Gelbe-Westen-Programm“ für Deutschland vor. (https://www.epochtimes.de/meinung/gastkommentar/wirtschaftsjournalist-ein-gelbwestenprogramm-fuer-deutschland-2019-a2755335.html )
Dabei könnte so Europa doch einfach auch wieder diese schöne vielgestaltige gemeinsame Geschichte sein, von der wir doch alle – fast – so fasziniert waren und auch noch sind? (https://www.blog-der-republik.de/episoden-vom-reisen-in-europa/ ) … und es auch wieder werden könnten (https://www.dgb.de/++co++d2f55f96-02d1-11e9-b63a-52540088cada ).
Nach diesem kleinen Vorspiel noch diesen kleinen Gruß zum neuen Jahr 2019, dem die Freude doch noch ein wenig abging!
Betreff: Deutschland in klarer Verweigerung eines gemeinsamen Euro-Europa
„Wie lange kann es sich Europa und Deutschland noch leisten durch die „freiesten“ Finanzmärkte dem nächsten Crash entgegenzutaumeln – ohne die geringste gemeinsame Verantwortung? Jetzt könnte Europa vor die Alternative gestellt werden – entweder durch den Ansturm des Populismus – oder den Finanzcrash zur Auflösung gezwungen zu sein. Doch Deutschland will einfach keine gemeinsame finanzielle Verantwortung für Europa. Jetzt der Fall nur einer „Arbeitslosen-Rückversicherung“...“ Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 10.12.2018 (https://www.labournet.de/?p=141839 )