Team Wallraff: Inside Jobcenter – Hier bleibt der Mensch auf der Strecke. Sinnlose und unwürdige Maßnahmen für Hartz-IV-Empfänger
„Das Team Wallraff war wieder undercover unterwegs – und konnte erhebliche Missstände in deutschen Jobcentern dokumentieren. Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und ein Reporterkollege belegen mit ihren Recherchen, dass die Mitarbeiter wegen akuten Personalmangels und einem hohen Krankenstand oftmals hoffnungslos überfordert sind. Ihrem Auftrag, Langzeitarbeitslose zu beraten und wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, können viele Jobcenter deshalb kaum nachkommen – zulasten der Kunden und auch der Steuerzahler…“ Text zur RTL-Sendung vom 17.03.15 . Siehe dazu das Video und Reaktionen/Kommentare:
- Jobcenter-Mitarbeiter widersprechen der BA: Jobcenter-Mitarbeiter wehren sich gegen falsche Behauptungen der Bundesagentur für Arbeit
„Nachdem der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff im Rahmen seiner RTL-Sendung „Team Wallraff – Reporter undercover“ auf die massive Missstände im Jobcenter hinwies, hagelte es vom Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) harsche Kritik. Im einem Interview mit der BA-internen Zeitung „Dialog“ erklärte Vorstands-Mitglied Raimund Becker, dass sich die Mitarbeiter der Jobcenter durch den Bericht von Wallraff verunglimpft fühlten. Nun melden sich Mitarbeiter der Behörde in einem anonymen Brief an Inge Hannemann zu Wort, die den Brief auf ihrer Internetseite „altonabloggt.com“ veröffentlicht hat. Demnach entsprechen Beckers Behauptungen alles andere als der Wahrheit…“ Meldung vom 27.05.2015 bei gegen-hartz . Siehe dazu den Brief: Mitarbeiter der Jobcenter sind keine Idioten :
„Guten Tag Frau Hannemann! Mit großem Entsetzen und Wut haben wir die neueste Ausgabe der internen „Propagandazeitung“ „Dialog“ zur Kenntnis genommen. Es ist so gekommen, wie wir geahnt haben: Gehirnwäsche wie immer, erneut werden Missstände verleugnet und die Vorstände Weise, Alt und Becker vertuschen ihre Fehler. Das interne Interview von Herrn Becker ist eine bodenlose Frechheit. Er behauptet: “Mitarbeiter fühlen sich durch die Sendung Wallraff verunglimpft“. Wir haben uns den Bericht mehrmals angesehen, eine Verunglimpfung unserer Kollegen/innen ist absolut nicht zu erkennen. Ganz im Gegenteil: Sie haben endlich mal die Wahrheit über die jahrelangen Missstände gesagt, die von der Behördenleitung permanent verleumdet werden. (…) Wir sind keine Idioten, wir arbeiten nicht in einer Sekte, sondern in einer Behörde mit einem eigentlichen sehr verantwortungsvollen, politischen Auftrag. Nämlich Menschen in Arbeit (von der man leben kann) zu bringen und pünktlich deren zustehende Leistungen auszuzahlen. Menschen zu beraten und ihre eventuellen Vermittlungshemmnisse zu beseitigen. Unser Auftrag lautet nicht: Arbeitslosenzahlen und Statistiken zu fälschen, Millionen an Steuergeldern zu verschwenden und die Menschen in die Zeit- oder Leiharbeit zu (er) pressen. Auch wollen wir keinen massiven Fachkräftemangel produzieren, Skandale vertuschen, der Öffentlichkeit eine heile Welt vorspielen und das Denken einstellen. Wir sind alle erwachsene Mitarbeiter in den Agenturen und Jobcentern und keine Kindergartenkinder, denen Weise, Alt, Becker und ihre „Führungskräfte“ Märchen erzählen müssen. Wir machen schließlich die Arbeit an der Basis und wissen wohl am besten was wie läuft. Wir distanzieren uns ebenfalls von den monatlich falsch angegebenen Arbeitslosenzahlen. Diese entsprechen in keinster Weise der tatsächlichen Wahrheit! Beraten müssen wir auch die nicht genannten Menschen.„
- Die Gutsherrenart der Bundesagentur für Arbeit gehört abgeschafft
„Ein Kommentar aus der Bundesagentur für Arbeit, der „altonabloggt“ per Mail zukam und um Veröffentlichung bat.: Die Konsequenzen aus der Reportage von „Günther Wallraff – Undercover“ vom 16.3.2015
Sofortiger Rücktritt des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit, konsequente Neustrukturierung der Bundesagentur für Arbeit und Reformierung des Arbeitsmarktes dringend erforderlich! Zunächst muss man den Mitarbeitern und meinen weiteren Kollegen und Personalräte der Jobcenter gratulieren. Endlich gehen sie an die Öffentlichkeit und sind nicht mehr bereit, sich weiter zu Zahlensklaven des Vorstandes der BA und ihrer Geschäftsführungen degradieren zu lassen…“ Beitrag vom 5. April 2015 bei altonabloggt
- Vorstand zum Rapport
»Es rumort in Jobcentern«: Eklatante Mängel im Hartz-IV-System: Linke zitiert Chef der Bundesagentur für Arbeit vor den Sozialausschuss. Artikel von Susan Bonath in junge Welt vom vom 25.03.2015
Aus dem Text: „… Das Gesetz, erklärte BMAS-Sprecherin Küchen weiter, gebe »lediglich Orientierungswerte« vor. Über die Ausgestaltung der »Betreuungsschlüssel« entschieden allein die Jobcenter vor Ort. Dies sei gerade eines der Probleme, gab die ehemalige Jobcentermitarbeiterin Inge Hannemann am Dienstag gegenüber jW zu bedenken. Dadurch würden Leistungsberechtigte einzelnen Sachbearbeitern geradezu ausgeliefert. Denn diese bestimmen, ob und wann sie eine Leistungskürzung als Strafe aussprechen. Hannemann stellte nicht nur fest, dass es in den Jobcentern »kräftig rumort«. Sie forderte auch eine »ganz klare Stellungnahme« des BMAS zu den Vorwürfen. Dessen »Geheimniskrämerei« zeige deutlich, »dass da eine Angst vor Öffentlichkeit ist«, sagte sie. Zudem verlangt Hannemann Konsequenzen: »Sinnlose Maßnahmen müssen gestrichen und durch Ausbildungen mit Abschluss ersetzt werden.« Ebenso sei die BA in der Pflicht, die Mitarbeiter ausreichend zu schulen. Es sei »höchste Zeit« für personelle Veränderungen, so Hannemann. »Jedes Unternehmen wäre mit solch einer Geschäftsleitung schon pleite.«“
- Verheizt und aufgeladen
„Wallraff und sein Team deckten auf. In der RTL Reportage, vom vergangenen Montag, „Wenn der Mensch auf der Strecke bleibt“ offenbarte diese gravierende Missstände in deutschen Jobcentern. Unsinnige Maßnahmen, erschreckende Aussagen von Mitarbeitern und nervöse Aussagen durch den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, zeigten schonungslos die tägliche Realität im Umgang mit den Erwerbslosen. (…) Zwar ist der Vorstand der BA bereit sich nochmals mit dem Team Wallraff zu treffen, was Bundesarbeitsministerin Nahles bis dato verweigert, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die derzeitige und vergangene Realität ausgesessen wird. Kritik, Anmerkungen und Überlastungsanzeigen werden ignoriert oder mundtot gemacht. Missstände scheint es für den BA-Vorstand nicht zu geben und somit ist Kritik hinfällig…“ Beitrag von und bei Inge Hannemann vom 21. März 2015
- Undercover-Blog: ‚Team Wallraff‘-Reporter über den offenen Brief der Jobcenter-Personalräte. Zuständige Ministerin Andrea Nahles weiterhin nicht zu Interview bereit
„Selten zuvor hat die ‚Team Wallraff‘-Redaktion so viele Zuschriften bekommen wie nach den Recherchen rund um deutsche Jobcenter. Arbeitslose schildern ihre Erfahrungen mit dem Amt, aber auch Mitarbeiter melden sich und bestätigen, was ich erlebt habe. Gestern habe ich zum Beispiel mit einer ehemaligen Jobcenter-Mitarbeiterin aus Bayern gesprochen, deren befristeter Vertrag nicht verlängert wurde. Auch sie kennt Wartezeiten von bis zu 4 Monaten für Anträge und damit Fälle, in denen Hartz IV-Geld viel zu spät ausgezahlt wird. Und das bei Bedürftigen, die keine Ersparnisse haben und die auf jeden Euro angewiesen sind. (…) Die Bundesagentur für Arbeit hat uns nach der Ausstrahlung weitere Gespräche mit dem Vorstand angeboten, um die vorgefundenen Missstände abzustellen. Dieses Angebot werden wir so schnell wie möglich wahrnehmen. Denn das erwarten auch die Mitarbeiter in den Jobcentern. Sie haben inzwischen einen offenen Brief an ihre Chefs in Nürnberg geschickt. Ihre Worte klingen dramatisch – Mitarbeiter würden verheizt, Leistungen – also Hartz-IV-Gelder – können immer selten zuverlässig und rechtzeitig ausgezahlt werden…“ Meldung bei RTL vom 19.03.15 , dort:- der Offene Brief der Jobcenter-Personalräte: „Sehr geehrte Herren Weise, Alt und Becker, Ihre o.g. Mitteilung hat in den Jobcentern empörte Reaktionen hervorgerufen. Reihenweise melden sich Kolleginnen und Kollegen, für die es tagtägliche Realität ist, dass ihre Arbeit „anstrengend und belastend“ ist und nicht nur „sein kann“ – und das ununterbrochen seit Bestehen der Jobcenter und nicht nur temporär. Das wurde und wird auch immer wieder zur Sprache gebracht, sowohl von den Kolleginnen und Kollegen selbst, als auch von ihren gewählten Personalräten und nicht zuletzt auch von der Arbeitsgruppe der Personalratsvorsitzenden der Jobcenterpersonalräte. Umso erstaunlicher muss es da erscheinen, dass „gute Arbeitsbedingungen“, die Sie als Ihnen „wichtige Anliegen“ bezeichnen, auch nach 10 Jahren Jobcenter noch immer nicht vorherrschen. Wenn Sie schreiben, „ändern können wir nur die Dinge, von denen wir wissen“, suggerieren Sie, Sie hätten von den in der o.g. Sendung zur Sprache gebrachten Sachverhalten bisher nichts erfahren. Das wäre allerdings noch verwunderlicher. (…) Uns ist bewusst, dass die Ursachen für die geschilderten Problemlagen unter anderem auch in der Politik zu suchen sind. Wir hoffen dennoch, durch diese nur knapp umrissene Aufzählung den Teil der Verantwortung verdeutlicht zu haben, den wir bei Ihnen sehen. Grundlegende Veränderungen sind aus unserer Sicht überfällig. Um auf Ihre o.g. Mitteilung zurück zu kommen: wir sind gern bereit, „gemeinsam mit Ihnen nach guten Lösungen“ zu suchen.“
- das Video: „Team Wallraff – Reporter prüfen nach“ bei RTL
- Team Wallraff: Jobcenter-Pfusch und Lama-Wanderungen
„Günter Wallraff knöpft sich die Arbeitsagentur vor. In der RTL-Sendung „Team Wallraff“ enthüllt er, wie Arbeitslose in mehr oder weniger sinnvolle Fortbildungen gesteckt werden – und Anträge ungeöffnet im Müll landen…“ Artikel von Till Daldrup in der Wirtschaftswoche online vom vom 17.03.2015
- Wallraff deckt Geldverschwendung bei Jobcentern auf
„Geldverschwendung, Mitarbeiter unter Leistungsdruck und frustrierte Arbeitslose. Günter Wallraff hat die Zustände in deutschen Jobcentern aufgedeckt. Absurd. Dieses Wort fiel in der aktuellen Ausgabe der RTL-Sendung „Team Wallraff“ mehr als einmal. Das Team um Undercover-Urgestein Günter Wallraff hat neun Monate lang in deutschen Jobcentern recherchiert – um anschließend ein verheerendes Fazit zu ziehen…“ Artikel von Felix Laurenz in der WAZ online vom 17.03.2015