Jobcenter-Broschüre sorgt für Ärger: Hartz-IV-Empfänger, verkauft eure Möbel!

Ratgeber "Arbeitslosengeld II" (ALG2) beim Jobcenter Kreis Pinneberg Legen Sie Steine in die Klospülung, trinken Sie Leitungswasser und essen Sie weniger Fleisch: In einer Broschüre gibt ein norddeutsches Jobcenter Hartz-IV-Empfängern Tipps. Doch der Comic mit der fiktiven Familie Fischer sorgt für Entrüstung und wirft Fragen auf: Macht Hartz IV glücklich?
Welches Kraut rauchen die da eigentlich in Pinneberg? Das fragt ein gewisser „Vocans“. „Sonst kommen mir nur noch Tränen … Lachtränen …“. Doch so witzig wie der Nutzer aus einem Internetforum finden nicht alle Leser die neue Spar-Broschüre für Hartz-IV-Empfänger vom Jobcenter Kreis Pinneberg. „Das ist der peinlichste ALG2-Ratgeber, der mir bisher in die Finger gekommen ist“, wettert Ulrich Schneider, der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bei n-tv.de. „Das ist eine pure Frechheit, wie Menschen, die in bitterer Not leben müssen, mit einer Seifenoper schlicht veralbert werden
.“…“ Artikel von Christian Rothenberg bei n-tv-online vom 18. Juli 2013 externer Link. Siehe den Ratgeber „Arbeitslosengeld II“ (ALG2) beim Jobcenter Kreis Pinneberg externer Link . Siehe dazu:

  • Staatsdoktrin Sanktionsterror
    Gastbeitrag von Herbert Thomsen in der taz Nord vom 26.07.2013 externer Link . Herbert Thomsen arbeitet seit Jahrzehnten als Sozialberater. In der Broschüre des Pinneberger Jobcenters sieht er Methode: Wer mit falschen Infos gefüttert wird, lässt sich leichter über den Tisch ziehen. Aus dem Text: „… Propaganda gehört zum Geschäft. Niemand aus dem Staatsapparat wird zugeben, dass der vornehmliche Sinn der Jobcenter darin besteht, die Arbeitskräfte (Kunden) passgenau auf die Bedürfnisse der Unternehmen ausrichten und zwar zu möglichst geringen (Lohn) Kosten. Das geht aber nicht nur mit Zwang und Sanktionen. Damit das reibungslos funktioniert, bedarf es auch der Lüge. Das Pinneberger Druckwerk hat im juristischen Sinne den Wahrheitsgehalt eines Lustigen Taschenbuchs mit Dagobert Duck. Es bleibt zu hoffen, dass auch die mehr als 100.000 User, die sich die Broschüre bereits heruntergeladen haben, sie auch als Märchenbuch verstehen.“
  • Arbeitsagentur verteidigt Hartz-IV-Spartipps: „Die Debatte ist schräg, nicht die Broschüre“
    Eine Woche kein Fleisch und Waschmittel aus dem Discounter: Nach der Kritik an den umstrittenen Empfehlungen aus einer Broschüre des Jobcenters Kreis Pinneberg, setzt sich jetzt die Arbeitsagentur zur Wehr…“ Artikel in Süddeutsche online vom 21. Juli 2013 externer Link
  • Die spätrömische Dekadenz lebt weiter
    Der Ratgeber “Arbeitslosengeld II” des Jobcenters Pinneberg (Schleswig-Holstein, Rande Hamburg) sorgte in den letzten Tagen für großen öffentlichen Wirbel. Heinrich Alt, Vorsitzender Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit, twitterte: “Jobcenter Pinneberg hat einen tollen #ALG2 Ratgeber herausgegeben.” Politiker, Erwerbslose und deren Verbände sprechen von Diskriminierung, Peinlichkeit und beschämend. Selten hat es ein Jobcenter in so rasender Geschwindigkeit in die Medien bis ins Ausland geschafft…“ Artikel von Inge Hannemann vom 22. Juli 2013 bei „Wirtschaft und Gesellschaft“ von Thorsten Hild externer Link. Aus dem Text: „…  Es wird eine Märchenwelt aufgebaut, die es so nicht gibt. Die jedoch genau das vermittelt, was der große Tenor in der Außenwelt darstellt: Suhle dich in Hartz IV und dein Leben ist schön. Eine Sprache des Boulevards, in der Erwerbslose als Sozialschmarotzer und unwillig vorgeführt werden. Eine Sprache, die bei den Tipps zugibt, dass Hartz IV, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, bei weitem nicht ausreicht. Aber zum Glück gibt es Ebay und Leitungswasser. Und morgen ist ein neuer Tag!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=40584
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