Übergriffe in Jobcentern
Dossier
- Messerattacke in Jobcenter – Justiz wirft Täter Mord vor
„Gut vier Monate nach der Tötung einer Mitarbeiterin im Jobcenter Neuss, hat die Justiz Anklage gegen den 52-jährigen Beschuldigten erhoben. Gleichzeitig will die NRW-Arbeitsagentur ein Konzept für mehr Sicherheit in Jobcentern vorlegen. Sicherheitsschleusen werden wohl nicht empfohlen…“ Meldung vom 18.01.2013 bei DerWesten - Frankfurt: Mitarbeiter des Jobcenters fordern mehr Sicherheit
„Nach zwei Messer-Angriffen in Frankfurter Jobcenter-Filialen im Dezember fordert der Personalrat mehr Anstrengungen für die Sicherheit der Beschäftigten. Eine neue Arbeitsgruppe soll sich diesem Thema widmen.
Der Personalrat des Jobcenters Frankfurt hat mehr Anstrengungen für die Sicherheit der Beschäftigten gefordert. Zur Zeit seien die Sicherheitsvorkehrungen mangelhaft, heißt es in einem gestern bekannt gewordenen offenen Brief, der an die Geschäftsführung des Jobcenters und an Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) adressiert ist. Im Dezember hat es in den Jobcenter-Filialen in Sachsenhausen und Bockenheim je einen Zwischenfall mit einem Messer gegeben. Nach Darstellung des Personalrats bedrohte ein Kunde eine Mitarbeiterin mit einer Stichwaffe, ein anderer richtete ein Messer gegen eine Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes. In beiden Fällen sei die Polizei gerufen worden, Verletzte habe es nicht gegeben…“ Artikel von Christian Palm und Denise Peikert in der FAZ online vom 21.12.2012
- Fallmanager im Jobcenter fühlt sich von Arbeitslosen bedroht
„Ein Osterfelder Jobcenter-Fallmanager schildert Erlebnisse mit Hartz-IV-Emfängern. Beleidigungen seien an der Tagesordnung, mitunter komme es auch zu körperlichen Angriffen. Er fordert strafrechtliche Konsequenzen für solche Attacken und versucht, das Image von Jobcenter-Mitarbeitern zu korrigieren…“ Artikel in der WAZ Oberhausen vom 31.10.2012
- Eine Jobcenter-Mitarbeiterin fordert
„Meine Aufgabe als Mitarbeiterin eines Jobcenters ist es, auf Augenhöhe den Arbeitssuchenden kompetent zu beraten. Nicht immer ist dieses der Fall. Von daher wünsche und fordere ich…“ Forderungskatalog vom 3. November 2012 bei altonabloggt
- Anzeige wegen hetzerischer Kommentare: „Es ist ungeheuerlich“
Wegen hetzerischer Online-Kommentare als Reaktion auf die Tötung einer Jobcenter-Mitarbeiterin hat die Bundesanstalt für Arbeit rund 40 Strafanzeigen gestellt. Meldung in der taz online vom 10.10.2012
- Aus Verzweiflung erbrüteter Sprengstoff. Anmerkungen und Fragen zur Messerattacke im Jobcenter von Neuss.
Artikel von Götz Eisenberg vom 10. Oktober 2012 bei den Nachdenkseiten
- „Der Menschenabfall – Die Toten aus der Hartz IV-Maschine“: Eine Jobcenter-Mitarbeiterin klagt das Hartz IV System an
„Seit August 2005 bin ich Beschäftigte in der Hartz-IV-Maschine mit täglichem Kundenkontakt. Häufig schon wurde ich von Freunden und Bekannten aufgefordert, meine Erfahrungen einem größeren Publikum öffentlich zu machen. Vor wenigen Tagen hatte ich damit begonnen, erste Stichworte und Überschriften zu Papier zu bringen. Eine der Überschriften lautet: „Die Toten aus der Maschine“. Gemeint ist die Hartz IV-Bürokratie, die Hartz IV-Maschine…“ Beitrag vom 09.10.2012 bei gegen Hartz . Aus dem Text: „… Für mich kam es nicht überraschend, dass am 26. September 2012 eine meiner Kolleginnen durch einen ihrer „Kunden“ zu Tode kam. Anders als es die Bundesagentur für Arbeit durch ihre Sprecherin verlauten ließ, liegt die Ursache dafür in der Struktur, im System, in der Organisation der Verwaltung des „Menschenabfalls“. Jenes Menschenabfalls, der in den Jobcentern zu nützlichen Mitgliedern für die Gesellschaft recycelt werden soll. Dabei wird über Leichen gegangen, nicht nur im übertragenen Sinne, sondern im Wortsinn. Die Ursache liegt in der Struktur der Gewalt, die gegen Hartz IV Leistungsberechtigte wie gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Jobcentern täglich, stündlich, ja minütig ausgeübt wird…“
- Ist Kritik an Situation in Jobcenter gleich ein Fall für die Justiz? Die Mail einer Regionaldirektorin der BA wirft Fragen auf
Artikel von Peter Nowak in telepolis vom 9.10.2012
- Der Tod von Irene N. im Jobcenter Neuss war (auch) ein Unfall. Für die beschränkte Sicht der Ermittler war es Mord, der Fall so gut wie erledigt
„Bereits in der Pressekonferenz am vergangenen Freitag wurde die Sicht der Ermittler deutlich. Sie ist nicht falsch, sie erfolgt einfach zwingend aus den Spielregeln der klassischen Kriminologie. Es wird nach Schuld gesucht. Was gesucht wird, wird gefunden. Danach hat der 52-jährige Täter aus einem „nichtigen nicht nachvollziehbaren Grund“, nämlich weil er sich um die Verwendung seiner Daten sorgte (wie er sagt…), die Jobcenter-Mitarbeiterin getötet. Zurechnungsfähig war er aus Sicht des Leiters der Mordkommission, weil er zwar etwas schlicht, aber zeitlich und räumlich orientiert sei. Für weitere Fragen sind dann Psychologen zuständig. Fertig…“ Artikel von Klaus Heck in telepolis vom 02.10.2012
- Das große Opfern
„Hartz IV und sein Sanktionsrepertoire, das der teils willkürlichen Auslegung von Kommunen und Sachbearbeitern unterordnet ist, hat eine Front geschaffen. An dieser Front gibt es Opfer verschiedener Provenienz. Meist sind es stumme Opfer, die keiner körperlichen Gewalt ausgesetzt werden, sondern der finanziellen Garotte, die langsam aber sicher die Atemwege zuschnürt. Und manchmal sind es Opfer in fortissimo, was heißt: nicht sie sind laut, sondern der Rummel um sie, um die körperlichen Übergriffe an ihnen. Wie sich letzte Woche zeigte, können diese Übergriffe auch tödlich sein. Die Front scheint gnadenlos. Sie bringt Menschen in Stellung, sie läßt in Gräben, die wir Jobcenter getauft haben, Bürger aufeinander zielen. Sie macht Hass und Abneigung und manifestiert Feindschaften…“ Artikel von Roberto J. de Lapuente vom 1. Oktober 2012bei ad sinistram . Aus dem Text: „… Natürlich entfacht man nun den üblichen Opferdiskurs. Mitarbeiter der Jobcenter bekommen jetzt das Stigma gefährdeter Personen. Wenn man die Situation aber begreifen will, muss man die Gesamtheit sehen, muss man sehen, woher die Wut kommt, wer sie anstachelt, wer sie verschlimmert und wem die Situation nützt. All das wird nicht geschehen. Hartz IV-Bezieher sind jetzt nicht mehr nur faul und nutzlos, sondern auch noch gemeingefährlich. Dass sie die Opfer erster Stelle in einer Kausalkette sind, wird wieder mal kein Thema werden.“
- Gewalt im Abseitsamt
„Die Bluttat in einem Jobcenter in Neuss hat für bundesweites Entsetzen gesorgt und wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen von Hartz4 auf die Betroffenen. So schockierend dieser Vorfall auch ist, der ein Menschenleben gekostet hat, so ist er doch nicht wirklich überraschend – zumindest nicht für Menschen, die selbst ‚Kunden‘ eines Jobcenters sind oder näher mit Hartz4 Betroffenen zu tun haben (sei es als Angehörige, Freunde oder Unterstützer). Überraschend ist vielmehr, dass es nicht weit häufiger zu Eskalationen in den Büros der Arbeitslosigkeitsverwaltungen kommt, von der Zertrümmerung von Einrichtungsgegenständen und offenen Aggressionen gegenüber Sachbearbeitern bis hin zum Amoklauf!...“ Kommentar aus der Perspektive einer Betroffenen von Elisabeth Umezulike vom 27.09.12 bei scharf links
- Tödliche Messerattacke in Neuss: Entwarnung?
„Handelt es sich bei dem Täter in Neuss einfach nur um einen „Durchgeknallten“? Er wurde „desorientiert direkt in der Nähe des Jobcenters verhaftet“. Die getötete Frau wohl „ein zufälliges „Ausweichopfer“, ein „Zufallsopfer“? Der Täter „in Sorge um seine persönlichen Daten“? War es ein bislang eher von Oberschulen bekannter Amoklauf mit „erweitertem Suizid“?...“ Dossier von Norbert Hermann (Sozialberatung Bochum) vom 27.09.2012 bei gegen-hartz
- Die Arbeitssituation in den Leistungsbereichen der Jobcenter NRW
Studie der Arbeitsgruppe der LAG NRW im Jobcenter NRW vom 09.03.2012, dokumentiert bei Harald Thomé
- Nach tödlicher Messerattacke in Neuss: „Jobcenter sind keine sicheren Arbeitsplätze“
„In Neuss hat der Kunde der Arbeitsagentur eine Mitarbeitern mit einem Messer tödlich verletzt. Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg reagiert betroffen. Eine Sprecherin sagte, dass Übergriffe in Behörden immer wieder vorkommen. Die Polizeigewerkschaft erklärt, dass Arbeitsagenturen und Jobcenter keine sicheren Arbeitsplätze seien…“ Meldung vom 26.09.2012 bei NGZO . Aus dem Text: „… Die Deutsche Polizeigewerkschaft NRW beklagt, dass mangelhafte Gesetze Wut und Verzweiflung hervorriefen. „Häufig sind die Anlässe ablehnende Bescheide in Hartz-IV -Verfahren“, teilte der nordrhein-westfälische Polizeigewerkschafter Erich Rettinghaus, am Mittwoch mit…“ Siehe dazu auch:- Arbeiten im Jobcenter: Der Tacker als Wurfgeschoss
Eine Frau im Jobcenter Neuss wird erstochen, das Motiv ist noch unklar. Beschimpfungen und Gewalt sind in Jobcentern aber Tagesgeschäft für die Mitarbeiter. Artikel von Marlene Halser in der taz online vom 26.09.2012 - Jobcenter-Mord ist keine Lösung für soziale Probleme imKapitalismus – (A)“Soziale Marktwirtschaft“
Kommentar von Reinhold Schramm vom 27.09.2012
- Arbeiten im Jobcenter: Der Tacker als Wurfgeschoss