Jobcenter Bochum: An der Abbruchkante

Illustration zu Hartz IV: Ten Years after - Sechsteilige Bilanz von Rudolf Stumberger bei telepolis„Entgegen dem Trend in der Wissenschaft und in Nachbarorten zieht sich das Jobcenter Bochum zunehmend aus der Fläche, aus den „Sozialräumen“, zurück: Nach Schließung der Standorte in Gerthe und Querenburg soll zum Jahresende auch der Standort Südwest in Linden geschlossen werden. Die reine Abgabe von Unterlagen wie der Heizkostenabrechnung, Gehaltsabrechnung … usw. (natürlich immer mit Anschreiben und gegen Empfangsbestätigung) kostet dann sechs Euro mit Bus und Bahn. Mit dem eh zu knappen Regelsatz nicht finanzierbar. Die in Corona-Zeiten eingeführte (und erfolgreiche) direkte telefonische Erreichbarkeit der Standorte fällt auch weg, wo es keine Standorte mehr gibt. Das Jobcenter Bochum, Personal immer „auf Kante genäht“, muss wohl den Gürtel enger schnallen? Mit „Bürger*innennähe“ und „Sozialer Stadt“ ist das nicht vereinbar…“ Beitrag von Norbert Hermann für Bochum-Prekär vom 12. Januar 2023 bei bo-alternativ.de externer Link, siehe mehr daraus:

  • Weiter im Beitrag von Norbert Hermann für Bochum-Prekär vom 12. Januar 2023 bei bo-alternativ.de externer Link: „… Andere Städte richten gar zusätzliche „Info-Points“ ein, wo Anträge und Unterlagen eingereicht und Unterlagen kopiert oder ausgedruckt werden können, das Internet zur Stellensuche genutzt und eine Kurzberatung durchgeführt werden kann. Die Zahl der Hartz IV-Abhängigen in Bochum ist mit 62,076 Menschen unverändert hoch, davon zählen allerdings nur 19.485 als arbeitslos, 30,1% davon sind 50 Jahre und älter, 8,3% Schwerbehinderte, 49,2% langzeitarbeitslos.. Die Zahlen werden sich auch in Zukunft nicht wesentlich verändern. Die „Ausländer-“ Quote liegt im Rechtskreis SGB III/Arbeitslosengeld I mit 3% weit unter ihrem Bevölkerungsanteil, im Rechtskreis SGB II/Hartz IV mit 21,3% weit darüber. Die Wissenschaft nennt das „Unterschichtung des Arbeitsmarktes“ oder „Arbeitskräftereserve“. Das Jobcenter, ebenso wie die zu 50% mitverantwortliche Stadt Bochum, haben hier immer noch eine große soziale Verantwortung. (…) Auf der anderen Seite hat dieser ganze Sozialklimbim natürlich auch eine große Kontrollfunktion. Besonders gilt das für die Arbeitsverwaltung: Sie hat die Aufgabe, Arbeitskräfte in ausreichender Zahl und Qualifikation zur Verfügung zu stellen und auch gefügig zu halten. Gegebenenfalls steht auch mal „Jonny Controlletti“ mit unangekündigten und unerwünschten Heimsuchungen („aufsuchende Arbeit“) auf der Matte. „Fragen sie die Kund*innen doch mal nach ihrem Lieblingscafe“ lautete der Vorschlag eines Jobcenter-Leiters. „Hartz IV-Abhängige gehen nicht ins Cafe!“ lautete die Antwort. „Aber doch die Caritas … “ kam es zurück. Da sollen sie uns aber von der Pelle bleiben! Wenn sich das Jobcenter aus der Fläche zurückzieht, kann das so gesehen auch von Vorteil sein. (…) Der Jobcenter-Arbeitskräftemarkt ist aber durchaus „dynamisch“: Zwar gab es in 2022 26.071 Neuzugänge, aber auch 27.181 „Abgänge“. Darunter in Erwerbstätigkeit (welcher Art?) ca. 4.000 Personen und ca. 6.000 Personen in Ausbildung oder sonstige Maßnahme (?). Der Rest wohl nach außerorts, in (vorübergehende) Arbeitsunfähigkeit, in Rente oder gleich auf den Friedhof….“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=207948
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