Arbeitslosigkeit: Warten kann sich lohnen

Arbeitsmarktpolitik - Montage von ToldiJobs unterhalb der Qualifikation erleichtern Arbeitslosen zwar den Zugang zum Arbeitsmarkt. Allerdings erweisen sie sich regelmäßig als berufliche Sackgasse.
Historiker, die Taxi fahren, zugewanderte Ärztinnen mit Minijobs, Facharbeiter in Hilfstätigkeiten: Dass Beschäftigte sich unter ihrem Niveau verdingen, ist keine Seltenheit. Die Nachteile inadäquater Beschäftigung sind hinreichend dokumentiert. Studien hätten gezeigt, dass die Betroffenen mit niedrigeren Löhnen auskommen müssen, sich seltener weiterbilden und weniger zufrieden mit ihrer beruflichen Tätigkeit sind, so Jonas Voßemer und Bettina Schuck von den Universitäten Bamberg und Heidelberg. Ungeklärt sei allerdings, wie sich die Situation für Arbeitslose darstellt: Ist ein unterwertiger Arbeitsplatz in jedem Fall besser als gar keiner? Oder lohnt es sich, auf ein passendes Angebot zu warten? Die Soziologen sind dieser Frage empirisch nachgegangen. Ihre Antwort fällt zweischneidig aus: Einerseits erhöht es die langfristigen Beschäftigungschancen, wenn Arbeitslose einen Job unter ihrer Qualifikation akzeptieren. Andererseits verschlechtern sich die Aussichten auf eine angemessene Stelle
…“ Zusammenfassung der Studie im Böckler Impuls 02/2016 externer Link (dort auch der Link zur Studie) und der Zusammenhang mit der Abschaffung des Berufsschutzes durch die Hartz-Gesetze:

  • Die Autoren haben die Abschaffung des Berufsschutzes durch die Hartz-Gesetze sehr wohl wahrgenommen: „… Politische Maßnahmen wie die Beschneidung von Transferzahlungen oder die Verschärfung von Zumutbarkeitskriterien, die Arbeitslose zur Aufnahme unangemessener Beschäftigung zwingen, könnten dauerhafte Diskrepanzen zwischen Qualifikation und Job verursachen, die kostspielig sowohl für das Individuum als auch die Gesellschaft sind, warnen Voßemer und Schuck.“ (!)
  • Dazu ein Kommentar von Norbert Hermann (Bochum Prekär) vom 8.2.2016: „Endlich: Sanktionsfrei neue Stelle ablehnen! Böckler bringt’s: Endlich wissenschaftlich erwiesen, was wir schon immer sagen: Jede Scheiss-Arbeit für jedes kleine Geld anzunehmen schadet nicht nur uns selbst, sondern allen. Die Spirale nach unten wird immer weiter gedreht – wir drehen nicht mehr mit! Welches Jobcenter und welches Gericht kann sich da noch wachen Geistes diesen Argumenten verschliessen?
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=92986
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