[Leiharbeit bei BMW Regensburg] „Darauf können wir, darauf können Sie stolz sein.“ Stilles Job-Aus für 1.000 Unsichtbare

Der GHB soll durch eine Anzahl wechselnder Leiharbeitsbuden ersetzt werden - Protest“Rund 1.000 Beschäftigte haben Ende Oktober mit dem Ende der Nachtschicht im BMW-Werk Regensburg ihre Arbeit verloren. Weil es sich aber um Leiharbeiter handelt, wird davon kaum Notiz genommen. Für die Stammbelegschaft gab es eine Erfolgsprämie, für die Leiharbeiter warme Worte zum Abschied. Mittlerweile wird ein weiterer Personalabbau befürchtet, der erneut eine erhebliche Zahl von Leiharbeitern betreffen dürfte. (…) Wie viele Leiharbeiter im BMW-Werk Regensburg insgesamt beschäftigt sind, ist nicht zu erfahren. Pressesprecher Andreas Sauer verweist auf Nachfrage darauf, dass „es sich beim Einsatz von Zeitarbeitskräften um ein Flexibilitätsinstrument handelt“, dass deren Zahl je nach Bedarf variiere und man daher „keine absolute Zahl nennen“ könne. Intern ist allerdings von etwa 3.000 Leiharbeitern die Rede, die auch nach dem Ende der Nachtschicht nach wie vor zusätzlich zur Stammbelegschaft von 9.000 Beschäftigten im BMW-Werk Regensburg zum Einsatz kommen. (…) Der Stammbelegschaft hat die nun eingestellte Nachtschicht in diesem Jahr übrigens noch eine Rekord-Erfolgsprämie eingebracht, die je nach Gehaltsstufe bei um die 9.000 Euro brutto liegen dürfte. Die Leiharbeiter, die dies mit ermöglicht hatten – unter anderem durch 35- anstatt der üblichen 33-Stunden-Schichten – haben davon übrigens nichts. Sie haben bei gleicher Qualifikation zwar Anspruch auf in etwa denselben Stundenlohn, allerdings nicht ansatzweise auf dasselbe Weihnachts- oder Urlaubsgeld und vor allem nicht auf jene Erfolgsprämie. Doch immerhin gab es zum Abschied ein lobendes Dankeschön.“ Kommentar von Stefan Aigner vom 16. November 2018 bei Regensburg-digital externer Link – siehe dazu:

  • Leiharbeiter gegen Großkonzern: »Leiharbeiter kann man kaufen und wieder wegschicken«. Ehemalige BMW-Beschäftigte nach Protestaktion vor Gericht in München New
    Im Gespräch mit Gitta Düperthal bei der jungen Welt vom 3. September 2021 erläutert der ehemalige Leiharbeiter bei BMW in Regensburg, Patrick Kundmüller externer Link, warum er und ein Kollege am 20. Juli 2020 aus Protest dem BMW Konzern in München aufs Dach gestiegen ist um dort ein Banner zu hissen: „Einem Kollegen und mir, die wegen der Aktion angeklagt sind, wurde Hausfriedensbruch vorgeworfen. Weil wir auf diesem Vordach standen, das Eigentum von BMW ist, sollen wir den Hausfrieden dort angeblich gebrochen haben. Vor Gericht ging es darum, zunächst festzustellen, ob derjenige, der Anzeige erstattet hatte, überhaupt dazu berechtigt war: Es war ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes von BMW, dem der Konzern ja nun mal nicht gehört. Deshalb wurde der Prozess letztlich vertagt. (…) Wir hatten das Ganze eher größer aufgezogen, als das Gericht es wollte. Der Kollege, der mitangeklagt ist, berichtete über die Vergangenheit des Konzerns; wie der dahinter stehende Familienclan Quandt, Klatten und Co. in der Zeit des Faschismus zu beträchtlichem Reichtum kam. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit Kriegsproduktion groß, im Zweiten profitierte er von Faschismus und Krieg. Allein in München hatte er mindestens 16.664 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge eingesetzt, die aus Polen, der Sowjetunion und anderen von Deutschland überfallenen Ländern stammten, und hier bis aufs Blut oder zum Tod ausgebeutet wurden. Im Anschluss berichtete ich über die Situation heutiger Leiharbeiter bei BMW, die je nach Profitinteresse von einem Tag auf den anderen geheuert oder gefeuert werden. Ich selber war einer von 1.300 Leiharbeitern, die 2018 in Regensburg rausgeschmissen wurden. BMW plant, insgesamt rund 16.000 Arbeiter zu entlassen, während man sich dort durch Kurzarbeit und Staatshilfen aus öffentlichen Kassen bedient. Fazit: Die Schuldigen, Quandt, Klatten und Co., wurden niemals zur Rechenschaft gezogen. Sie nutzen weiterhin ihre Macht aus, um willkürlich die Existenz von Zehntausenden aufs Spiel zu setzen. (…) Sie sagte, sie rechne es uns hoch an, dass wir nicht aus Narzissmus oder Selbstdarstellung BMW aufs Dach gestiegen sind, sondern es für »ein hehres Ziel« getan hätten. Es bleibe aber dabei: Ob es aus einem guten oder schlechten Zweck heraus geschah; weil es sich um Privateigentum handele, sei es strafbar. Wir sehen das anders. Auf die Anklagebank gehören nicht wir, sondern BMW, gerade am 1. September, dem Antikriegstag. Der Konzern hat von verbrecherischen Regimen und mörderischen Kriegen profitiert. So sahen es auch die Aktivistinnen und Aktivisten, die zum größten Teil das Gericht von außen belagerten, weil wegen Corona nur etwa zehn Leute in den Saal hinein durften…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=193162
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