[Was absehbar war] Zahl der Leiharbeiter knackt die erste Million – Millionäre sind die Sklavenhändler
„… Im Juni 2016 waren 1,006 Millionen Leiharbeitnehmer in Deutschland sozialversicherungspflichtig oder ausschließlich geringfügig beschäftigt. Der Anteil der Leiharbeitnehmer an der Gesamtbeschäftigung liegt bei knapp 3 Prozent. (…) Die Zeitarbeitsbranche ist von hoher Dynamik geprägt. Im ersten Halbjahr 2016 wurden 678.000 Beschäftigungsverhältnisse neu abgeschlossen und 616.000 beendet. (…) Knapp drei von zehn Leiharbeitsverhältnissen enden nach weniger als einem Monat; 15 Prozent nach mehr als 18 Monaten. (…) Die Bruttoarbeitsentgelte in der Zeitarbeit liegen deutlich unter den im Durchschnitt über alle Branchen erzielten Entgelten…“ Aus Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit als Blickpunkt Arbeitsmarkt vom Januar 2017 bei der Arbeitsagentur . Diese Zahlen zum Einkommen und Verleihdauer zeigen erneut, wie lächerlich das geplante Gesetz zur Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen ist – siehe unser Dossier dazu – aber auch wie schädlich ihre Tarifierung durch die DGB-Gewerkschaften… Siehe unseren Kommentar:
- In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass Stefan Körzell vom DGB – und der Verhandlungsführer der DGB-Tarifgemeinschaft Leiharbeit – kürzlich im Interview mit der Jungen Welt sagte: Wir wollen die Leiharbeit nicht abschaffen. Sie muss aber wieder eingesetzt werden, wie es ursprünglich vorgesehen war: vorübergehend, bei Auftragsspitzen, etwa bei unvorhergesehenen Ereignissen oder Krankheitsfällen. Die Beschlusslage des Deutschen Gewerkschaftsbunds ist da eindeutig…”
Unser Kommentar dazu lautete (im Dossier zur Tarifrunde Leiharbeit 2016/17, dort ist auch das Interview verlinkt): Früher gab es dafür Personalreserven von bis zu 15%, aber die (internationale) Wettbewerbsfähigkeit war auch dem DGB wichtiger… Und: Eine eindeutige Definition von “Gleicher Lohn für gleiche Arbeit” und das Verbot der Leiharbeit müssen offenbar offensiver auf den Tisch! Die neuen Zahlen geben uns Recht.
- Ungeachtet des die Leiharbeit veredelnden und zudem miesen neuen Tarifvertrags kritisiert das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach in der Pressemitteilung vom 01.02.2017 die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der Leiharbeit: „Eine Million Leiharbeiter sind kein Grund zum Feiern. Seit der Reform im Jahre 2005 hat sich die Zahl der Leiharbeiter mehr als verdreifacht. Dies ist kein Erfolg, sondern oft eine Einbahnstraße in Richtung prekäre Beschäftigung, weil unsicher und meist schlecht bezahlt...“ – ohne ein Wort darüber zu verlieren, woran das liegt!!!
- Es wird an der Zeit für eine Kampagne für ein Verbot der Leiharbeit, denn unsere Kampagne mit dem Offenen Brief „Equal Pay für LeiharbeiterInnen, diskriminierende Tarifverträge ersatzlos kündigen!“ ist an der Verlogenheit der DGB-Tarifgemeinschaft gescheitert – siehe im Dossier zur Kampagne das Update 32 vom 1.2.17: Kampagne abgeschlossen – der Skandal “Sklavenhandel” und dessen Tarifierung bleibt