GDL macht mit Fair Train e.G. auf Sklavenhändler

Dossier

Fair-Train e.G. der GDL ("Die Genossenschaft der Eisenbahner")„… „Wir übernehmen nunmehr die Verantwortung und haben mit der Fair Train e. G. ein Unternehmen gegründet, welches im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung von Lokomotivführern mit fairen Bedingungen aufwartet“, so Weselsky. „Das ist notwendig, weil in Zeiten des Personal- und Fachkräftemangels die Eisenbahnberufe des direkten Bereiches und vor allem im Schicht- und Wechseldienst im harten Wettbewerb um Nachwuchs zwingend attraktiver gemacht werden müssen. (…) Ziel der Genossenschaft ist es, fachlich qualifizierte Lokomotivführer zur Verfügung zu stellen und die daraus resultierenden Gewinne den Genossenschaftsmitgliedern selbst zufließen zu lassen, anstatt zuzuschauen, wie sich die Vorstände der DB AG die Taschen füllen…“ aus der GDL-Pressemitteilung vom 06. Juni 2023 externer Link („Tarifforderungen der GDL für die Tarifrunde 2023 und Gründung Fair Train e.G.“) – die einen umgehen equal pay mit Tarifen, die anderen umgehen Tarife (und Tarifeinheit) mit Leiharbeit… Siehe Infos und Reaktionen:

  • [Sklavenhändler oder Gewerkschaft?] Die Bahn lässt wegen Fair Train e.G. die Tariffähigkeit der GDL vom Hessischen LAG überprüfen

    • Arbeitgeberverband lässt vom Hessischen LAG überprüfen: Ist die Lokführergewerkschaft GDL überhaupt tariffähig?
      Der Tarifstreit zwischen GDL und Deutsche Bahn droht zu eskalieren. Vor dem LAG kommt es jetzt zu einer pikanten juristischen Prüfung: Darf die GDL nach Gründung einer Leiharbeitergenossenschaft überhaupt noch Tarifverträge abschließen?
      Der Tarifstreit zwischen der Bahn und der Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer (GDL) setzt sich fort. Unter anderem werden höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit für Schichtarbeiter gefordert. Sollte es zwischen den Streitparteien keine Annäherung geben, müssen Fahrgäste ab der kommenden Woche mit weiteren Streiks rechnen. Dieser Streit beschäftigt nun auch mittelbar das Hessische Landesarbeitsgericht (LAG). Das Gericht bestätigte, dass der Arbeitgeberverband der Deutsche-Bahn-Unternehmen (AGV MOVE) beantragt hat, die Tariffähigkeit der GDL gerichtlich zu überprüfen. Einen entsprechenden Antrag gem. §97 Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG) der AGV MOVE sei bei Gericht am 2. Januar eingegangen. Die Deutsche Bahn bestätigte, einen solchen Antrag gestellt zu haben.
      Der juristische Clou hinter der Sache: Die AGV MOVE möchte wissen, ob die GDL durch ihre neu gegründete Leiharbeitergenossenschaft FairTrain ihre Tariffähigkeit verloren hat. Die Bahn wirft der GDL nämlich vor, gleichzeitig als Arbeitgeber und als Gewerkschaft aufzutreten. Sollte die Bahn Erfolg haben, könnte ihr das eine bessere Position in den zu eskalieren drohenden Tarifverhandlungen verschaffen.
      Das Verfahren beim LAG hat das Aktenzeichen 5 BVL 1/2024 erhalten. Das Gericht gab noch keinen Verhandlungstermin bekannt.“ Meldung vom 03.01.2024 bei LTO externer Link – bislang am 8.1. ohne Erfolg. Siehe dazu:

      • Arbeitsrechtler Däubler zur Leiharbeiter-Genossenschaft: »eine interessante Idee« New
        „… Für den Arbeitsrechtler Däubler ist es hingegen »völlig eindeutig, dass die Genossenschaft die Tariffähigkeit der GDL und damit ihr Streikrecht nicht gefährdet«. Auch andere Gewerkschaften hätten Unternehmen gegründet, früher habe es den großen gemeinwirtschaftlichen Sektor gegeben und »kein Mensch sagte, dass sie deswegen nicht mehr tariffähig sind«, betont Däubler, der häufig Gewerkschaften juristisch berät. Auch sei die Genossenschaft so konstruiert, dass sie ihrerseits einen eigenen Willen bilde und deshalb nicht von der GDL abhängig sei. Sie könne also mit dieser auch Tarifverträge schließen.
        Generell sei die Genossenschafts-Idee sehr interessant. »Das ist ein Weg, wie die GDL bessere Arbeitsbedingungen für Lokführer erreichen kann.« Vor allem für jüngere Beschäftigte, die noch keine großen sozialen Absicherungen bei der Bahn haben, sei die Geno eine gute Alternative, so Däubler.
        Das Vorhaben knüpfe an eine uralte Idee an, die aus Mexiko stammt: »Verkauft wird die Arbeitskraft eines Kollektivs. Man kann zum Beispiel von Bahn-Unternehmen für 100 Lokführer einen bestimmten Gesamtbetrag und bestimmte Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel eine wöchentliche Freizeit von 48 Stunden verlangen. Mit dem Betrag werden die Löhne bezahlt, und das genossenschaftliche Kollektiv bestimmt, wie die verbleibenden Gewinne verteilt werden.« (…) Wenn Däubler mit seiner Einschätzung Recht behält, könnte nun noch eine doppelte Schlappe auf die Bahn zukommen: Beim Arbeitskampf und bei den Arbeitsbedingungen, die die Genossenschaft verlangt
        …“ Aus dem Artikel von Eva Roth vom 26.01.2024 in ND online externer Link „Der Kampf um den Arbeitskampf: Lokführer-Ausstand – über Versuche, das Streikrecht von Berufsgewerkschaften wie der GDL zu beschneiden“

      • „… Das Arbeitsgericht Frankfurt lehnte eine einstweilige Verfügung gegen den Streikaufruf der Gewerkschaft GDL ab. „Die GDL ist nicht offenkundig tarifunfähig“, sagte die Vorsitzende Richterin zur Begründung. Die Deutsche Bahn AG zweifelt das an, hat aber in der Vergangenheit zahlreiche Verträge mit der GDL abgeschlossen. Die Bahn kündigte allerdings noch am Montagabend an, vor dem Landesarbeitsgericht Hessen (LAG) in Berufung zu gehen…“ Aus der Agenturmeldung in der Zeit online externer Link
      • Streik der GDL: Berufungsverfahren beim Hessischen Landesarbeitsgericht
        Anträge auf Untersagung des Streiks der GDL
        Berufungsverfahren beim Hessischen Landesarbeitsgericht
        Gegen die am Abend des 8. Januar 2023 verkündeten Entscheidungen des Arbeitsgerichts Frankfurt am Main über die Zurückweisung der Anträge auf Untersagung des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben die Antragsteller jeweils Berufung beim Hessischen Landesarbeitsgericht eingelegt. Dies betrifft zum einen den Antrag des Arbeitgeberverbandes der Deutsche Bahn-Unternehmen (AGV MOVE) und zum anderen den Antrag von fünf Tochtergesellschaften der Transdev GmbH. Die Berufungsverhandlungen vor dem Hess. LAG werden am heutigen Dienstag (9. Januar 2024) um 17.00 Uhr (AGV MOVE ./. GDL) sowie um 18.30 Uhr (Transdev Mitteldeutschland GmbH u.a. ./. GDL) im Sitzungssaal B 1.14 (1. Stock) des Hessischen Landesarbeitsgerichts stattfinden.
        AGV MOVE ./. GDL, Az. Hess. LAG: 10 GLa 15/24 (Vorinstanz: ArbG Frankfurt am Main, Urteil vom 8. Januar 2024 – 6 Ga 4/24 – Transdev Mitteldeutschland GmbH u.a. ./. GDL, Az. Hess. LAG: 10 GLa 16/24 (Vorinstanz: ArbG Frankfurt am Main, Urteil vom 8. Januar 2024 – 3 Ga 3/24Pressemitteilung vom 09.01.2024 externer Link von Hessisches Landesarbeitsgericht Frankfurt am Main
      • Verliehener Genosse Lokführer. Eine Leiharbeitsfirma soll die Arbeitsbedingungen für Bahn-Beschäftigte verbessern
        „… Nun ist es zwar nichts Neues, dass Gewerkschaften eigene Wirtschaftsunternehmen gründen und betreiben. Und ohnehin treten sie auch in ihrem eigenen Apparat längst als Arbeitgeber auf. Zudem hat die Gründung gewerkschaftlicher Genossenschaften, etwa im Bau-, Wohnungs-, Handwerks- und Konsumbereich, eine lange Tradition. Aber die Gründung einer gewerkschaftlichen Leiharbeitsfirma in Form einer Genossenschaft ist ein Novum. Denn im Prinzip haben die Gewerkschaften die Beschäftigungsform stets abgelehnt und auf reguläre Verträge in den Unternehmen gedrängt, in denen die Leiharbeiter eingesetzt werden. (…) ein möglicherweise von der GDL bei der Bahn erkämpfter Tarifabschluss würde nur in 19 der 71 betroffenen Bahnbetriebe gelten. Und das, obwohl sie bei Lokführern, die fast alle im Schichtdienst arbeiten, einen Organisationsgrad von rund 80 Prozent hat. Das heißt konkret, dass etwa ein GDL-Lokführer bei DB-Regio Mitte und Ost von der Absenkung der Wochenarbeitszeit profitieren würde, seine Kollegen bei der Berliner S-Bahn aber nicht. Und genau an diesem Punkt setzt die Fair Train e. G. an. Wenn der Konzern den GDL-Mitgliedern ihre Tarifabschlüsse verweigere, dann werde man »der DB eben die Lokführer entziehen«, sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky anlässlich der Gründung der Genossenschaft. Die DB scheint diese Drohung ernstzunehmen. Sie hat eine Feststellungsklage beim Hessischen Landesarbeitsgericht eingereicht. Der GDL soll auf diesem Weg generell die Tariffähigkeit abgesprochen werden, da sie bei Fair Train als Arbeitgeber mit sich selbst einen Tarifvertrag geschlossen habe, um Einfluss auf die Tarifverhandlungen bei der Bahn zu nehmen. Dies verletze das Prinzip der »Gegnerunabhängigkeit«, argumentiert der Konzern. Da die GDL mit der genossenschaftlichen Leiharbeitsfirma unbekanntes Terrain betritt, ist indes nicht mit einer baldigen Gerichtsentscheidung zu rechnen. Vielmehr zeichnet sich eine langwierige juristische Auseinandersetzung über mehrere Instanzen ab.“ Artikel von Rainer Balcerowiak vom 10.1.2024 im ND online externer Link
    • Bahn zieht alle Register: Konzern zweifelt wegen Leiharbeiter-Genossenschaft der GDL die Tariffähigkeit der Lokführergewerkschaft an
      „Im eskalierten Tarifstreit bei der Deutschen Bahn zweifelt der Konzern die Tariffähigkeit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) an. Dazu hat der Konzern am Dienstag vor dem Landesarbeitsgericht (LAG) in Frankfurt am Main eine Feststellungsklage gegen die GDL eingereicht, wie ein Sprecher am Mittwoch gegenüber jW bestätigte. Gegenstand ist die im Mai von GDL-Mitgliedern ins Leben gerufene Genossenschaft »Fair Train«, gegründet zur »Arbeitnehmerverleihe von Lokomotivführern«, wie die Organisation im Juni verkündet hatte. Die Gewerkschaft antwortete bis jW -Redaktionsschluss nicht auf eine Anfrage. Die Tariffähigkeit der GDL sei in Frage gestellt, erklärte die Bahn in einer Mitteilung am Mittwoch. GDL und »Fair Train« hätten »quasi mit sich selbst einen Tarifvertrag geschlossen«, für den Konzern »ein unzulässiges In-sich-Geschäft mit erheblichen Interessenkonflikten«: So würden Gründungs- und Aufsichtsratsmitglieder von »Fair Train« aktuell Tarifverhandlungen mit der Bahn führen. Die Forderung der GDL in der aktuellen Tarifrunde sollte laut Bahn die Leiharbeiter-Genossenschaft begünstigen und dem Konzern schaden. Die Bahn beruft sich dabei unter anderem auf ein selbst in Auftrag gegebenes Gutachten des Kölner Arbeitsrechtlers Höpfner, wie eine Konzernsprecherin am Mittwoch auf jW-Anfrage erklärte. (…) Für »Fair Train« seien mittlerweile annähernd 700 Anteile gezeichnet worden, sagte Vorstand Peter Bosse am Mittwoch auf jW-Anfrage. Zum laufenden Verfahren äußere man sich nicht. Das LAG teilte am Mittwoch mit, es handele sich »nicht um ein Verfahren im einstweiligen Rechtsschutz« – das deutet darauf hin, dass die Bahn darin keine einstweilige Verfügung, etwa gegen mögliche Lokführerstreiks ab kommender Woche, anstrebt. Ein Beschluss zugunsten der Bahn könne in einem Rechtsbeschwerdeverfahren vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt angefochten werden, teilte die Kammer mit.“ Artikel von David Maiwald in der jungen Welt vom 4. Januar 2024 externer Link
    • Siehe zu den aktuellen Tarifverhandlungen unser Dossier: Tarifrunde 2023 der GDL mit Deutsche Bahn AG
  • Weselsky verwandelt Lokführergewerkschaft GDL in Leiharbeitsfirma
    „Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat am 23. Januar eine Genossenschaft namens Fair Train e.G. gegründet. Zu den sieben ersten Mitgliedern zählen GDL-Chef Claus Weselsky und sein designierter Nachfolger Mario Reiß. Es handelt sich um eine Leiharbeitsfirma, die Lokführer künftig an Eisenbahnverkehrsunternehmen verleihen soll. Die GDL wolle damit „neue Maßstäbe setzen“, erklärte Weselsky am 5. Juni. (…) Mit der Gründung ihrer eigenen Leiharbeitsfirma manövriert die GDL ihre Mitglieder in eine gefährliche Situation. Sie sollen bei der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen kündigen und jahrzehntelange Errungenschaften aufs Spiel setzen, um bei der völlig neuen Fair Train anzuheuern. Zu deren Vorstandschef wurde ein kapitalistischer Manager, Peter Bosse, berufen, der seit 22 Jahren als Personalchef verschiedener Unternehmen, zuletzt der insolventen Abellio Rail NRW und Vias Rail, tätig war. Angesichts des aktuell grassierenden Personalmangels verspricht die GDL zwar, sie werde die Lokführer zu besseren Bedingungen an die Bahnunternehmen verleihen, als sie sie derzeit als deren Beschäftigte haben. Doch das ist eine Milchmädchenrechnung. Wer wird für die Ausbildung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Betriebsrenten und – im Fall beamteter Lokführer – Pensionen aufkommen? Was geschieht, wenn Lokführer von Bahnunternehmen gekündigt werden? Denn Kündigungsschutz genießen sie als Leiharbeiter nicht, und Fair Train wird nicht lange in der Lage sein, ihre Gehälter weiter zu bezahlen. Die Fair Train will außerdem Gewinn erzielen, wie Weselsky ausdrücklich betonte: „Nicht nur eröffnen wir eine Firma, sondern sie wird sehr schnell wirtschaftlich arbeiten, um zum Wohle aller einen Profit zu erzielen.“ (…) Fair Train muss außerdem am kapitalistischen Markt gegen die knallharte Konkurrenz von Personaldienstleistern wie MEV und Bahngesellschaften bestehen, die seit langem im Geschäft sind und auf umfangreiche internationale Ressourcen zurückgreifen können. Fair Train bekennt sich ausdrücklich zur kapitalistischen Marktwirtschaft. Auf ihrer Website nennt sie „marktwirtschaftliches Handeln“ als ersten Grundsatz, für den sie sich einsetzt – vor „faire Löhne“ und „sozialverträgliche Arbeitsbedingungen“. (…) Hinzu kommt, dass die Deutsche Bahn die Initiative der GDL mit Sicherheit nutzen wird, um eigene Leiharbeitsfirmen zu gründen und wichtige Bereiche des Bahnbetriebs auszulagern, wie dies viele große Konzerne seit langem tun. Das Ganze läuft also auf eine Art Ryan-Air-isierung der Bahn hinaus. Die Billigfluglinie Ryan Air hat das System der Auslagerung und Leiharbeit perfektioniert und beschäftigt Piloten und Crews zu Niedrigstlöhnen. Der reaktionäre Vorstoß der GDL läuft praktisch darauf hinaus, die Bahnbelegschaft zu spalten und ihr ein Streikverbot aufzuerlegen. Die Ausgliederung in eine Zeitarbeitsfirma treibt einen Keil zwischen die Lokführer und die anderen Bahnbeschäftigten und untergräbt so jeden gemeinsamen Kampf. Faktisch bedeutet er einen Verzicht auf das Streikrecht. Denn Arbeitgeber der Lokführer sind dann nicht mehr die Bahnkonzerne, sondern Fair Train – also laut Weselsky sie selbst…“ Beitrag von Marianne Arens und Peter Schwarz vom 10. Juni 2023 bei wsws.org externer Link
  • Siehe die GDL-Sonderseite zu Fair-Train e.G. externer Link („Die Genossenschaft der Eisenbahner“)
  • Gewerkschaftplan für Leiharbeitsfirma: Warum die GDL künftig Lokführer ausleihen will
    Die GDL will den DB-Konzern mit einer Zeitarbeitsfirma unter Druck setzen: Eine Gewerkschafts-Tochter soll selbst Lokführer an Bahnunternehmen verleihen. Ein kühner Plan ohne Erfolgsgarantie. (…) An der „Fair Train e.G.“ können nur GDL-Mitglieder Genossenschaftsanteile erwerben. Die Gewerkschaft würde mit dieser „bahnbrechenden Idee für den Eisenbahnmarkt“ indirekt selbst zum Arbeitgeber werden. Das sei eine „Kampfansage“ an die Deutsche Bahn, so Weselsky. (…) Geht es nach den Plänen der Gewerkschaft, soll die Genossenschaft recht rasch operativ tätig werden. „Wir gehen davon aus, bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 erste Kolleginnen und Kollegen im Markt platziert zu haben“, so ein GDL-Sprecher. Zunächst laufe aber noch das Verfahren zur Beantragung der sogenannten Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis. Dann müsse die Genossenschaft die Tarifverträge mit der GDL schließen. „Sodann werden wir die Kolleginnen und Kollegen ansprechen, die neben dem Erwerb von Genossenschaftsanteilen ihr Interesse an einer Beschäftigung bei der Fair Train e.G. bekundet haben“, so der Sprecher. „Diese werden dann an interessierte Eisenbahnverkehrsunternehmen in deren Wohnortregion vermittelt.“ (…) Entscheidend für den Erfolg des Modells wird sein, ob es der neuen Genossenschaft gelingt, genügend eigene Lokführer zu gewinnen. Diese müssten auf ihre relativ sicheren Jobs bei der DB und anderen Bahnen verzichten und bereit sein, sich auf das Wagnis eines neuartigen Geschäftsmodells einzulassen. (…) Für die GDL ist aber eine Überlassung der Arbeitnehmer unter dem Tarifniveau der Genossenschaft, das per se bereits über dem der Bahn liegen soll, kaum denkbar: „Da wir auch als Genossenschaft profitabel wirtschaften müssen und uns natürlich an die von uns noch abzuschließenden und geschlossenen Tarifverträge halten müssen, ist eine Überlassung zu solchen Konditionen ausgeschlossen“, so der Gewerkschaftssprecher. Die Bahn wird dagegen bestrebt sein, nicht mehr für Leiharbeiter zu bezahlen als für ihre Stammbelegschaft…“ Beitrag von Detlev Landmesser, ARD-Finanzredaktion, vom 06.06.2023 bei tagesschau.de externer Link
  • Gewerkschaft gründet Firma für Leiharbeitnehmer: „Mitglieder sollen Arbeitsverhältnisse kündigen“
    Im Interview von Tanja Podolski bei LTO am 6. Juni 2023 externer Link schätzt Dr. Marc Werner, Partner bei der Kanzlei Seitz in Köln, die rechtliche Seite der von der GDL gegründeten Genossenschaft Fair Train wie folgt ein: „… Die neu gegründete Fair Train e.G. soll offenbar Eisenbahner der Deutschen Bahn AG (DB) abwerben und dann durch Arbeitnehmerüberlassung zu besseren Arbeitsbedingungen wieder verleihen. Dadurch soll Druck auf die DB im Rahmen der aktuellen Tarifauseinandersetzung aufgebaut werden. Außerdem will die GDL offenbar die derzeit mitgliederstärkere Gewerkschaft EVG, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, die in den meisten Betrieben der DB aufgrund des Tarifeinheitsgesetzes und mehr Mitgliedern den Ton angibt, bei den Tarifverhandlungen umgehen. (…) Die Idee ist durchaus kreativ: Nach den Vorstellungen der GDL sollen die Mitglieder der GDL tatsächlich möglichst vollzählig ihre Arbeitsverhältnisse mit der DB beenden und Mitglieder der Genossenschaft Fair Train werden. Aus der Fair Train wiederum sollen die GDL-Mitglieder dann im Wege der Arbeitnehmerüberlassung an Unternehmen des Eisenbahnsektors verliehen werden, vorrangig wohl auf ihre bisherigen Arbeitsplätze bei der DB. Für die Mitarbeiter der Fair Train sollen Tarifverträge gelten, die praktischerweise zwischen der die Mitglieder der Genossenschaft vertretenden GDL und der Fair Train als Arbeitgeberin abgeschlossen werden. Dadurch hätten die GDL-Mitglieder in der Fair Train bessere Arbeitsbedingungen als die bei der DB verbleibenden Mitglieder der EVG – bei exakt gleicher Tätigkeit. Dadurch würde das Ziel des Tarifeinheitsgesetzes – ein Betrieb, ein Tarif – ausgehebelt. (…) Als erstes springt dem Tarifrechtler ins Auge, dass hier auf Arbeitgeberseite und Gewerkschaftsseite dieselben Personen agieren. Mitglieder der Fair Train können nämlich nur GDL-Mitglieder sein – so sieht es die Satzung vor. GDL-Mitglieder würden also mit GDL-Mitgliedern über ihre tariflichen Arbeitsbedingungen verhandeln. Also statt der tariflich zwingenden Gegnerfreiheit hier Personenidentität. Dies könnte im Extremfall der gesamten Gewerkschaft GDL ihre tarifrechtliche Grundlage entziehen. Politisch ist die Förderung von Leiharbeit durch die GDL ebenfalls ein Alleingang. Grundsätzlich ist das Ziel von Gewerkschaften, Stammarbeitsplätze zu fördern und das Flexibilisierungsinstrument Leiharbeit einzudämmen. Bei der Gründung der Fair Train ist zudem auf eine strenge Trennung der Kassen zu achten. Die Beiträge der Mitglieder der GDL dürfen grundsätzlich nicht für eine solche Unternehmensgründung verwendet werden, beispielsweise für Rechtsberatung, Finanzierung der Fair Train oder Kosten für Öffentlichkeitsarbeit und Website. Die Grenze zur Straftat einer Untreue nach § 266 Strafgesetzbuch ist sonst schnell überschritten. Daher dürfen auch Mitarbeiter der GDL keine Arbeitszeit für die Fair Train aufwenden.“
  • Bahn: GDL jetzt mit Genossenschaft. Die GDL setzt mit ungewöhnlicher Maßnahme Bahn unter Druck
    „… Während man diesen Forderungskatalog trotz der ungewöhnlichen pauschalen Gehaltsforderung noch als einigermaßen normales Tarifgeschäft einstufen kann, bedeutet eine weitere Ankündigung der GDL allerdings eine frontale Kampfansage an den DB-Konzern. Denn man werde, so der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky, dem DB-Konzern »die Lokführer entziehen«. Die GDL hat in einer Art Geheimoperation eine Genossenschaft mit dem Namen Fair Train e.G. gegründet, die nach längerem Prüfungsvorlauf am 2. Juni beim Genossenschaftsverband eingetragen wurde. Fair Train will künftig als Personaldienstleister agieren. Das heißt, die Lokführer, und später auch auch andere Beschäftigte des Eisenbahnbetriebs, sollen auf der Basis von GDL-Tarifverträgen voraussichtlich ab Anfang des kommenden Jahres von der Genossenschaft fest eingestellt und auf dieser Basis an die Deutsche Bahn oder andere Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) »verliehen« werden. Die Kollegen seien es einfach leid, von diesem Unternehmen, »dessen Management unfähig ist, den Bahnverkehr in Deutschland einigermaßen zu organisieren«, permanent gedemütigt zu werden, so die GDL. Man werde nicht mehr zulassen, dass den Lokführern, bei denen die GDL einen Organisationsgrad von über 80 Prozent aufweist, schlechte Tarifverträge einer anderen Gewerkschaft aufgezwungen würden. Damit zieht die GDL die Konsequenz aus den bislang erfolglosen Versuchen, die Anwendung des Tarifeinheitsgesetzes im Bahn-Konzern zu verhindern oder wenigstens in ihrem Sinne zu regulieren. (…) Mit der Gründung des genossenschaftlichen Personaldienstleisters könnte erheblicher Druck auf die Bahn AG und auch die privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen ausgeübt werden. Denn besonders Lokführer, aber auch Angehörige anderer Eisenbahnberufe sind ein ausgesprochen rares Gut. Schon jetzt fehlen mehrere tausend Mitarbeiter, und offene Stellen können mangels qualifizierter Bewerber oftmals nicht besetzt werden. Zugausfälle wegen Personalmangels sind schon lange keine Seltenheit mehr…“ Artikel von Rainer Balcerowiak vom 08.06.2023 in ND online externer Link
  • Lagerwechsel: GDL als Arbeiterverleiher
    Was für ein Bohei, tagelang. Dann die »Enthüllung«: Die GDL, die Belegschaftsvertretung der Lokführer, macht jetzt auf Arbeiterverleiher. Oder in vornehm: auf Personaldienstleister. »Fair Train« (erinnert phonetisch an »Faire Trade«) heißt die Genossenschaft. Der Lagerwechsel dabei ist klar: Gewerkschaft gründet Leiharbeiterbude. Und feierte sich dafür auf der Pressekonferenz am Montag nachmittag in einer Absteige für Reiche. Auch das: sicher im Stil. Die Ziele mögen hehr sein. Für disponible Leihkräfte soll ein »guter GDL-Tarifvertrag« gelten, heißt es. Die Genossenschaft wolle damit den Beweis antreten, »dass marktwirtschaftliches Handeln und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen« zusammengehen können, so Mario Reiß keck im Vorwort der »Fair Train«-Satzung. Deren Aufsichtsratsboss erwartet davon eine »marktprägende Vorbildfunktion«. Der heitere Geistesblitz: Ein ehrbarer Kapitalismus für die Schiene ist möglich. Fürwahr, eine Kopfgeburt. GDL-Chef Claus Weselsky hat nur einen Gegner im Visier: die DB AG. Dem Bahn-Konzern sollen die Lokführer abgeworben werden. Auf der PK sprach er gar von »Krieg«. Verschont hingegen werden die sogenannten privaten Wettbewerbsbahnen, ausdrücklich. Diese seien nämlich »arbeitnehmerfreundlich«. Meist jedenfalls. Probe aufs Exempel: »Fair Train/Trade« klaut der DB das Personal im Führerhaus, und will es directamente an den verhassten »roten Riesen« ausleihen. (…) Der im Netz zirkulierende Bericht des Prüfungsverbands der kleinen und mittelständischen Genossenschaften legt es offen: Im laufenden Jahr erwarten die »Fair Train«-Konstrukteure nix, null Umsatzerlöse, dafür aber Kosten für Personalaufwand von mehr als 260.000 Euro. Für die beiden Vorstandschefs etwa? Einer heißt Peter Bosse, vormals Prokurist bei der Privatbahn Abellio. Die ist übrigens insolvent. Bleibt noch zu fragen: Wie unabhängig sind Genossenschaft und Gewerkschaft?…“ Kommentar von Oliver Rast in der jungen Welt vom 07.06.2023 externer Link und:
  • GDL gründet Leiharbeiterbude. Berlin: Lokführergewerkschaft stellt Tarifforderung vor und will mittels Genossenschaft ins Personaldienstleisterbusiness einsteigen
    Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 07.06.2023 externer Link

Siehe zum Hintergrund im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=212299
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