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Erneuter schwerer Arbeitsunfall bei Thyssen-Krupp-Steel (TKS) in Duisburg am 21.11.22: 23-jähriger Elektriker lebensgefährlich verletzt
„Erneut kam es bei thyssenkrupp Stahl zu einem schweren Arbeitsunfall, nachdem vor Kurzem ein bulgarischer Mitarbeiter eines Subunternehmens tödlich verunglückte. Wieder traf es einen jungen 23-jährigen Kollegen. Wir wünschen ihm eine gute Genesung ohne dauerhafte Schäden. Der Unfall im Warmbandwerk 1 bei Reparaturarbeiten bei laufender Anlage war absolut vermeidbar. Er wirft ein Schlaglicht auf die dauerhafte Unterbesetzung von Schichten, extremen Zeit- und Arbeitsdruck nach dem Motto Hauptsache die Anlage läuft…“ Meldung vom 27.11.2022 in den Rote-Fahne-News , siehe dazu weitere (knappe) Informationen:
- Profit versus Arbeitssicherheit: Unfall bei TKS. Arbeiter in Duisburg lebensgefährlich verletzt
„Erneut kam es auf dem Werksgelände von Thyssen-Krupp-Steel (TKS) in Duisburg-Bruckhausen zu einem schweren Arbeitsunfall. Der erst zu Wochenbeginn öffentlich bekanntgewordene Vorfall hatte sich bereits am 21. November im Warmbandwerk 1 ereignet. Ein schwer verletzter 23jähriger Arbeiter befindet sich seitdem im Krankenhaus, wo Ärzte weiterhin um sein Leben kämpfen. Details zum Unfallhergang wurden bisher nicht bekanntgegeben. Das Amt für Arbeitsschutz der Bezirksregierung hat mit der Überprüfung begonnen. Laut Polizeisprecher Jonas Tepe könne aber ein Fremdverschulden ausgeschlossen werden.
»Der junge Kollege war nach meinem Kenntnisstand mit Reparaturarbeiten betraut und arbeitete allein, als sich der Unfall eignete. Dadurch wurde er relativ spät gefunden«, kritisierte Süleyman Gürcan, Bezirksvorstandsmitglied der IG BAU Duisburg, am Mittwoch gegenüber jW. Es sollte immer das Vier-Augen-Prinzip gelten, damit umgehend Hilfe geholt werden könne, falls etwas passiert, so der Gewerkschafter. Dies sei in der Praxis aber nicht der Fall. Die Kollegen stünden permanent unter hohem Druck im Schichtdienst, es fehle an Personal. Es herrsche vor allem dann permanenter Zeitdruck, wenn Maschinen für Reparaturen stillgelegt werden müssten. Die Produktion solle aus Profitinteressen schnell weiterlaufen. Dies sei eine Hauptursache für Unfälle, so Gürcan…“ Artikel von Henning von Stoltzenberg in der jungen Welt vom 01.12.2022 (im Abo) - Schwerer Arbeitsunfall: „Jetzt muss Schluss sein, uns reicht es!“
„Am 21. November 2022 gegen 20 Uhr wurde ein 23-jähriger Elektriker bei einem Arbeitsunfall im Warmbandwerk 1 (WBW1) von thyssenkrupp Steel Europe (tkse) Duisburg lebensgefährlich verletzt. Die Brammenfähre am Hubbalkenofen hatte ihn teilweise zerquetscht. Wir wünschen ihm auch von dieser Stelle eine gute und schnelle Genesung ohne bleibende Schäden.
Dieser Unfall ist das Ergebnis einer lang anhaltenden Unterbesetzung, wochenlang unterhalb der Notbesetzung, ständige Arbeitshetze und Druck. Auf diesem Hintergrund waren bereits zwei der vier Öfen ausgefallen. Jetzt wurde mit aller Gewalt versucht, den produktivsten Ofen 0 in Betrieb zu nehmen. Nicht nur im WBW1 ist es „normal“ geworden, allein statt zu zweit zu Reparaturen und in Gefahrenbereiche zu gehen. Kein Wunder, dass immer mehr Kollegen mit ihren Nerven am Ende oder krank sind. Dieser Unfall war vermeidbar! So was darf nie wieder vorkommen!
Es ist ein Unding, dass noch in der Nacht die Produktion wieder angefahren wurde und der Ofen 0 schon heute wieder in Betrieb genommen werden soll. Kollegen von der Schicht wurden die ganze Nacht vernommen und es wurde versucht, ihnen irgendein Fehlverhalten anzudichten. Der Schichtkoordinator wurde behandelt, als hätte er den Kollegen auf dem Gewissen, und man behauptete, der verunglückte Kollege hätte fahrlässig gehandelt. Fahrlässig sind aber Vorstand und Führungskräfte, indem sie massiven Druck ausüben und Missstände als „notwendiges Übel“ in Kauf nehmen. Damit haben sie sich schuldig gemacht, an diesen Händen klebt Blut! (…)
Allein in diesem Jahr gab es bei tkSE mindestens sieben tödliche und lebensgefährliche Unfälle mit bleibenden Folgen. Zuletzt im Oktober kam ein junger bulgarischer Arbeiter auf der Hütte grausam ums Leben. Besonders schlimm ist es zu erleben, dass vor allem junge und weniger erfahrene oder ausgebildete Kollegen so schwer verunglücken. Das sind Zustände wie in Quatar! Dieser Zustand kann und darf von uns nicht hingenommen werden! Wir dürfen uns nicht anpassen, Mängel akzeptieren oder sinnvolle Vorschriften. In Worten hält thyssenkrupp die Sicherheitsvorschriften hoch: „Erst Sicherheit, dann Produktion“. Doch die Realität sieht anders aus und das weiß jeder. Deswegen keine Minute länger unterbesetzt arbeiten! Schaffung einer wirklichen Personalreserve…“ Aus der Extraausgabe des „Stahlkocher“, Zeitung von Kollegen für Kollegen vom 23. November, dokumentiert am 25.11.2022 in den Rote-Fahne-News
Siehe auch unser Dossier: Refat Suyleyman, ein bulgarischer Arbeiter eines Subunternehmens, auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp-Steel (TKS) in Duisburg tot aufgefunden