Miete: Fast die Hälfte der Haushalte in deutschen Großstädten zahlen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens

Dossier

Plakat und Logo der Wiener Mietenkampagne: #mieten runter„49,2 Prozent der rund 8,4 Millionen Haushalte, die in Deutschlands Großstädten zur Miete wohnen, müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Miete (bruttowarm) zu bezahlen. Das entspricht mehr als 4,1 Millionen Haushalten, in denen etwa 6,5 Millionen Menschen leben. Dabei sind eventuelle Sozialtransfers und Wohngeld bereits berücksichtigt. (…) Laut Mikrozensus 2018 haben mehr als 7,5 Millionen Menschen in 4,4 Millionen Mieterhaushalten nur Wohnungen, die für sie zu klein oder zu teuer sind. (…) Ohne wirksame Maßnahmen zur Auflösung des weit verbreiteten Niedriglohnsektors sei eine soziale Wohnversorgung in den Großstädten nicht zu gewährleisten, so der HU-Forscher…“ Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung vom 15. Juni 2021 externer Link zur Studie an der Humboldt-Universität Berlin externer Link vom Forschungsteam um den Stadtsoziologen Dr. Andrej Holm, siehe dazu:

  • Die Paritätische Wohnarmuts-Berechnung macht ein bislang unsichtbares Ausmaß der Armut sichtbar: 5,4 Millionen Menschen mehr von Armut betroffen als gedacht New
    „Was viele insgeheim schon ahnten, ist jetzt wissenschaftlich belegt: Wohnen macht arm. Omas Faustregel lautete einst „Gib nie mehr als ein Drittel deines Einkommens für Miete aus!“ Diese Ein-Drittel-Regel gilt bis heute zum Beispiel bei Maklerbüros, um zu beurteilen, ob sich jemand eine Wohnung überhaupt leisten kann. Aber die Mieten steigen schneller als die Einkommen. Viele Menschen müssen deswegen heute viel mehr als ein Drittel fürs Wohnen ausgeben – manche sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens. Denn hier haben die Menschen kaum die Wahl. Sie können oft nicht billiger wohnen, weil sie nicht die einzigen sind, die nach einer billigeren Wohnung suchen oder weil es da, wo sie arbeiten und leben, keine billigeren Wohnungen gibt. Infolgedessen müssen sie einfach mit weniger Geld auskommen. Die neue Paritätische Wohnarmuts-Berechnung macht ein bislang unsichtbares Ausmaß der Armut sichtbar. (…) Nach konventioneller Berechnung (auf Grundlage von MZ-SILC) sind demnach in Deutschland 14,4 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Berücksichtigt man aber die Wohnkosten und ermittelt das Einkommen, das die Menschen tatsächlich zum Leben frei verfügbar haben, nachdem sie ihre Wohnkosten (Warmmiete inklusive Stromkosten) bezahlt haben, dann ergibt sich ein anderes Bild. Das Ausmaß der wohnkostenbereinigten Armut ist viel höher: Die Paritätische Forschungsstelle hat errechnet, dass 5,4 Millionen Menschen mehr von Armut betroffen sind als gedacht. In den konventionellen Statistiken waren sie bislang unsichtbar. Insgesamt sind 21,2 Prozent der Bevölkerung, also 17,5 Millionen Menschen in Deutschland von Wohnarmut betroffen. (…) Die Erkenntnisse der Expertise unterstreichen, wie sehr die Bundesregierung in der Pflicht steht, entschieden gegen den rasanten Anstieg der Mieten vorzugehen. Deshalb beschränkt sich der Paritätische nicht auf eine reine Problembenennung, sondern unterbreitet konkrete Vorschläge für bezahlbares Wohnen und für das Schließen der Armutslücke.“ Fachinfo des Paritätischen vom 12. Dezember 2024 externer Link zur 28-seitigen Kurzexpertise ‚Wohnen macht arm‘ vom Dezember 2024 externer Link
  • Mietwucher trotz Preisbremse
    Bundeskabinett will Mietpreisbremse verlängern. Linke-Gesetzesinitiative gegen überteuerte Mieten. Rechte Opposition mieterfeindlich…“ Artikel von Niki Uhlmann in der jungen Welt vom 12.12.2024 externer Link
  • Wohnungslosigkeit überwinden – Deutsches Institut für Menschenrechte sieht Bund, Länder und Kommunen gemeinsam in der Pflicht
    Am 9. Dezember hat das Deutsche Institut für Menschenrechte den aktuellen Menschenrechtsbericht an den Bundestag in Berlin vorgestellt. Dabei weist das Institut auch auf den dringenden Handlungsbedarf bei der Vermeidung und Überwindung von Wohnungslosigkeit hin…“ Der Menschenrechtsbericht 2024 externer Link
  • Deckel drauf, Mieten runter – Bundesweiter Mietendeckel jetzt! Proteste von Mieterverbänden in Berlin und Hamburg
    • Deckel drauf, Mieten runter – Bundesweiter Mietendeckel jetzt! Mieterinnen-Bündnis fordert bundesweiten Mietendeckel +++ Protest gegen Wohngipfel in Berlin
      Die Wohnungskrise ist offenkundig: Die Mieten explodieren und sind schon jetzt für viele nicht mehr bezahlbar. Und es wird immer schlimmer. Doch die Mieten steigen nicht von alleine: Sie werden erhöht. Denn Vermieter*innen verdienen Geld damit, dass sie unsere Mieten erhöhen. Die Regierungen der letzten 20 Jahre haben nichts für uns Mieter*innen unternommen – das muss sich ändern. Um dem Mietenwahnsin ein Ende zu setzen, fordern wir einen bundesweiten Mietendeckel…“ Mehr Infos unter https://mietendeckel-jetzt.org/ externer Link
    • Mieterbund, DGB und Städtetag fordern gemeinsam: Rettet die Mietpreisbremse – Verlängerung jetzt!
      DGB-Pressemitteilung vom 06.12.2024 externer Link
    • Gemeinsamer Aufruf: Mietpreisbremse muss verlängert werden
      ver.di-Pressemitteilung vom 06.12.2024 externer Link
    • Scholz mit Baulücke: Keine Spur einer wohnungspolitischen Offensive, die Restampel simuliert »Bündnisspitzenrunde«. Protest von Mieterverbänden in Berlin und Hamburg
      „… 40 Prozent der Bewohner in der BRD haben laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage mit Wohnungskosten zu kämpfen. Teils erheblich. Mietpreise seien auf historischem Höchststand, Sozialwohnungen auf historischem Tiefststand, wurde die wohnungspolitische Sprecherin der Gruppe Die Linke im Bundestag, Caren Lay, in einem Statement zitiert. Und Jan-Marco Luczak, baupolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Union, spricht gegenüber jW von Deutschlands größter Wohnbaukrise seit Jahrzehnten. Die Baugenehmigungszahlen seien seit der Scholz-Kanzlerschaft dramatisch eingebrochen. Folgen der Misere spüren zuallererst die ohne Dach über dem Kopf. Denn Wohnungsnot ist lebensgefährlich. Seit 1991 357 Kältetote. Mindestens. Personen, die hierzulande auf Straßen, in Hinterhöfen, in Parks erfroren sind, berichtete am Donnerstag die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W). Nicht nur, aber auch deshalb protestierten in Berlin und Hamburg parallel zum »Wohngipfel« Vertreter und Aktivisten von Mieterorganisationen und -initiativen »offensiv für Wohnraum«. Die Forderungen? Bekannt: scharfe Mietpreisbremse, bundesweiter Mietendeckel, kommunaler, gemeinwohlorientierter, bezahlbarer Neubau. Und nicht zuletzt die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 06.12.2024 externer Link
    • Wohnpolitik: Wenn der Staat Zitronen reicht: Die wohnpolitische Bilanz der Ampel fällt schlecht aus. Ein bundesweites Bündnis will Druck für einen Mietendeckel machen
      „Maura kam als Studentin nach Hamburg und zog in ein Gebäude des Wohnkonzerns Vonovia. Spätestens nach zwei Wasserrohrbrüchen hatte sie den Eindruck: »Der Wohnkonzern kümmert sich um Schadensbegrenzung, nicht um Sanierung«. Es brauche andere Mietverhältnisse, schloss sie und begann, sich zu organisieren. Wie Maura geht es zurzeit vielen in deutschen Metropolen. »Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit«, zeigt sich Lara Eckstein, Sprecherin des bundesweiten Bündnisses »Offensiv für Wohnraum« gegenüber »nd« überzeugt. Die Ampel habe, so Eckstein, in der Wohnfrage versagt. Das Bündnis fordere deswegen am Donnerstag einen bundesweiten Mietendeckel. (…) Ein Blick auf die Zahlen: 2023 verfehlte die Ampel-Regierung ihr Ziel, 100 000 neue Sozialwohnungen zu bauen um mehr als die Hälfte, deren Anzahl nimmt seit den 90er Jahren stetig ab. Die oft als Spitze der Wohnkrise deklarierte Zahl der wohnungslosen Menschen steigt laut Statistischem Bundesamt weiter. Das hänge, so die Behörde, mit der verbesserten Datenlage zusammen. Doch auch die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen, Wohnungslosigkeit ist schwer messbar. Über die Hälfte der Menschen in Deutschland leben laut Mieterbund inzwischen zur Miete, über ein Drittel davon ist von den Mietkosten überlastet – das heißt, sie müssen mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens dafür ausgeben. Die Mietpreise in Metropolen erreichen in jedem Quartal neue Höhen. Die Verlängerung der Mietpreisbremse, durch die Mieten höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfen, blieb aus. (…)»Ein Mietendeckel ist kein Allheilmittel«, stellt Tom Küven vom Verein Obdachlose mit Zukunft in Köln, ebenfalls Teil des Bündnisses, fest. Aber: Er könnte zumindest eine Verschlimmerung der aktuellen Zustände verhindern. »Bezahlbare Mieten schützen vor Obdachlosigkeit – sind also eine wirkungsvolle Präventionsmaßnahme«, ergänzt Stefan Schneider von der Selbstvertretung Wohnungslosen_Stiftung gegenüber »nd«. »Auch, um aus der Obdachlosigkeit wieder herauszukommen.« (…) Auf dem Bündnistreffen im Bauministerium sehen sich die Obdach- und Wohnugslosenvertretungen nicht ausreichend repräsentiert. Dort sei zwar die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) als Interessenverband der Wohnungslosenhilfe anwesend, ihre Interessen und jene wohnungsloser Menschen seien jedoch »nicht identisch«, so Schneider. Die BAG W befindet sich am Donnerstag in einer Doppelrolle – sie ist durch Bündnispartner*innen auch bei den Protesten vertreten. Eine Sprecherin teilt »nd« mit, sie verstehe »den Unmut der Initiativen sehr gut«. Im Wohnministerium will sich die BAG W für stärkere Regulierungen des Mietmarkts, einen besseren Kündigungsschutz, den Erhalt des sozialen Wohnungsbestands und mehr Engagement bei Vermeidung von Wohnungslosigkeit einsetzen…“ Artikel von Sarah Yolanda Koss vom 4. Dezember 2024 in Neues Deutschland online externer Link
    • Berliner Mieterverein ruft auf zur Protestkundgebung und Pressekonferenz für einen bundesweiten Mietendeckel am 5. Dezember in Berlin um Zeichen für weitreichenden Mieterschutz zu setzen
      „… Sebastian Bartels, Geschäftsführer im Berliner Mieterverein: „Die Bilanz der Ampel ist erschütternd, mietenpolitisch wurde weniger als gar nichts während der nun vorzeitig auslaufenden Legislatur umgesetzt. Die Situation in den Städten und Ballungszentren hat sich inzwischen derart verschärft, dass wir an einem bundesweiten Mietendeckel nicht mehr vorbeikommen!“ (…)Die Mieten in Berlin und bundesweit erreichen Rekordhöhen, während die Ampel-Koalition tatenlos zugesehen hat. Eine neue Koalition muss für mehr Mieterschutz, für die sozialökologische Transformation und einen starken gemeinnützigen Wohnungssektor stehen – denn Wohnen bleibt ein zentrales Problem für die Mehrheit der Menschen in den Städten und verschärft die soziale Ungleichheit…“ Aufruf des Berliner Mieterverein vom 3. Dezember 2024 externer Link
    • Siehe zuletzt 1. Juni 2024 in Berlin: Die Miete ist zu hoch! Demonstration gegen Mietenwahnsinn, Verdrängung und Wohnungsnot
    • Und das Dossier: Gefordert wird: Öffentlicher Wohnungsbau als Weg zum „Guten Wohnen für Alle“. Realität ist das weitere „Entschwinden“ der Sozialwohnungen
  • Recht auf Wohnen: Eine Frage des Systems. Profite mit Ware Wohnraum diktieren auch staatlichen Handlungsspielraum. Preise und Mieten steigen ungebremst
    „»Dass eine Gesellschaft nicht ohne Wohnungsnot bestehen kann, in der (…) der Hausbesitzer, in seiner Eigenschaft als Kapitalist, nicht nur das Recht, sondern, vermöge der Konkurrenz, auch gewissermaßen die Pflicht hat, aus seinem Hauseigentum rücksichtslos die höchsten Mietpreise herauszuschlagen. In einer solchen Gesellschaft ist die Wohnungsnot kein Zufall, sie ist eine notwendige Institution.« (Friedrich Engels: »Zur Wohnungsfrage« (1872)) Auch im 75. Jahr nach seiner Verabschiedung ist im Grundgesetz der BRD das Menschenrecht auf Wohnen nicht verankert. Daran dürfte der turnusgemäß 2025 zu wählende Bundestag nichts ändern, so sehr sich das unter anderem die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) in einer Mitteilung vom 1. November wünschen mag. »Der Zugang zu Wohnraum ist nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch Voraussetzung für Gesundheit, Bildung, Arbeit und wirtschaftliche Stabilität«, heißt es in der Präambel zum Forderungskatalog der BAG W. Den – mindestens – Hunderttausenden Wohnungslosen brächte dessen Erfüllung aber ohnehin nichts, solange die Ware Wohnraum knapp bleiben muss. Immobilienkonzerne und andere Großvermieter können trotz wirtschaftlicher Mehrfrontenkrise aus ihren Eigentumstiteln millionen- und milliardenschwere leistungslose Einkommen generieren. Jeder Sozialwohnbau, der nicht errichtet wird, und jeder noch bewohnbare Plattenbau, der in Ostdeutschland erst entmietet und dann abgerissen wird, sichert die Geschäftsgrundlage der Landlords. (…) Längst ist auch im einst »roten Wien« der weltweit zum Vorbild gewordene kommunale Wohnungsbau nur noch ein Überbleibsel vergangener Tage. Vielerorts fanden renditehungrige »Anleger« dort ihr Plätzchen an der Sonne. So protzen mittlerweile Neureiche an einem Seitenarm der Alten Donau mit ihrem zur Schau gestellten Eigentum, ihnen gegenüber steht beharrlich einer jener »Superblocks« der 1930er Jahre. Welche Finanzkanäle sich hinter den Objekten mit dem goldenen »G« an der Fassade verbergen, berichtet Barbara Eder. Im besten Brechtschen Sinne formierte sich in Spanien Widerstand gegen das rücksichtslose Auspressen von Mieterinnen und Mietern, wie Carmela Negrete berichtet. Zahlreiche Mietstreikkomitees gründeten sich in Städten wie Madrid, Barcelona und Valencia sowie auch kleineren Ortschaften. Bis das Joch kapitalistischen Wohneigentums abgeschüttelt ist, bleibt das Recht auf Wohnen ein theoretisches.“ Aus der von Marc Bebenroth am 6. November 2024 eingeleiteten Beilage der jungen Welt externer Link zum Recht auf Wohnen
  • [DIW-Wochenbericht] Mietbelastung in Deutschland: Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander
    „… Ärmere Haushalte in Deutschland müssen einen größeren Teil ihres Einkommens für Miete aufwenden als reichere – und die Schere öffnet sich weiter. Dennoch ist die Mehrheit der Menschen mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Zu diesen Ergebnissen kommen zwei Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf Befragungen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) basieren. „Wohnen entwickelt sich mehr und mehr zur sozialen Frage, da die unteren Einkommensgruppen eine überproportional hohe Mietbelastung tragen“, so Studienautor Konstantin Kholodilin. „Hier ist die Politik gefragt, mit gezielten Instrumenten für Ausgleich zu sorgen und den Einkommensschwachen unter die Arme zu greifen.“ (…) Die Mieten in Deutschland sind in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Angebotsmieten zogen allein zwischen 2010 und 2022 durchschnittlich um 50 Prozent an, in großen Städten sogar um 70 Prozent. Bestandsmieten kletterten im selben Zeitraum um durchschnittlich 20 Prozent. Setzt man die Mietkosten ins Verhältnis zu den Haushaltseinkommen, ergibt sich folgendes Bild: In den 1990er Jahren nahm die Mietbelastung stark zu – und zwar insbesondere in Ostdeutschland als Folge der Wiedervereinigung und des Übergangs zur Marktwirtschaft. Anfang der 2000er Jahre brach der Trend und die Quote stabilisierte sich allmählich auf einem hohen Niveau, seit 2015 ging sie leicht zurück. Von den jüngsten Entwicklungen profitieren allerdings nicht alle Haushalte. Die Analyse zeigt, dass die 20 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen die höchste Mietbelastung schultern müssen. Sie zahlten 2021 mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Miete, die einkommensstärksten 20 Prozent lediglich rund ein Fünftel. Der Anteil der sogenannten überbelasteten Haushalte, die mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Miete aufbringen müssen, wuchs innerhalb von 30 Jahren von fünf auf 14 Prozent. Der Sozialwohnungsbestand ist hingegen geschrumpft. Besonders unter hohen Mieten leiden Alleinerziehende und Einpersonenhaushalte. Ihre Mietbelastung lag 2021 bei durchschnittlich 30 Prozent, bei Paaren oder Familien mit Kindern lediglich bei gut 20 Prozent. In Ostdeutschland ist die Belastung geringer als im Westen, in Großstädten höher als in ländlichen Regionen. (…) Eine weitere DIW-Studie nimmt ebenfalls basierend auf SOEP-Langzeitdaten die Wohnzufriedenheit unter die Lupe. (…) Ein größeres Problem als die Wohnkosten stellen beengte Wohnverhältnisse dar. „Besonders Familien in Gemeinden mit angespannten Wohnungsmärkten und aus den unteren Einkommensgruppen empfinden ihre Wohnungen als zu klein“, sagt Ökonomin Stiel…“ DIW-Pressemitteilung vom 9. Oktober 2024 externer Link zu

    • Mietbelastung in Deutschland: In den letzten Jahren nicht gestiegen, aber ungleich verteilt
      Studie untersucht Entwicklung der Mietbelastung seit Beginn der 1990er Jahre nach sozioökonomischen Kriterien. Nach Anstieg ist Belastung seit ungefähr 2005 annähernd konstant, aber ungleich verteilt. Einkommensschwächste 20 Prozent der Haushalte zahlen rund ein Drittel ihres Einkommens für Miete, einkommensstarke Haushalte circa ein Fünftel. Einpersonenhaushalte und Alleinerziehende überdurchschnittlich belastet. Stark belastete Gruppen könnten durch Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und höheres Wohngeld entlastet werden…“ DIW Wochenbericht 41/2024 von Konstantin A. Kholodilin und Pio Baake externer Link
  • [Zensus 2022] Fast zwei Millionen Wohnungen stehen leer
    Hunderttausende Menschen suchen bundesweit händeringend eine Wohnung – und finden keine. Dabei stehen fast zwei Millionen Wohnungen leer, wie eine aktuelle Statistik zeigt. Trotz der hohen Wohnraumnachfrage stehen in Deutschland viele Wohnungen leer. Nach Erhebungen des Zensus waren es zum Stichtag 15. Mai 2022 rund 1,9 Millionen Wohnungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht genutzt wurden. Das entspricht einer Leerstandsquote von 4,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt externer Link berichtet.
    Tausende Wohnungen über ein Jahr lang leer
    Über die Hälfte der Immobilien (55 Prozent) wurde seit mehr als einem Jahr nicht mehr bewohnt. Nur etwas mehr als ein Drittel der leeren Wohnungen (38 Prozent) war in den nächsten drei Monaten bezugsfertig. In den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin waren die jeweiligen Anteile dieser schnell verfügbaren Wohnungen mit 52 bis 61 Prozent deutlich höher. Für fast jede vierte leere Wohnung (24 Prozent) waren Baumaßnahmen oder Sanierungen geplant…“ Meldung vom 04.07.2024 im ZDF externer Link
  • »Das Wohnen muss demokratisiert werden«: Stadtsoziologe Andrej Holm über Strategien im Kampf gegen explodierende Mieten 
    Im Interview von Raul Zelik vom 31. Mai 2024 in Neues Deutschland online externer Link erklärt Andrej Holm warum die Mieten immer weiter steigen und wie Wohnen demokratisiert werden kann: „… Einerseits sind die Mietsteigerungen Ausdruck einer veränderten ökonomischen Logik. Im Rahmen der sogenannten Finanzialisierung sind Wohnanlagen und Grundstücke verstärkt in international gehandelte Anlageobjekte verwandelt worden. Dadurch sind die Ertragserwartungen stark gestiegen. Miet- und Kaufpreise orientieren sich also nicht mehr an der Substanz einer Wohnung oder eines Gebäudes, sondern an finanzwirtschaftlichen Strategien. Allgemein kann man wohl sagen, dass extrem viel Geld unterwegs ist, das die Immobilienmärkte flutet und einen Rückfluss erwartet. Andererseits gehen die steigenden Mieten auf die Privatisierungs- und Deregulierungspolitik der vergangenen Jahrzehnte zurück. Vor allem in den europäischen Ländern wurden Millionen von vormals öffentlichen Wohnungen privatisiert. Das betrifft das council housing in England, große öffentliche Wohnungsbestände in den skandinavischen Ländern und Frankreich sowie viele öffentliche Wohnungsunternehmen in der Bundesrepublik. In vielen Ländern wurde zudem das Mietrecht liberalisiert, so dass Mietsteigerungen einfacher durchzusetzen sind. Private Vermieter und kommerzielle Wohnungsunternehmen haben heute fast überall ein Quasimonopol und können die Mietpreise nach ihren Interessen gestalten. (…) Für eine gute Wohnungspolitik gibt es keinen Königsweg. Was jedoch nicht fehlen darf, ist eine klare Orientierung auf die Transformation des Wohnungswesens. In der kritischen Wohnforschung wird die Strategie für eine solche Veränderung mit den Begriffen »De-Kommodifizierung und Demokratisierung« beschrieben. De-Kommodifizierung bedeutet, dass das Wohnen vom Markt genommen, die Verwertungsmechanismen außer Kraft gesetzt werden müssen. Demokratisierung meint in erster Linie, dass wir die Mitsprache der Bewohner*innen stärken müssen. Im wohnungspolitischen Getümmel, wo immer neue Einzelinstrumente ins Gespräch gebracht werden, kann man anhand dieser beiden Kriterien beurteilen, wie transformativ sich ein bestimmtes Instrument am Ende auswirkt. In den letzten vier Jahrzehnten haben wir gesehen, dass die Regulierung über Gesetze, Verbote und Verordnungen nicht gut funktioniert, weil es nicht genug Personal gibt, um die Umsetzung zu kontrollieren. (…) Was als Instrument hingegen auch langfristig wirken würde, wäre die Stärkung von öffentlichem und Gemeineigentum. Das wäre – neben der Regulation und der Vergabe von Finanzmitteln – der dritte Modus staatlichen Handelns. So wie die Kommunen Schulen und Bibliotheken unterhalten, müssten sie auch Wohnraum zur Verfügung stellen. Das wäre der entscheidende Ansatz. Und was Ihre Frage nach den selbstverwaltete Genossenschaften angeht: Das sind interessante Experimente, aber viel zu voraussetzungsreich für das Gros der Bevölkerung. (…) In Berlin gab es im letzten Jahrzehnte ausgeprägte Mieterkämpfe. Viele kleine Gruppen haben praktische Forderungen gestellt. Vorkaufsrecht, Milieuschutz, Umwandlungsverordnung – fast alles, was unter Rot-rot-grün an progressiver Wohnungspolitik gemacht wurde, kam als Forderung ursprünglich aus der Mieterbewegung. Aber offensichtlich hat dieser Ansatz nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Die Mieten steigen weiter, die Zahl der Wohnungslosen wächst. Deshalb ist ein Strategiewechsel nötig. Die Kampagne »Deutsche Wohnen Enteignen & Co« hat das versucht. Sie will den öffentlichen Wohnungsbestand über Enteignungen erweitern. Die Kampagne hat das Volksbegehren klar gewonnen, die Umsetzung wird aber vom Senat verweigert. Nun versuchen Initiativen über Organizing-Ansätze eine klassisch-gewerkschaftliche Perspektive stark zu machen. Ob dieser Ansatz helfen kann, die Durchsetzbarkeit eines radikalen Reformprogramms, wie es die Vergesellschaftung wäre, zu stärken, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.“
  • Krise am Wohnungsmarkt: Wider den Mietenwahnsinn
    Der Bau ist in der Krise und die Mieten steigen immer weiter. Der Privatsektor wird es allein nicht regeln. Hohe Kosten, insbesondere beim Bauland, erweisen sich immer mehr als Hemmnis. Das #schlaglicht 19/2024 aus Niedersachsen fordert eine grundsätzlich andere Bodenpolitik und deutlich mehr öffentlichen Neubau…“ #schlaglicht 19/2024 vom 30.05.2024 beim DGB Niedersachsen externer Link
  • Umbau jetzt! Gegen die Wohnungskrise anbauen? Das funktioniert nicht mehr. Besser wäre eine radikale Abkehr von der bisherigen Politik
    „Klara Geywitz freut sich. Rund 294.000 Wohnungen wurden im vergangenen Jahr neu gebaut. Das sei überraschend gut, jubiliert die SPD-Bundesbauministerin. Dass sie sich über diese Zahlen freuen kann, zeigt, in welcher katastrophalen Lage die Wohnungspolitik in Deutschland ist. Zum einen war befürchtet worden, dass das von der Bundesregierung selbst gesetzte Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr noch deutlicher verfehlt würde. Zum anderen ist es sicher, dass es in den kommenden Jahren noch viel schlimmer wird. Denn der Bau der im vergangenen Jahr fertiggestellten Wohnungen wurde im Schnitt rund zwei Jahre zuvor genehmigt. Damals aber bewegte sich die Zahl der Baugenehmigungen noch auf dem mehrere Jahre konstanten Level von gut 30.000 pro Monat. Das schon war viel zu wenig, um die Spannungen des völlig überhitzten Wohnungsmarktes abzubauen. Doch seither fällt die Zahl auch noch ins Bodenlose. Zuletzt vermeldete das Statistische Bundesamt einen Rückgang um fast 50 Prozent seit dem Frühjahr 2022. (…) In den kommenden Jahren wird Neubau als Gestaltungsinstrument in der Wohnungspolitik komplett ausfallen. Dumm nur, dass die Regierung kein anderes hat. Und die rechte Opposition erst recht nicht. (…) Helfen könnte nur ein Umbau. Eine intensive Nach- und Neunutzung bestehender Gebäude, wie sie zukunftsorientierte Architekt:innen anregen, ist ein überfälliger Ansatz. Noch drängender aber wäre ein Umbau der Wohnungspolitik. Als erste Notfallmaßnahme müsste der noch existierende Restbestand günstiger Wohnungen gesichert werden, etwa durch einen Mietpreisdeckel, was nach bundespolitischen Eingriffen ja möglich wäre. Zweiter Schritt wäre die radikale Abkehr von sämtlichen Bauförderungen wie Steuerabschreibungen von renditeorientierten Investmentprodukten hin zu gemeinnützigen, langfristig sich selbst finanzierenden Wohnungsfonds. Das wäre im Wortsinne eine Jahrhundertaufgabe. Fatalerweise ist die Politik hierzulande nicht darauf ausgelegt, in solchen Dimensionen zu denken. So werden auch die gerade fertig gewordenen Wohnungen längst Altbauten sein, bevor sich wirklich etwas ändert.“ Kommentar von Gereon Asmuth vom 23. Mai 2024 in der taz online externer Link, siehe auch:

  • Mietmarkt vor dem Zusammenbruch? Wohnen wird ein soziales Problem bleiben ohne notwendige Reformen des Mietwucherparagraphen und der Stadtentwicklung
    • Mietmarkt vor dem Zusammenbruch? Deutscher Mieterbund: Reform des Mietwucherparagraphen ist notwendig
      „Die Entwicklungen der Mietpreise, insbesondere der Neu- und Wiedervermietungsmieten, hat spätestens seit Anfang 2023 mit zweistelligen Steigerungsraten eine unkontrollierte Dynamik angenommen. Es ist daher dringend notwendig, gegen unzulässig hohe Mieten endlich effektiv vorgehen zu können, um den schwarzen Schafen unter den Vermietenden so das Handwerk zu legen – die Reform des sog. Mietwucherparagraphen ist absolut überfällig“, kommentiert der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, den Entwurf eines Gesetzes zur besseren Bekämpfung von Mietwucher (BT-Drs. 20/12391) in der heutigen öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages. Der bestehende Rechtsrahmen des Mietrechts schützt Mieterinnen und Mieter weder ausreichend vor überhöhten Neu- und Wiedervermietungsmieten, noch vor zu hohen Mietpreissteigerungen im laufenden Mietverhältnis. So sind laut BBSR die Mieten inserierter Bestandswohnungen in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Durchschnitt um 7,6 Prozent gestiegen – auf 10,21 Euro pro Quadratmeter nettokalt. In kreisfreien Großstädten über 500.000 Einwohner stiegen sie sogar um 11 Prozent auf 13,30 Euro je Quadratmeter nettokalt. (…) Die im Koalitionsvertrag vorgesehene minimale Absenkung der Kappungsgrenze für Mieterhöhungen von 15 Prozent auf 11 Prozent in angespannten Wohnungsmärkten ist nach Auffassung des Deutschen Mieterbundes bei Weitem nicht ausreichend, um Mieterinnen und Mieter in Deutschland vor immer weiter steigenden Mieten und den damit verbundenen enormen Wohnkostenbelastungen wirksam zu schützen. „Für viele ist Wohnen zum Armutsrisiko geworden. Hinzu kommen die drastisch angestiegenen Heiz- und Warmwasserkosten. Die Dynamik der aktuellen Mietpreisspirale muss dringend durch die Reaktivierung des Mietwucherparagraphen gestoppt werden. Wir begrüßen daher ausdrücklich den vorliegenden Gesetzesentwurf zur besseren Bekämpfung von Mietwucher und fordern die zügige Umsetzung“, erklärt Siebenkotten.“ Pressemeldung des Deutschen Mieterbundes DMB vom 19. Februar 2024 externer Link
    • Wohnen wird ein soziales Problem bleiben
      „Im vergangenen Jahr sanken die Immobilienpreise erstmals wieder. Ein Grund zum Aufatmen ist das trotzdem nicht. Vor allem die Politik ist weiter in der Pflicht. (…) Die Politik sollte, statt auf Preiskorrekturen im Markt zu hoffen, selbst notwendige Reformen auf den Weg bringen. (…) In den vergangenen zehn Jahren drifteten Kaufpreise und Mieten von Wohnimmobilien weit auseinander, weil die Kaufpreise viel stärker zulegten als die Mieten – wie jährliche Untersuchungen des DIW Berlin festgestellt haben. Damit verbinden nun viele die Hoffnung, dass sinkende Kaufpreise auch zu geringeren Mieten führen werden. Eine Trendumkehr bedeutet jedoch, dass die Preise fallen und gleichzeitig die Mieten – zumindest in größeren Städten – in den kommenden Jahren weiterhin erheblich steigen könnten. Und zwar so lange, bis die Lücke zwischen Kaufpreis und Miete wieder geschlossen ist. Zudem erlebt Deutschland zwar wirtschaftlich schwierige Zeiten, aber private finanzielle Vermögen schrumpfen nicht, sondern steigen weiter – und damit auch die Kaufkraft künftiger Immobilienbesitzer. Über kurz oder lang fallende Zinsen dürften die Preise ebenfalls wieder befeuern. (…) Damit dürfte sich auch die soziale Schieflage weiter verschärfen. In den vergangenen 25 Jahren mussten Haushalte mit mittleren und geringen Einkommen im Durchschnitt einen immer höheren Anteil ihres monatlichen Nettoeinkommens fürs Wohnen aufbringen: Knapp ein Drittel aller Mieterinnen und Mieter gibt heute mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens für das Wohnen aus. Und der Anstieg der Löhne und Gehälter in den letzten zehn Jahren konnte den bei Mieten und Wohnkosten nicht decken. Hinzu kommt die hohe Inflation, mit stark steigenden Lebensmittelpreisen und Energiekosten – auch sie haben die Lohnsteigerungen deutlich übertroffen, gerade bei Menschen im Niedriglohnbereich. (…) Niemand sollte also auf eine platzende Immobilienpreisblase hoffen. Stattdessen müsste vor allem die Politik die Ursachen für die explodierenden Mieten und Wohnkosten angehen. Langfristig wird nur eine deutliche Ausweitung des Angebots von Wohnungen den Druck auf Preise und Mieten wieder reduzieren können. Dafür müssen Innenstädte verdichtet werden, neue Wohngebiete ausgewiesen und Gewerbeimmobilien umgewandelt werden. Die Politik muss dabei die demografische Entwicklung viel stärker berücksichtigen als bisher, zumal wohl auch in den kommenden zehn Jahren deutlich mehr Menschen vom Land in die Städte ziehen werden. Auch ein besserer öffentlicher Nahverkehr würde helfen, dass mehr Menschen über größere Distanzen pendeln können. Zudem müssen Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Und die öffentliche Hand muss wieder selbst viel mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren – anstatt das dem Markt zu überlassen. (…) Die Politik ist mehr denn je in der Pflicht, nun die richtigen Weichen zu stellen, damit zumindest innerhalb der kommenden zehn Jahre die Wohnkosten sinken – zum Wohle der Menschen und zur Entlastung der Städte.“ Kolumne von Marcel Fratzscher vom 16. Februar 2024 in der Zeit online externer Link
  • DGB und Mieterbund warnen vor verschärfter Wohnungskrise: Mangel an bezahlbaren Sozialwohnungen und hohe Belastung durch Wohnkosten 
    Nach 2 Jahren Regierungszeit ist die wohnungspolitische Bilanz der Ampel mangelhaft. Zentrale Vorhaben des Koalitionsvertrags sind noch nicht umgesetzt. Unterdessen spitzt sich die Wohnungskrise weiter zu: Steigende Mieten, unbezahlbare Immobilienpreise, kaum Neubau und keine Besserung in Sicht. Es fehlen mehr als 700.000 bezahlbare Mietwohnungen im Bundesgebiet. Zur Halbzeit der Legislaturperiode ziehen der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Deutsche Mieterbund auf einer Pressekonferenz Bilanz…“ DGB-Pressemitteilung vom 06.12.2023 externer Link („Halbzeitbilanz Ampel“) und dort:

    • Halbzeitbilanz Ampel – Verschärfte Krise am Miet- & Wohnungsmarkt
      Bilanz und Forderungen externer Link des Deutschen Mieterbundes & des Deutschen Gewerkschaftsbundes vom 06.12.2023
  • Studie des Öko-Instituts zur aktuellen Wohnkostenbelastung von Mieterinnen und Mietern: Jeder dritte Mieterhaushalt ist finanziell überlastet
    „Bereits jetzt sind über sieben Millionen Haushalte mit ihren Wohnkosten überlastet, das ist jeder dritte Mieterhaushalt. Unsere neuesten Erkenntnisse über die derzeitige Wohnkostenbelastung der Mieterinnen und Mieter sind für die aktuelle Diskussion über die sozialgerechte Verteilung der Kosten für den Heizungsaustausch enorm wichtig“, erklärt der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, während der heutigen Pressekonferenz des Deutschen Mieterbundes. Grundlage sind aktuelle Zahlen des Öko-Instituts zur Mietsituation von Haushalten in Deutschland, insbesondere zur Entwicklung der Wohn- und Energiekostenbelastung von Mietenden, die im Rahmen einer vom DMB beauftragten Studie heute veröffentlicht werden. Laut Studie müssen 3,1 Millionen mietende Haushalte für ihre Kaltmiete inklusive Heizkosten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens ausgeben und gelten damit als besonders belastet. Weitere 4,3 Millionen Mieterhaushalte zahlen zwischen 30 und 40 Prozent ihres Einkommens für ihre Warmmiete, so dass insgesamt über 7 Millionen Haushalte – und damit jeder dritte Mieterhaushalt – in Deutschland durch Wohnkosten überlastet sind. (…) Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes gehört die Hälfte der 21 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland zu den drei untersten Einkommensklassen. (…) Innerhalb eines Jahres, von 2021 bis 2022, haben sich die Ausgaben für das Heizen verdoppelt und lagen bei 1.477 Euro pro Jahr bzw. 123 pro Monat. (…) „Gerade Haushalte, die in älteren, ineffizienten sowie fossil beheizten Gebäuden wohnen, sind viel stärker durch hohe Energiekosten belastet. Hinzu kommen die immer weiter ansteigenden Mieten und die dauerhafte Umlage der Sanierungskosten auf Mietende – das ist für die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter nicht mehr leistbar“, erklärt die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes, Dr. Melanie Weber-Moritz. (…) Jetzt muss noch die Absenkung der Modernisierungsumlage folgen und die derzeitige maximale Kappungsgrenze von 3 Euro pro Quadratmeter und Monat halbiert werden. Dann hätten wir wirklich eine sozialverträgliche Wärmewende, mit der Warmmietenneutralität erreicht würde“, so Weber-Moritz…“ DMB-Pressemitteilung vom 29. Juni 2023 externer Link zur 47-seitigen Studie für den Deutschen Mieterbund vom 22. Juni 2023 externer Link , siehe auch:

  • Destatis: Haushalte wendeten 2022 durchschnittlich 27,8 % ihres Einkommens für die Miete auf – 3,1 Millionen Haushalte hatten eine Mietbelastung von 40% und mehr 
    „… Im Jahr 2022 haben die rund 19,9 Millionen Hauptmieterhaushalte in Deutschland durchschnittlich 27,8 % ihres Einkommens für die Miete ausgegeben. Diese Mietbelastungsquote gibt den Anteil der Bruttokaltmiete (Nettokaltmiete zuzüglich verbrauchsunabhängiger Betriebskosten) am Haushaltsnettoeinkommen an. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Erstergebnissen der Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Wohnsituation 2022 weiter mitteilt, war die Mietbelastungsquote für die rund 6,6 Millionen Haushalte, die ihre Wohnung 2019 oder später angemietet haben, mit 29,5 % um 2,7 Prozentpunkte höher als für die rund 2,7 Millionen Haushalte, die ihren Mietvertrag bereits vor 1999 abgeschlossen haben (26,8%). (…) Rund 1,5 Millionen Mieterhaushalte wiesen 2022 eine Mietbelastung von 50 % oder mehr auf. Etwa 1,6 Millionen weitere Mieterhaushalte wendeten für die Bruttokaltmiete zwischen 40 % und 50 % ihres Haushaltseinkommens auf. Insgesamt hatten somit 16 % aller Haushalte, die zur Miete wohnten, eine Mietbelastung von mehr als 40 %. Besonders belastet waren Einpersonenhaushalte, deren Mietbelastungsquote im Durchschnitt bei knapp einem Drittel (32,7 %) ihres Einkommens lag. Haushalte mit zwei Personen mussten dagegen weniger als ein Viertel (22,8 %) ihres Einkommens für die Miete einplanen. (…) So betrug die Bruttokaltmiete je Quadratmeter im Jahr 2022 bundesweit im Schnitt 8,70Euro. Wer in einer Großstadt lebte, musste auf den Quadratmeter gerechnet mit 9,60 Euro jedoch eine deutlich höhere Miete zahlen als in mittelgroßen Städten (8,20 Euro) oder kleineren Orten (7,50 Euro)…“ Destatis-Pressemitteilung vom 31. März 2023 externer Link
  • Wohnungsmarkt: Mieten steigen wieder schneller 
    „… Der Anstieg der Mieten für Wohnungen in Deutschland hat sich nach einer Phase mit relativ moderaten Zuwächsen wieder beschleunigt. Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten nach Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Schnitt kräftig um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal. Das war mehr als das Mittel aus dem dritten Quartal der vergangenen drei Jahre (plus 4,5 Prozent). In allen Bundesländern lag der Zuwachs über dem mittelfristigen Trend. Besonders stark nach oben gingen die Mieten in Berlin. „Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der hohen Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch vergleichsweise günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte. Unter den Bundesländern stiegen die Angebotsmieten am wenigsten stark in Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen mit gut vier Prozent gemessen am Vorjahresquartal. Am kräftigsten kletterten sie im Saarland (plus 7,9 Prozent), in Brandenburg (9,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10,3 Prozent)…“ Meldung vom 12. Dezember 2022 bei tagesschau.de externer Link
  • Steigende Mietpreise, zu wenig Neubauten: Jeder Zehnte in Deutschland hat zu wenig Wohnraum 
    „… In vielen Städten Deutschland herrscht nicht nur ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum – es fehlt auch an ausreichend großen Wohnungen. Das Statistische Bundesamt teilte am Donnerstag mit: Rund 8,6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik leben in überbelegten Wohnungen, was mehr als zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht. Als überbelegt gilt eine Wohnung per definitionem, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Das wäre etwa der Fall, wenn eine Familie das Wohnzimmer zum Schlafzimmer umfunktionieren müsste. Oder wenn in einer Familie Jungen und Mädchen über zwölf Jahren keine separaten Kinderzimmer haben. Besonders betroffen sind Familien, und mit der Zahl der Kinder steigt das Risiko. Von allen Haushalten mit Kindern lebten 2021 knapp 15,9 Prozent beengt. Bei Familien mit drei oder mehr Kindern lag der Anteil dagegen bei 30,7 Prozent. Bei Alleinerziehenden mit Kindern lag die Quote bei 28,4 Prozent. Von den Haushalten ohne Kinder waren nur 6,5 Prozent betroffen. Aber auch Singles können in Wohnungen leben, die zu klein sind. Bei ihnen gilt Wohnraum als überbelegt, wenn der Haushalt nicht mindestens über zwei Zimmer, also etwa ein getrenntes Wohn- und Schlafzimmer, verfügt. Knapp jeder achte Single (11,9 Prozent) lebte in einer solchen Wohnung. Der Wohnraummangel betrifft häufig Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Mit 17,8 Prozent war die Überbelegungsquote bei ihnen rund sechsmal so hoch wie bei älteren Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren (3 Prozent). Vor allem in Städten ist demnach der Wohnraum knapp und überbelegt. In größeren Städten (15,5 Prozent) lebten fast doppelt so viele Menschen in überbelegten Wohnungen als in den Vororten und kleineren Städten (8,6 Prozent). Im ländlichen Raum steht den Menschen dagegen am häufigsten angemessener Wohnraum zur Verfügung; der Anteil der überbelegten Wohnungen liegt dort bei nur 4,9 Prozent. (…) Für viele Menschen dürfte es nur ein schwacher Trost sein, dass Deutschland im EU-Vergleich noch gut abschneidet. Die Überbelegung ist auch eine Folge von einem eklatanten Wohnungsmangel in der Bundesrepublik. Die Bundesregierung plant, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen zu lassen; davon sollen 100.000 Sozialwohnungen sein. Doch dieses Ziel wird sie voraussichtlich nicht erreichen. Im vorigen Jahr wurden lediglich 300.000 gebaut – und in diesem Jahr dürften es weniger sein. (…) Vor diesem Hintergrund plädierte der kirchliche Sozialverband Caritas für einen „verantwortungsvollen Umgang mit Wohnraum in Deutschland“. Viele Wohnungen stünden leer oder würden als Ferien- oder Zweitwohnung genutzt, obwohl man sie dringend benötige. Es müssten „wirksamere Maßnahmen gegen das Verschwinden von preisgünstigen und geförderten Maßnahmen ergriffen werden“, so der Verband. Dazu gehöre eine angemessene Quote von Sozialwohnungen mit langfristigen Bindungen bei Neubauten, ebenso die Verlängerung von bestehenden oder auslaufenden Bindungen und rechtsfeste Vorkaufsrechte der Kommunen.“ Beitrag von Bernd Müller vom 18. November 2022 bei Telepolis externer Link
  • Wenn das Geld nicht reicht – zum Wohnen
    Die Inflation spürt man nicht nur an der Ladenkasse oder der Zapfsäule. Auch bei den Wohnkosten stoßen viele Deutsche inzwischen an ihre Grenzen. Nebenkosten fast so hoch wie die Miete.“ Video der ZDF-Reportage von Oliver Koytek und Jovanna Weber vom 10.11.2022 externer Link (30 min, Video verfügbar bis 30.10.2027), siehe zum Hintergrund:

  • Bezahlbare Mieten – weniger Emissionen. IG BAU fordert zum Rekordhoch beim Berufspendeln: Die Menschen müssen auch dort leben können, wo sie arbeiten 
    „Die Bilder ähneln sich morgens und am Nachmittag in der ganzen Republik: Überquellende Bahnhöfe, Menschenmassen, die zu den Zügen strömen oder von ihnen ausgespien werden; Blechlawinen, die über die Straßen rollen. Deutschland ist ein Pendlerland, und für das Klima ist das eine enorme Belastung, denn noch immer ist das Auto das beliebteste Verkehrsmittel. Die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland musste im Jahr 2020 den Wohnort verlassen, um zum Arbeitsplatz zu kommen. (…) Einen entscheidenden Grund für die tägliche Pendelei sieht Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), in teuren Mieten und Hauspreisen. Am Mittwoch erklärte er, diese zwängen Millionen Menschen mitunter zu stundenlanger Fahrerei. „Längst nicht jeder kann Homeoffice machen – viele Menschen müssen weite Pendelwege in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu kommen“, sagte er. Für Bauarbeiter zum Beispiel seien Strecken von mehr als 100 Kilometern alles andere als eine Seltenheit. (…) Einen entscheidenden Beitrag gegen den klimaschädlichen „Pendel-Wahnsinn“ sieht Feiger darin, dass dort, wo die Menschen arbeiten, auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Es brauche „jetzt rasch viel mehr Wohnungen, die sich auch Gering- und Normalverdiener leisten können – zu Quadratmeterpreisen zwischen sechs und 8,50 Euro kalt“, betonte der IG-BAU-Vorsitzende. Die Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau müssten massiv aufgestockt werden und es sei eine dauerhafte Preisbindung nötig. „Es muss gelten: einmal Sozialwohnung, immer Sozialwohnung“. Ein weiterer Vorschlag kam im letzten Jahr vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Regionalforschung. Dessen Leiter, Markus Eltges, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die verschiedenen Formen der mobilen Arbeit auch in Zukunft erhalten bleiben. Sie böten „die große Chance, den Pendelverkehr in den Großstädten und ihrem Umland zu reduzieren – und damit auch die umwelt- und gesundheitlichen Belastungen zu verringern, die durch das Pendeln entstehen“. Kleine und mittelgroße Kommunen könnten als Wohnorte attraktiver werden, wenn die Beschäftigten nur wenige Tage im Monat im Büro sei müssten und größtenteils von zuhause arbeiten könnten. Die Unternehmen müssten das nur wollen, so Eltges.“ Beitrag von Bernd Müller vom 20. Januar 2022 in Telepolis externer Link, siehe auch die Pressemitteilung der IG BAU vom 19.1.2022 externer Link: Rekordhoch beim Berufspendeln – mehr bezahlbarer Wohnraum gefordert
  • Zahl der Woche: Haushalte mit Einkommen unter 1 300 Euro geben anteilig am meisten für Strom, Heizung und Warmwasser aus 
    Der Anteil der Kosten für Wohnenergie an den Gesamtausgaben privater Haushalte hängt stark vom jeweiligen Nettoeinkommen ab. Im Jahr 2020 gaben Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1 300 Euro im Schnitt 95 Euro für Wohnenergie aus. Das entsprach einem Anteil von 9,5 % an den Konsumausgaben insgesamt, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Haushalte der höchsten Einkommensklasse, also mit monatlich mindestens 5 000 Euro, gaben zwar mit durchschnittlich 206 Euro deutlich mehr für Wohnenergie aus. Der Anteil an den privaten Konsumausgaben war mit 4,7 % allerdings nicht einmal halb so hoch wie bei den Haushalten der niedrigsten Einkommensklasse. Zu den Ausgaben für Wohnenergie zählen die Kosten für Heizung, Strom und Warmwasser – unabhängig vom Energieträger.
    Über alle Einkommensklassen hinweg wandten die Haushalte im Schnitt monatlich 152 Euro beziehungsweise 6,1 % ihrer Konsumausgaben für Strom, Heizung und Warmwasser auf. Im Jahr 2019 waren es noch 5,8 % beziehungsweise 150 Euro. Während der Betrag mit steigendem Einkommen kontinuierlich wächst, nimmt der Anteil an den Ausgaben insgesamt ebenso stetig ab. Dies hängt auch damit zusammen, dass Haushalte mit einem höheren Einkommen im Schnitt aus mehr Personen bestehen und sich somit Einspareffekte bei den Energieausgaben zeigen.
    Die Verbraucherpreise für Haushaltsenergie steigen seit mehreren Monaten teilweise deutlich an. Mit +101,9 % im November 2021 gegenüber November 2020 verdoppelten sich die Preise für Heizöl binnen Jahresfrist. Auch die Preise für Erdgas (+9,6 %) und Strom (+3,1 %) erhöhten sich. Neben sehr niedrigen Energiepreisen im November 2020 wirkte sich die zu Jahresbeginn 2021 eingeführte CO2-Abgabe preiserhöhend aus…“ Destatis-Pressemitteilung zur Zahl der Woche Nr. 02 vom 11. Januar 2022 externer Link
  • Vom Leben auf der Straße: Explosion der Miet- und Energiekosten, massiver Wohnungsmangel und wachsender Einkommensarmut bei höheren Preisen lassen die Zahl der wohnungslosen Menschen ansteigen
    Zu den unveräußerlichen Menschenrechten gehören ohne Zweifel eine sichere Unterkunft und das Wohnen in Würde, auch in Deutschland. In den vergangenen 10 Jahren ist die Zahl der Menschen ohne Wohnung stetig angestiegen. Mittlerweile sind rund 256.000 Menschen wohnungslos, knapp 50.000 davon sind obdachlos. Das ist eine ganze Stadt voller Menschen, denen das Recht auf Wohnen verweigert wird. Hinzu kommt eine Dunkelziffer, die niemand genau abschätzen kann.
    Auch in NRW ist die Zahl der wohnungslosen Menschen weiter gestiegen, im Jahr 2020 waren es 49.987, gut 3.000 mehr als im Vorjahr. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen, explodierende Kosten für Miete und Energie, wegbrechender Neubau von Sozialwohnungen und steigende Einkommensarmut sorgen dafür, dass immer mehr Menschen auf der Straße leben müssen. Hinter den Zahlen verbergen sich Menschen, die in Armut gedrückt wurden, deren Leben irgendwann einmal ins Schlingern kam und die nun dem mörderischen Leben auf der Straße ausgesetzt sind.
    Falls sie darüber reden und ihre persönliche Geschichte erzählen wollen, hört ihnen niemand zu. Für ihre Mitmenschen sind sie nur lästig mit ihrer Bettelei, dazu stören sie das Stadtbild und vergraulen die Kunden in den Kaufmeilen.
    Für die Politik gibt es sie meistens gar nicht, kommen sie doch angeblich täglich aus anderen Orten in die Stadt und wenn man etwas zu viel für sie tut, werden immer mehr von ihnen angezogen. Da sie sich nicht wehren oder gar Forderungen stellen, braucht man sich sozialpolitisch erst gar nicht aus dem Fenster zu lehnen. Wird das Problem zu sichtbar, ist es eines für den Einsatz von Polizei und Ordnungskräften. Im Folgenden wird versucht, sich den obdach- und wohnungslosen Menschen in der Großstadt einmal zu nähern…“ Beitrag vom 9. Januar 2022 beim Gewerkschaftsforum externer Link
  • Forscher untersuchen Kaufpreise und Mieten: Corona-Pandemie vergrößert Ungleichheit auf den Wohnungsmärkten 
    „Durch die Corona-Pandemie ist die Situation von potenziellen Immobilienkäuferinnen und -käufern in Deutschland noch schwieriger geworden. Auch Mieterinnen und Mieter bleiben stark belastet. Das ergibt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte neue Studie. Anders als Anfang vergangenen Jahres durchaus für möglich gehalten, gab es 2020 keine Preiseinbrüche bei Wohnimmobilien, sondern im Gegenteil in vielen Regionen einen zusätzlichen Pandemie-Effekt, der den Preisauftrieb weiter verstärkt hat. Im bundesweiten Durchschnitt zogen die Angebotspreise für Eigentumswohnungen um zusätzliche 0,7 Prozentpunkte an, die für Ein- und Zweifamilienhäuser sogar um 1,1, Prozentpunkte (detaillierte Daten unten). Auch die Angebotsmieten für Neuverträge haben 2020 schneller als die Einkommen zugelegt. Der zusätzliche Corona-Effekt ist hier bundesweit klein und regional unterschiedlich: Während die Pandemie das Neu-Mietenwachstum in Groß- und Mittelstädten leicht gedämpft hat, trieb sie in ländlicheren Regionen die Angebotsmieten für Neuverträge zusätzlich nach oben. Da gleichzeitig die Einkommen vieler Menschen trotz der weitgehend erfolgreichen staatlichen Stabilisierungspolitik weniger stark zulegten als die Mieten, dürfte der Anteil der Mietausgaben am durchschnittlichen Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte im Jahr 2020 gestiegen sein. Bei Haushalten, die einen neuen Mietvertrag abschlossen, erhöhte sich die Belastungsquote durch die Nettokaltmiete spürbar um 0,6 Prozentpunkte, wovon 0,3 Prozentpunkte auf Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen sind. Das ist für ein einzelnes Jahr erheblich, und es ist noch unklar, ob und wie schnell sich der Effekt zurückbildet. Forscher der International Real Estate Business School (IREBS) an der Universität Regensburg haben im Auftrag der Stiftung für 2020 die relevanten Daten auf dem deutschen Wohnungsmarkt analysiert und die Entwicklungen einem Szenario ohne Pandemie gegenübergestellt. Dafür nutzten sie zahlreiche Prognosen, die 2019 für 2020 abgegeben worden waren. Fazit der Immobilienexperten um Prof. Dr. Tobias Just nach dem ersten Corona-Jahr: „Starke Verwerfungen auf den Wohnungsmärkten wurden durch die Pandemie (bislang) nicht ausgelöst“. Insbesondere wurde die aufsteigende Tendenz bei der Neubautätigkeit nicht unterbrochen, weil die Baustellen trotz der Erschwernisse offenblieben. Doch die weitgehende Kontinuität bedeutet auch, dass Mieten und vor allem Kaufpreise wie in den Vorjahren stärker stiegen als die Einkommen. Das vergrößert die Ungleichheit auf den Wohnungsmärkten: Wohneigentum werde vielerorts vor allem für Haushalte mit durchschnittlichen oder kleineren Einkommen „zunehmend unerschwinglich“, schreiben die Immobilienökonomen. Und vor allem für Mieter mit geringen Einkommen, die schon vor der Krise einen relativ hohen Anteil ihres Geldes fürs Wohnen aufwenden mussten, „dürfte sich die Belastung durch hohe Wohnkosten verschärft haben“, so Just und sein Ko-Autor Rupert K. Eisfeld…“ Pressemitteilung vom 15. September 2021 von und bei der Hans-Böckler-Stiftung externer Link mit Link zur 68-seitigen IMK-Study Nr. 74 „Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die deutschen Wohnungsmärkte“ vom September 2021 von Tobias Just und Rupert K. Eisfeld
  • Wohnungslos trotz Job: Feierabend in der Notunterkunft. Immer mehr Erwerbstätige in den Städten können sich kein eigenes Zuhause leisten. Gibt es in Deutschland eine neue Form der „Working Poor“? 
    „… „Heute war wenig Schmutz“, sagt Schulz. In der schwarzen Arbeitsjacke der Reinigungsfirma und Turnschuhen steht er vor dem Einkaufszentrum in Berlin-Hohenschönhausen. Ein drahtiger 31-Jähriger mit Dreitagebart und auffallend grünen Augen. Er sieht etwas müde aus. Früher fertig werden ist gut. Und gleichzeitig schlecht. Denn weniger Arbeitszeit bedeutet weniger Geld. Schulz verdient 16,50 Euro die Stunde, für einfache Tätigkeiten wie die auf dem Parkplatz bekommt er 14,45 Euro. Bei zwei Stunden Arbeit lohnt es sich kaum, dafür um vier Uhr morgens aufzustehen. Schulz geht über die Straße zur Haltestelle der Tram. Seine zweite Schicht beginnt erst um 15 Uhr, dann muss er sieben Stunden lang Glasscheiben und Fußböden putzen. Für die Zeit dazwischen fährt er nach Hause. Wobei das mit dem Zuhause so eine Sache ist. Schulz ist seit September 2019 wohnungslos. Übergangsweise lebt er in einer Einraumwohnung der Caritas. Er arbeitet Vollzeit als Glas- und Gebäudereiniger, er verdient nicht schlecht. Doch eine eigene Bleibe findet er nicht. Trotz Arbeit keine Wohnung – in dieser Situation ist nicht nur Christian Schulz. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe erhebt jedes Jahr Zahlen zu Wohnungslosen in Deutschland. Den aktuellen Bericht hat der Verband an diesem Donnerstag veröffentlicht. Demnach hat sich der Anteil der erwerbstätigen Wohnungslosen in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt: 2009 hatten 6 Prozent der Wohnungslosen in Deutschland einen Job. 2019 waren es bereits 11,7 Prozent. Eine Entwicklung, die VertreterInnen der Wohnungslosenhilfe aus verschiedenen Regionen Deutschlands im Gespräch bestätigen. Leistung muss sich lohnen, heißt es oft. Was aber, wenn das nicht stimmt, wenn man arbeitet und trotzdem kein gutes, eigenständiges Leben führen kann? Aus den USA kennt man Geschichten von Leuten, die mehrere Jobs haben und im Wohnwagen leben müssen. Gibt es inzwischen auch in Deutschland diese Form der „Working Poor“? (…) An den Zahlen der BAG Wohnungslosenhilfe kann man vieles ablesen. Etwa, dass heute mehr Menschen mit Migrationshintergrund unter den Wohnungslosen sind als früher. Seit 2014 haben EU-BürgerInnen aus Rumänien und Bulgarien das Recht, sich in Deutschland Arbeit zu suchen, das merkt man in den Einrichtungen. Seit 2015 kommen auch Flüchtlinge. Die Zahlen zeigen zudem, dass mehr Frauen und Familien wohnungslos sind. Und eben, dass mehr als jeder zehnte Wohnungslose inzwischen einen Job hat. (…) Eine Wohnung mieten zu können, wird vielerorts zum Luxus. Gleichzeitig werden die, die eine Wohnung besitzen, reich, ohne viel zu tun. Sie müssen nur abwarten. Denn nicht nur die Mieten sind gestiegen, auch die Immobilienpreise haben sich in den letzten 20 Jahren vervielfacht…“ Artikel von Antje Lang-Lendorff vom 30. August 2021 in der taz online externer Link
  • Geringverdienende: Höhere Mietbelastung bei schlechterer Wohnqualität 
    „… Je geringer das Einkommen eines Haushalts ist, desto höher ist die Mietkostenbelastung und umso kleiner und schlechter ausgestattet sind die Wohnungen. Zu diesem Fazit kommt eine im August erschienene Studie von Andrej Holm, Valentin Regnault, Maximilian Sprengholz und Meret Stephan von der Humboldt-Universität Berlin für die Hans-Böckler-Stiftung. (…) Das Forscherteam arbeitet heraus, dass jedem achten Mieterhaushalt in den untersuchten deutschen Großstädten nach Abzug der Miete nun noch weniger als das Existenzminimum zum Leben bleibt. Besonders betroffen von diesen Entwicklungen sind hierbei Haushalte mit geringen Einkommen: Während insgesamt jeder zweite Haushalt mehr als 30 Prozent für die Miete aufbringen muss, sind es bei den Haushalten mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze (weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens) 91 Prozent, die mehr als ein Drittel ihres Einkommens für die Miete aufwenden müssen. Zum Leben bleibt da nicht mehr viel übrig. (…) Gleichzeitig wohnen Geringverdienende unter schlechteren Bedingungen. Denn während die Haushalte mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze pro Kopf nur eine Wohnfläche von 39 Quadratmetern zur Verfügung haben, sind es bei den Haushalten mit den höchsten Einkommen (mehr als 140 Prozent des Durchschnittseinkommens) immerhin 51 Quadratmeter (…) Darüber hinaus leben Haushalte mit niedrigen Einkommen proportional häufiger im Bestand des alten sozialen Wohnungsbaus, während Neubauwohnungen primär von Haushalten mit überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen bewohnt werden. Die Studie kommt daher zu dem Schluss: „Die Wohnverhältnisse werden von den Einkommen bestimmt. Je geringer das verfügbare Einkommen, desto kleiner die verfügbare Wohnfläche, desto geringer der Anteil selbstgenutzten Eigentums und desto seltener eine Wohnung in neu errichteten Wohngebäuden.“ (…) Die Kampagne Mietenstopp, die vom DGB mitgetragen wird, beteiligt sich deshalb an der Mietendemo „Wohnen für Alle! Gemeinsam gegen hohe Mieten und Verdrängung“, die am 11. September in Berlin stattfindet. Die Demonstration startet um 13 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am Alexanderplatz und endet mit einer Schlusskundgebung auf der Straße des 17. Juni…“ Meldung von und bei DGB-klartext 24/2021 vom 12. August 2021 mit Link zur Studie externer Link
  • HBS-Studie: Fast 13 Prozent der Mieterhaushalte in deutschen Großstädten haben nach Abzug der Miete weniger als das Existenzminimum zur Verfügung
    „Die hohe Mietbelastung, die insbesondere viele Haushalte mit niedrigen Einkommen tragen müssen, führt knapp 1,1 Millionen oder 12,9 Prozent aller Mieterhaushalte in den deutschen Großstädten in eine extrem prekäre wirtschaftliche Lage. Diesen Haushalten mit rund 2,1 Millionen Menschen bleibt weniger als das im Sozialrecht festgelegte Existenzminimum übrig, nachdem sie Miete und Nebenkosten (bruttowarm) bezahlt haben. Dabei sind eventuelle Sozialtransfers und Wohngeld bereits berücksichtigt. Besonders stark betroffen sind Haushalte von Alleinerziehenden: In dieser Gruppe bleibt einem guten Viertel nur ein Resteinkommen unterhalb des ALG II-Regelbedarfs bzw. Existenzminimums. Gleichzeitig verstärken hohe Wohnkosten die Einkommensspreizung in den Großstädten sehr deutlich: Mieterhaushalte der höchsten Einkommensklasse haben vor Abzug von Warmmiete und Nebenkosten im Mittel 4,4-mal so viel monatliches Nettoeinkommen wie die Haushalte der niedrigsten Klasse. Nach Zahlung der Bruttowarmmiete steigt dieser Faktor auf das 6,7-fache. Grund dafür: Ärmere Haushalte müssen einen weit überdurchschnittlichen Anteil ihres Einkommens fürs Wohnen aufwenden, obwohl sie auf deutlich weniger Wohnraum in schlechter ausgestatteten Wohnungen leben. Das ergibt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Forschungsteam um den Stadtsoziologen Dr. Andrej Holm hat dafür die neuesten verfügbaren repräsentativen Wohn-Daten ausgewertet, die aus dem Mikrozensus 2018 stammen. „Die Wohnverhältnisse sind nicht nur Ausdruck, sondern selbst Faktor der sozialen Ungleichheit in unseren Städten. Die ohnehin schon bestehende Einkommenspolarisierung wird durch die Mietzahlung verstärkt. Und: Wohnen kann arm machen“, resümieren die Forscherinnen und Forscher (…) Mieterhaushalte mit niedrigen Einkommen wohnen in deutlich stärkerem Maße als höhere Einkommensgruppen in Gebäuden, die zwischen 1919 und 1978 errichtet worden sind. In Neubauten, die seit der Jahrtausendwende gebaut wurden, sind vor allem ärmere Haushalte deutlich unterrepräsentiert. (…) Um die größten Wohnungsprobleme in den deutschen Großstädten zu entspannen, wäre nach Analyse der Forschenden ein deutlich größeres Angebot an Wohnungen mit einer Bruttowarmmiete von maximal 9 Euro pro Quadratmeter nötig. Das entspricht einer (Netto-)Kaltmiete von höchstens 6,35 Euro…“ Pressemitteilung vom 4. August 2021 von und bei der Hans-Böckler-Stiftung externer Link zur 234-seitigen Studie „Muster sozialer Ungleichheit der Wohnversorgung in deutschen Großstädten“ externer Link vom August 2021 von Andrej Holm, Valentin Regnault, Max Sprengholz und Meret Stephan

Siehe auch zum Thema im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=190944
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