Keine Verschlechterung für Auszubildende wegen Corona
Dossier
„Auszubildende von notleidenden Betrieben brauchen in der Corona-Krise besonderen Schutz, damit sie ihre Berufsausbildung abschließen können. Forderungen aus der Wirtschaft, sie mit weniger Geld in Kurzarbeit zu schicken, sind unakzeptabel. Die Corona-Krise betrifft massiv auch die duale Berufsausbildung. Derzeit werden vermehrt Auszubildende in Betrieben einfach nach Hause geschickt. Die Vorgesetzten haben mit dem Managen der Krise oft andere Sorgen, als sich um die Auszubildenden zu kümmern. Berufsschulen haben geschlossen und auch die überbetrieblichen Ausbildungszentren im Handwerk sind wegen der Ansteckungsgefahr bis auf Weiteres dicht. Manche junge Menschen fallen da regelrecht in ein Loch. Zusätzlich hat jetzt ein Vorstoß aus der Wirtschaft für Verunsicherung gesorgt. Der Zentralverband des Handwerks (ZDH) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordern, dass Betriebe für Azubis vom ersten Tag an Kurzarbeitergeld beantragen können, um Personalkosten zu sparen. Erste notleidende Betriebe haben offenbar schon damit gedroht, ihren Auszubildenden sogar zu kündigen. Die von ZDH und DIHK gestellte Forderung würde bedeuten: Statt der Ausbildungsvergütung bekämen Auszubildende nur noch das gesetzliche Kurzarbeitergeld von 60 Prozent der Nettoausbildungsvergütung. Das ist viel zu wenig, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Längst nicht alle Auszubildenden wohnen kostenfrei bei den Eltern, sondern müssen auch noch ihre Miete bezahlen. Die IG Metall weist das Ansinnen von DIHK und ZDH strikt zurück…“ IG Metall-Meldung vom 1. April 2020 und dazu auch:
- Coronapandemie und Ausbildung: Zwiespältiges Fazit
„Der DGB hat bei den Auszubildenden nachgefragt, wie sie den Lockdown erlebt und welche Erfahrungen sie mit den Lehrenden der Teilzeitberufsschule gemacht haben. Der Corona-Ausbildungsreport liefert überraschende Einsichten.
„Für viele der fast 1,3 Millionen Auszubildenden in Deutschland bedeuteten die pandemiebedingten Einschränkungen von heute auf morgen: Homeschooling statt Berufsschule und Homeoffice statt Werkbank. Eine reguläre und gute Berufsausbildung hatten viele unter diesen Bedingungen nicht“, erläutert Joscha Wagner, DGB-Jugendsekretär. Die Corona-Pandemie habe „junge Menschen in erheblichem Maße belastet“, davon berichten 72 Prozent der Auszubildenden. Auch Zukunftsängste plagen sie: Mehr als ein Drittel der Befragten sorgt sich, die Ausbildung nicht erfolgreich abschließen zu können. Der DGB wollte von 1.035 Auszubildenden wissen, wie sie die Berufsschulen während der Lockdowns erlebt haben. 95 Prozent der Schülerinnen und Schüler waren im Homeschooling bzw. Distanzunterricht. Ihr Fazit fällt zwiespältig aus: Mit der fachlichen Qualität ist mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) nicht so richtig zufrieden. Komplett anders ist das Urteil zum pädagogischen Personal: Knapp 70 Prozent der Auszubildenden loben, dass die Lehrenden „immer“ oder „häufig“ als Ansprechpartner zur Verfügung standen. (…) Ob es gut lief, hing allerdings stark davon ab, ob die Pädagoginnen und Pädagogen bereit waren, auch private Technik zu nutzen, also ihr eigenes Handy, ihr privates Notebook, ihren privaten PC oder ihr Festnetz. „Lehrkräfte haben den Ausnahmezustand akzeptiert und gehandelt. Jenseits von Verordnungen sorgten sie für einen funktionierenden Schulbetrieb“, sagt Kaiser. Dabei habe es Unterschiede gegeben: „Manchmal kamen Aufgabenblätter per Mail, ein anderes Mal gab es Video-Chats mit den Lehrkräften.“…“ Beitrag von Klaus Heimann aus E&W 12/2021 am 16.12.2021 bei der GEW , siehe auch:- Ausbildungsmarkt: DGB sieht keinen Grund zum Aufatmen
„Die aktuelle Ausbildungsmarktbilanz weist ein leichtes Plus von 1,2 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen auf. Nach dem historischen Rückgang an Ausbildungsplätzen im vergangenen Jahr ist dies kein Grund zum Aufatmen, da das Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht ist. Die neue Bundesregierung muss deshalb ihr Vorhaben zur Ausbildungsgarantie schnell auf den Weg bringen…“ DGB-Meldung vom 15.12.2021
- Ausbildungsmarkt: DGB sieht keinen Grund zum Aufatmen
- Ausbildung in der Krise – Studie: Knapp 40 Prozent der Lehrstellen in der Bundesrepublik sind im laufenden Ausbildungsjahr nicht vergeben worden
„In Deutschland wird weniger ausgebildet: Nur drei von fünf Ausbildungsplätzen in Betrieben konnten im laufenden Ausbildungsjahr bis September besetzt werden. Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Vor allem kleinere Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten waren demnach betroffen. Nur etwa die Hälfte der von ihnen angebotenen Stellen konnten besetzt werden. Im Baugewerbe blieben sogar 60 Prozent der Lehrstellen offen. »Wir sind in einer Coronakrise der Ausbildung, die dramatische Folgen haben könnte«, erklärte Bernd Fitzenberger, Leiter des IAB. Die Lage habe Auswirkungen etwa auf das Fachkräftepotential in der Bundesrepublik, aber auch auf die Lebenszufriedenheit junger Menschen. Bei Abiturienten sei diese dramatisch eingebrochen. Das IAB befragt für die Studie jeden Monat 1.500 bis 2.000 Betriebe. 17 Prozent von ihnen schlossen weniger oder keine Ausbildungsverträge ab; nur bei gut zehn Prozent waren es mehr Verträge. Bei den größeren Betrieben hat sogar fast die Hälfte weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als vor der Pandemie. Insgesamt hatten 36 Prozent der Betriebe, die ausbilden dürfen, für das Ausbildungsjahr 2021/22 Lehrstellen angeboten. Doch vor allem im Baugewerbe und im Groß- und Einzelhandel war es schwer, die Stellen auch zu besetzen. (…) Die Gewerkschaften hatten (…) immer wieder betont, dass die Betriebe selbst viel dafür tun könnten, um attraktiv zu werden: Sie könnten die Arbeitsbedingungen verbessern. Carsten Burckhardt, im Bundesvorstand der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt für den Hochbau zuständig, hatte das erst kürzlich den Betrieben in der Baubranche empfohlen. Statt den Menschen vorzuwerfen, »sie wollten sich die Hände nicht mehr schmutzig machen und lieber Instagram-Stars werden«, sollten sie lieber Tarifverträge einhalten.“ Beitrag von Bernd Müller bei der jungen Welt vom 19. November 2021 - Corona-Ausbildungsstudie 2021 der DGB-Jugend: Vergütung gekürzt, weniger Urlaub, mehr Überstunden
„… Die Corona-Pandemie hat offensichtlich zu deutlich mehr Verstößen gegen Mindeststandards in der beruflichen Ausbildung geführt. Das belegt die Corona-Ausbildungsstudie 2021 der DGB-Jugend. Einen enormen Anstieg gab es demnach bei den sogenannten ausbildungsfremden Tätigkeiten, die Azubis erledigen müssen, obwohl sie nicht zu den Ausbildungsinhalten gehören. Selbst Kürzungen von Vergütung und Urlaub sind für Auszubildende keine Ausnahmen. Und: Mehr als ein Drittel der Befragten befürchtet, die Ausbildung nicht erfolgreich abschließen zu können, weil Ausbildungsinhalte nicht vermittelt wurden. (…) Eine weitere Folge der Pandemie: Angesichts der dramatischen Lage auf dem Ausbildungsmarkt – 2020 wurden erstmals seit über 40 Jahren weniger als 500.000 neue Ausbildungsverträge (…) Die Ausbildungsstudie 2021 zeigt: Krisenbedingte Kürzungen der Ausbildungsvergütungen musste knapp jede_r Vierte (24,3 Prozent) Auszubildende in Kauf nehmen, obwohl dafür keine Rechtsgrundlage besteht. In kleinen Betrieben (5 bis 10 Beschäftigte) waren das sogar 37,9 Prozent. Fast jede_r fünfte Auszubildende (18,7 Prozent) gab an, dass ihr oder ihm seit Beginn der Corona-Pandemie mindestens einmal der Urlaub gekürzt wurde, obwohl das nicht erlaubt ist. (…) Gleichzeitig zeigt die Befragung, dass ein Drittel der Auszubildenden (32,6 Prozent) „immer“ oder „häufig“ Überstunden machen muss; die meisten (fast 80 Prozent) wöchentlich bis zu 5 Stunden. Aber auch mehr als 20 Überstunden pro Woche kommen vor. (…) Fast ein Viertel der Auszubildenden muss „immer“ oder „häufig“ Tätigkeiten erledigen, die in der Ausbildung nicht vorgesehen sind. Der Anteil dieser sogenannten ausbildungsfremden Tätigkeiten hat sich mit der Pandemie sogar verdoppelt. (…) Die Ergebnisse der Corona-Ausbildungsstudie zeigen außerdem deutliche Qualitätsprobleme in Berufsschulen und Betrieben auf. (…) Fast ein Drittel (30,1 Prozent) der befragten Auszubildenden sagt, dass sich die fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts im Zuge der Pandemie verschlechtert hat. Ein schlechtes Zeugnis wird auch der digitalen Ausstattung der Berufsschulen ausgestellt: Mehr als die Hälfte der Auszubildenden (52,7 Prozent) bemängelt diese…“ DGB-Meldung vom 24. August 2021 zur 52-seitigen DGB-Corona-Ausbildungsstudie 2021 - Willkommen auf dem Markt: Der Fachkräftemangel wird allseits beklagt. Wo es ihn tatsächlich gibt, werden seine Ursachen nicht behoben
„… Im Rahmen des Aktionsprogramms »Sommer der Berufsbildung« von Bund, Ländern, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften werben die Industrie- und Handelskammern auf geradezu obszöne Weise um Nachwuchs. Denn die Sorge um den Fachkräftemangel ist mal wieder groß. Laut der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage haben 43 Prozent der Unternehmen den »Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko« ausgemacht. Selber ausbilden wollen allerdings nur wenige: Nur 20 Prozent der Betriebe können das nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes überhaupt von sich behaupten. Hinzu kommt eine weitere Auffälligkeit: Auch in diesem Jahr meldete die Bundesagentur für Arbeit wieder mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber – und am Ende blieben dennoch 158.000 Interessenten »unversorgt«. Die Vorstellungen der Firmen und Bewerber würden nicht so recht zusammenpassen, heißt es zur Begründung. Auch die Abbrecherquote sei darauf und auf eine fachliche Überforderung zurückzuführen. Laut dem aktuellen Nachwuchsbarometer der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Körber-Stiftung wird jede fünfte Ausbildung in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vorzeitig abgebrochen. Im vergangenen Jahr sind demnach mit insgesamt 160.000 MINT-Ausbildungsverträgen rund 21.000 weniger abgeschlossen worden als 2019. Ein Viertel des Rückgangs wird auf die Coronapandemie zurückgeführt. Grund für die »Überforderung«, heißt es, sei die mangelnde Vorbereitung schon in der Grundschule. (…) Und noch etwas wird in der Debatte um eine »fehlende Passung« von Ausbildungsstellen und Bewerbern bzw. Azubis kaum thematisiert: die Qualität der Ausbildung und die Arbeitsbedingungen im künftigen Job. Selbst in Berufen, wo tatsächlich ein Fachkräftemangel – und nicht nur eine für das Kapital zu kleine Auswahl an Bewerbern – herrscht, werden dessen Ursachen nicht behoben. (…) Damit nicht genug. Die Pandemie und die politischen Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung haben die Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch weiter verschlechtert. Die Leistungsunterschiede zwischen Schülern haben zugenommen, die Unsicherheit aufgrund von Perspektivlosigkeit ist gewachsen, mehr Jugendliche leiden an psychischen Problemen. Und von allem sind arme Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in besonderem Maße betroffen…“ Aus der Einleitung von Susanne Knütter zur Beilage der jungen Welt vom 28. Juli 2021 zum Thema ‚Ausbildung‘ - Miese Laune bei Azubis. IG-Metall-Studie: Sinkende Qualität in der Lehre, schlechte Perspektiven in der Branche
„Es ist kein Geheimnis, dass die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen während der Coronapandemie von der Regierung ignoriert wurden. Am Mittwoch hat die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) dazu handfeste Zahlen geliefert: Laut der »Jugendstudie Plan B«, die dieses Jahr zwischen Januar und März durchgeführt wurde, gaben mehr als die Hälfte der rund 3.000 befragten Menschen an, dass sich ihre beruflichen Chancen verschlechtert haben. Rund 40 Prozent der Befragten möchten sich komplett oder teilweise beruflich umorientieren. Als Gründe wurden zumeist verschlechterte Perspektiven im Job und in der Branche angegeben. Dazu kommen Ängste, Isolation und psychische Auswirkungen. Auch habe sich die Lernsituation an Berufsschulen verschlechtert, waren 71 Prozent überzeugt. Die Hälfte der Befragten erklärte, das Gefühl zu haben, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. Angesichts dieser eher negativen Grundstimmung warnte die IG Metall vor einer möglichen steigenden Jugendarbeitslosigkeit…“ Artikel von Carmela Negrete in der jungen Welt vom 16.07.2021 zur IG Metall-Studie - DGB-Jugend fordert mehr Ausbildungsplätze
„Im August und September beginnt für viele Jugendliche das neue Ausbildungsjahr. Doch coronabedingt halten sich auch im zweiten Jahr der Pandemie viele Ausbildungsbetriebe und Jugendliche spürbar zurück. Die Arbeitsagenturen verzeichnen bislang ein Minus von 15.000 Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr. Die DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte rief die Arbeitgeber auf, zügig ihre freien Plätze nachzumelden. Conte sagte am Montag in Berlin: „Die Betriebe verschenken ihre und die Zukunft der jungen Generation, wenn sie jetzt nicht ausbilden. Damit ist der Fachkräftemangel vorprogrammiert. Wer als Arbeitgeber jetzt bei der Ausbildung spart, wird es später teuer bezahlen.“ Den Schulabgängerinnen und Schulabgängern empfahl Conte: „Informiert euch bei den Arbeitsagenuten, in Online-Stellenbörsen oder bei Unternehmen in der Nachbarschaft – trotz Corona bilden viele Betriebe aus. Auch nach dem Sommer kann man eine Ausbildung beginnen.“ Welche Rechte und Pflichten während der Ausbildung gelten, „damit sollte sich jede und jeder Azubi schon vor dem Ausbildungsstart beschäftigen“, so Conte. Und falls es Unklarheiten oder Bedenken wegen Corona gibt? „Bei Unklarheiten einfach bei der Gewerkschaft vor Ort nachfragen oder bei „Dr. Azubi“, unserem kostenlosen Online-Beratungstool“…“ DGB-Pressemitteilung vom 12.07.2021 , siehe auch www.doktor-azubi.de - Noch immer inside Corona: Die Schieflage auf „dem“ Ausbildungsmarkt. Aber nicht nur wegen Corona
„… »Am Ausbildungsmarkt zeichnet sich im Juni 2021 im Kontext zunehmender Lockerungen eine Aufhellung im Vergleich zum letzten Berichtsjahr ab. Trotzdem ist die Lage weiterhin stark von den Folgen der Pandemie-Maßnahmen geprägt. Seit Beginn des Beratungsjahres 2020/21 ist vor allem die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals deutlich zurückgegangen, während die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen mittlerweile den Stand des Vorjahres nur noch leicht unterschreitet. Auf Bewerberseite muss davon ausgegangen werden, dass viele Meldungen unterblieben sind, weil die gewohnten Zugangswege zur Berufsberatung, z. B. über die Kontakte in der Schule, eingeschränkt waren und zum Teil noch sind und durch digitale Angebote nicht vollständig ersetzt werden können. Der Anteil von Bewerberinnen und Bewerbern, die eine Berufsausbildung gefunden haben, fällt zwar etwas höher aus als im letzten Jahr, liegt aber weiterhin spürbar hinter den Vor-Corona-Jahren zurück.« »Von Oktober 2020 bis Juni 2021 wurden dem Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamen Einrichtungen insgesamt 467.900 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren 14.500 weniger als im Vorjahreszeitraum (-3 Prozent). Damit setzt sich der bereits im Vorjahreszeitraum begonnene Rückgang (im Juni 2020 -9 Prozent) in diesem Berichtsjahr fort.« An dieser Stelle muss ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass es eben gerade nicht „den“ Ausbildungsmarkt gibt, was aber immer wieder in der Berichterstattung suggeriert wird. denn wir haben es mit einer Vielzahl an regionalen, oftmals sogar nur lokal begrenzten Ausbildungsmärkten zu tun. (…) Wie in den vergangenen Jahren auch wird einerseits von zahlreichen Ausbildungsstellen berichtet, die nicht (noch nicht) besetzt werden können, wie aber auch von einer erheblichen Zahl an „unversorgten“ Bewerbern. In einem Gesamtfazit bilanziert die BA: »Eine grundlegende Veränderung der berufsfachlichen Chancen im Kontext der Corona-Krise ist in den Ausbildungsmarktdaten nicht zu erkennen. Wie in den letzten Berichtsjahren fiel die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen deutlich höher aus als die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber, insbesondere in vielen Handwerksberufen wie in der Herstellung und im Verkauf von Fleisch- und Backwaren oder in Bau- und baunahen Berufen (z. B. Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Energietechnik), in Hotel- und Gaststättenberufen (trotz des coronabedingten deutlichen Angebotsrückgangs), aber auch in der Mechatronik und Automatisierungstechnik.« (S. 31). Damit kommt die Bundesagentur für Arbeit beruhigender rüber als andere Einschätzungen. In denen zum einen auf den Einschnitt durch das erste Corona-Jahr hingewiesen wird – zugleich mit dem Hinweis, dass das durchaus differenziert zu sehen ist. (…) Im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise ging die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 57.600 Neuverträge zurück und erreichte damit den niedrigsten Wert seit 1975. Der Beitrag zeigt auf, dass der Einbruch nur deshalb so stark ausfiel, weil in den drei Jahren zuvor erstaunlich viele Jugendliche – insbesondere mit (Fach-)Hochschulreife – eine betriebliche Ausbildung aufnahmen. Das niedrige Niveau an Ausbildungsverträgen war aus demografischer Sicht vorhersehbar…“ Artikel vom 10. Juli 2021 von und bei Stefan Sell - Ausbildungsmarkt: Wer findet nach Corona noch einen Job?
„… Der Ausbildungsmarkt befindet sich aktuell im Sinkflug, kritisiert der DGB. Die Zahlen des aktuellen Berufsbildungsberichts sorgen für Aufsehen. Dabei hat das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) bereits zu Beginn der Pandemie gewarnt: „Vergesst die Auszubildenden nicht!“ Die Warnungen wurden überhört. Das Ausbildungsangebot der Betriebe ist um 8,8 Prozent auf 527.400 gesunken. Die Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen ist im Vergleich zum Vorjahr um 12,8 Prozent auf 59.900 gestiegen. (…) Schon vor der Corona-Krise hatte sich die Zahl der jungen Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung auf 2,16 Millionen erhöht. Das sind 14,7 Prozent der 20- bis 34-Jährigen. „Seit Jahren kommen die Unternehmen ihrer Verantwortung nicht nach und bilden viel zu wenig aus“, bemängelt Jacqueline Weber, ehrenamtliche Vertreterin der DGB-Jugend. Mehr als 80 Prozent aller Betriebe stellen keine Auszubildenden ein. Der Schwund zeigt sich nicht nur bei kleinen und mittelgroßen Firmen aus Handwerk, Gastgewerbe und Handel. Gleichzeitig beklagen Unternehmen Fachkräftemangel. (…) Ein Instrument gegen Fachkräftemangel wäre die Ausbildung im Betrieb. (…) Ein Förderprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ hat die Bundesregierung entwickelt, dabei fließen Prämien an Unternehmen: Die „Ausbildungsprämie“ richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die in „erheblichem Umfang von der Corona-Krise betroffen“ sind, und dennoch genauso viele Ausbildungsverträge wie im Durchschnitt vorheriger Jahre vereinbaren. Gezahlt werden einmalig 2.000 Euro je Ausbildungsvertrag. Eine „Ausbildungsprämie plus“ ist möglich, wenn Unternehmen die Zahl der Ausbildungsplätze im Betrieb erhöhen. Der Zuschuss beträgt einmalig 3.000 Euro je zusätzlichen Ausbildungsvertrag. Das reicht aus Sicht der Gewerkschaften nicht aus. (…) Die DGB-Jugend will die Unternehmen mit einer Umlagefinanzierung in die Pflicht nehmen: „Als Lösung sehen wir einen bundesweiten Fonds, in den alle Betriebe einzahlen.“ Damit sollen auch Betriebe unterstützt werden, die eine gute Ausbildung anbieten wollen, aber aktuell zu wenige Ressourcen dafür haben. Das Thema sei „sehr ernst“. „Ohne Ausbildung landen viele junge Menschen im Niedriglohnsektor mit schlechten Arbeitsbedingungen“, warnt Weber.“ Beitrag von Marcus Schwarzbach vom 12. Mai 2021 bei Telepolis - [Jugendbefragung der Bertelsmann-Stiftung] Corona-Krise: Mehrheit der Jugend fürchtet um ihre berufliche Zukunft
„… Die Corona-Krise führt zu einer wachsenden Verunsicherung junger Menschen im Hinblick auf die Situation am Ausbildungsmarkt. 71 Prozent aller Befragten – das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr – sind der Ansicht, dass sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz durch Corona verschlechtert haben. Bei Jugendlichen mit niedriger Schulbildung sind es sogar 78 Prozent. Für zukünftige Studierende sieht es deutlich besser aus: Weniger als ein Viertel (24 Prozent) aller Befragten glaubt, die Chancen auf einen Studienplatz seien durch Corona beeinträchtigt. Zu diesen Ergebnissen kommt die zweite Ausgabe einer repräsentativen Befragung von iconkids & youth im Auftrag unserer Stiftung von Februar/März 2021. (…) 53 Prozent der Jugendlichen haben den Eindruck, die Politik tue wenig oder gar nichts für Ausbildungsplatzsuchende. Das sind noch einmal drei Prozent mehr als bei der Befragung im August vergangenen Jahres. Weitere 20 Prozent sagen, dass die Politik zwar eher viel tue, aber noch immer nicht genug…“ Pressemitteilung von Clemens Wieland und Claudia Burkard von und bei der Bertelsmann-Stiftung vom 29. April 2021 - GEW: „Ausbildung krisenfest machen – Ausbildungsgarantie für alle jungen Menschen!“
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich mit Blick auf die heute veröffentliche „Integrierte Ausbildungsberichterstattung“ des Statistischen Bundesamtes für mehr Qualität und Verbindlichkeit in der Berufsausbildung stark. „Die Zahl der Anfänger in der Berufsausbildung ist mit knapp 678.000 gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent gesunken. Auch im bislang wenig beachteten Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen haben lediglich 175.000 junge Menschen eine vollzeitschulische Ausbildung aufgenommen. Das bedeutet zwar einen Anstieg von knapp 23 Prozent gegenüber 2005, jedoch gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 7 Prozent. Deshalb müssen diese nicht dualen Berufe dringend aufgewertet werden“, sagte Ansgar Klinger, für Berufliche Bildung und Weiterbildung verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, am Dienstag in Frankfurt a.M. Die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in dualen Berufen sei mit 451.000 auch infolge der Corona-Pandemie stark gesunken. Die Politik müsse nun deutliche Anstrengungen unternehmen, die Ausbildung in Deutschland krisenfest zu gestalten. Neben der Verstärkung und Ausweitung des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“, mit dem auch bereits bestehende Ausbildungsverhältnisse unterstützt werden, gehöre hierzu, eine Ausbildungsgarantie einzuführen, wie es sie in Österreich bereits seit Jahren gibt. Klinger betonte, dass die Abbrecherquote in der dualen Ausbildung bereits vor der Pandemie bei mehr als 25 Prozent gelegen habe, in einigen Berufen sogar bei über 50 Prozent…“ GEW-Pressemitteilung vom 16. März 2020 zur „Integrierten Ausbildungsberichterstattung“ - Berufseinstieg in der Corona-Krise: Generation arbeitslos
„Jugendliche sind von der Wirtschaftskrise besonders betroffen: Sie verlieren oft als Erste den Job oder finden erst gar keine Lehrstelle. Das kann lebenslange Folgen haben. (…) Rund 70.000 Menschen unter 25 Jahren sind in Österreich arbeitslos, das sind 16,1 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. (…) Und wer sagt, dass diejenigen, die derzeit noch in Ausbildung sind, später auch einen Job finden? Europaweit ist die Wirtschaft zuletzt nirgendwo so stark geschrumpft wie in Österreich. (…) Wer in diesen Zeiten mit jungen Menschen spricht, hört häufig von bereits zugesagten Jobs oder Lehrstellen, die wegen Corona wieder abgesagt worden seien. Man hört von Existenzängsten und Frust. Die Jungen müssen in Unternehmen oft als Erste gehen, weil sie leichter zu kündigen sind, in befristeten oder prekären Dienstverhältnissen stecken, weniger Stunden arbeiten und meist keine Familien zu Hause haben. Bevor sich Betriebe von der Stammbelegschaft trennen, müssen diejenigen gehen, in die weniger investiert wurde. (…) Arbeitslosigkeit ist nicht nur frustrierend und stigmatisierend, sondern sie macht auch krank. Zu dem Ergebnis kommen unzählige Studien aus den vergangenen Jahrzehnten. Menschen ohne Arbeit leiden häufiger an Depressionen und stressbezogenen Symptomen: Die Wahrscheinlichkeit, psychisch krank zu werden, ist sogar doppelt so hoch. Hinzu kommt, dass diejenigen, die in jungen Jahren arbeitslos waren, nicht nur auf das ganze Leben gerechnet ein niedrigeres Einkommen haben, sondern auch im höheren Alter ihre Lebenszufriedenheit geringer als andere bewerten. In der Forschung spricht man von einem Scarring-Effekt: Die Perspektivlosigkeit in jungen Jahren kann zu einer Narbe (scar) führen, die für immer in der menschlichen Psyche zurückbleibt und das spätere Leben weiter beeinflusst – ganz unabhängig davon, welche Jobs man noch findet. (…) Im vergangenen Sommer hat die Regierung eine Taskforce eingerichtet und Maßnahmen wie den Lehrlingsbonus aufgesetzt, mit dem Ausbildungsbetriebe bis zu 3000 Euro pro neu aufgenommenem Lehrling erhalten können. Das genüge aber bei Weitem nicht, sagt Johann Bacher. Er plädiert für Konzepte, um struktureller Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Wichtig wären zum Beispiel zielgerichtete Investitionen in Schulen mit vielen benachteiligten Jugendlichen sowie mehr Angebote für psychologische Betreuung. „Es braucht endlich eine Politik nicht für junge Menschen, sondern mit den jungen Menschen. Wenn wir durch Corona dieser Generation mehr zuhören, dann wäre das zumindest eine gute Sache.“…“ Beitrag Artikel von Eva Reisinger vom 15.3.2021 in der ZEIT online - Das (duale) Berufsausbildungssystem unter doppeltem Druck: Vor und seit Corona. In diesem Jahr könnten erneut weniger und in einigen Betrieben gar keine Ausbildungsplätze angeboten werden
„Man kann es drehen und wenden wie man will: Das zurückliegende Ausbildungsjahr ist eine schwere Hypothek in einem überaus komplexen System, das bereits vor Corona erheblich unter Druck war (…) Um es in einer Zahl auszudrücken: »Als Folge des sinkenden Angebots, der sinkenden Nachfrage sowie der zunehmenden Passungsprobleme zwischen beiden Marktseiten fiel die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 57.600 bzw. 11,0% niedriger aus als ein Jahr zuvor (2019: 525.000). Mit nunmehr 467.500 lag sie in Deutschland erstmals unter 500.000.« (…) Nun ist Corona, wie wir alle jeden Tag schmerzlich erfahren müssen, keineswegs vorbei. Wir sind noch mittendrin in dem Schlamassel und manche Branchen sind seit Monaten amtlich stillgelegt worden und können auch im Februar 2020 nur hoffen, dass es irgendwann einmal wieder schrittweise Öffnungen geben wird. Und darunter sind gerade Branchen, in denen viele junge Menschen ausgebildet werden. Also normalerweise. Da überrascht es dann leider nicht, dass auch für das neue Ausbildungsjahr 2021/22 bedenkliche Vorhersagen präsentiert werden. (…) Dass das in den vom Lockdown besonders betroffenen Branchen wie dem Hotel- und Gaststättenwesen sowie dem stationären Einzelhandel der Fall ist, kann man sich vorstellen. Aber ein weiteres Herunterfahren der Ausbildungsangebote in diesen Branchen, die schon im vergangenen Corona-Jahren Rückgänge zu verzeichnen hatten, die weit über den durchschnittlichen -11 Prozent lagen, wäre – neben allem betriebswirtschaftlichen Verständnis – natürlich auch deshalb so fatal, weil es sich um Branchen handelt, die schon in der Zeit vor Corona, als es super lief, in einen immer größeren Fachkräftemangel reingelaufen sind, auch bedingt durch die Tatsache, dass es dort seit Jahren rückläufige Ausbildungszahlen gegeben hat (und zugleich oft auch überdurchschnittliche Ausbildungsabbrüche). (…) Allein in den knapp zehn Jahren zwischen 2010 und 2019, dem Jahr vor Corona, ist in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie, Tourismus und Einzelhandel jeder dritte Ausbildungsvertrag weggebrochen. (…) Und wir dürfen die mittel- und langfristig fatalen Schäden am Gesamtsystem nicht aus den Augen verlieren (…) Bereits in der Finanzkrise 2008/09 gab es einen Einbruch bei den Ausbildungszahlen (und der negative Effekt der Coronakrise im vergangenen Jahr ist quantitativ größer als der in der Finanzkrise). »Die Erfahrung in und mit der damaligen Krise war, dass der mit ihr verbundene Rückgang der tatsächlichen abgeschlossenen Ausbildungsverträge nicht wieder korrigiert werden konnte, das Niveau der Zahl der Verträge blieb deutlich unter dem Krisenniveau.« (…) Abschließend sei darauf hingewiesen, dass wir ebenfalls nicht nur auf die Anfängerzahlen im Ausbildungssystem fokussieren sollten. Die vielen jungen Menschen, die derzeit in der Ausbildung sind und vor der Prüfung stehen, machen in nicht wenigen Branchen seit Monaten Erfahrungen, die durch äußerst schlechte Rahmenbedingungen für eine qualifizierte Ausbildung charakterisiert sind (…) Die Corona-Pandemie verstärkt die Schieflage des dualen Ausbildungssystems – eben nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht. Kein Wunder: Viele Jugendliche haben bereits jetzt gut die Hälfte ihrer Ausbildung im Ausnahmezustand lernen müssen.“ Beitrag von Stefan Sell vom 26. Februar 2021 auf seiner Homepage - Corona lässt viele Auszubildende verzweifeln: Azubis in der Corona-Krise
„Die Corona-Krise hinterlässt tiefe Spuren auf dem Ausbildungsmarkt und lässt viele junge Menschen verzweifeln. Die Zahl der begonnenen Ausbildungen ist drastisch eingebrochen – um 11 Prozent in 2020. In besonders von der Pandemie betroffenen Branchen sieht die Situation noch schlimmer aus. Im Gastgewerbe haben im vergangenen Jahr 25 Prozent (!) weniger junge Menschen eine Ausbildung begonnen als noch im Vor-Corona-Jahr-2019. (…) Die Suche nach einem Ausbildungsplatz wird für viele Schulabgängerinnen und -abgänger schwerer. Geschlossene Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe im Lockdown machen für Viele eine normale Ausbildung unmöglich. Jetzt werden Projekte gebraucht, in denen die Ausbildung unter diesen Bedingungen fortgesetzt werden kann. Viele Auzubildende haben Angst vor den Prüfungen, weil sie in den vergangen Monaten nicht alles lernen konnten, was im Ausbildungsplan steht. Jan Krüger, jungeNGG, in einem TV-Beitrag des ZDF: „Wir fordern von der Bundesregierung, diese Projekte flächendeckend an den Start zu bringen. Viele scheitern an bürokratischen Hürden oder weil die Mittel nicht zur Verfügung stehen.“…“ NGG-Pressemitteilung vom 17. Februar 2021 - Der „Corona-Effekt“ auf dem Ausbildungsmarkt. Der wird nicht nur im Jahr 2020 von Bedeutung sein, sondern lange nachwirken
„Bereits im Frühjahr wurde von einigen angemahnt, angesichts der Herausforderungen durch die Corona-Krise deutliche Zeichen der Hilfestellung für das duale System der Berufsausbildung zu setzen. Man müsse klotzen und nicht kleckern, um einen Einbruch auf dem „Ausbildungsmarkt“ (die Anführungszeichen sollen signalisieren, dass es sich bei Berufsausbildungen nicht wirklich um einen „Markt“ im klassischen Sinne handelt) zu vermeiden. Spät, sehr spät im Verlauf des Jahres hat die Politik dann mit einem Prämienprogramm reagiert, in typisch deutscher Manier kleingeschreddert und mit Voraussetzungen und Bedingungen gespickt, die zur Nicht-Beteiligung an dem Programm einladen (gemeint ist das Corona-Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“). Wie dem auch sei, nun haben wir eine erste Bilanz des Ausbildungsjahres 2020 geliefert bekommen. Vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit Sitz in Bonn. Und die Zahlen sehen nicht gut aus. (…) Mit diesem Ergebnis: »Als Folge des sinkenden Angebots, der sinkenden Nachfrage sowie der zunehmenden Passungsprobleme zwischen beiden Marktseiten fiel die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 57.600 bzw. 11,0% niedriger aus als ein Jahr zuvor (2019: 525.000). Mit nunmehr 467.500 lag sie in Deutschland erstmals unter 500.000.« Darüber berichtet das BIBB unter der Überschrift Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2020 . Diese Entwicklung wurde natürlich umfangreich aufgearbeitet und ist in dieser Veröffentlichung dokumentiert (…) Der negative Effekt der Coronakrise ist also quantitativ größer als der der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. Die Erfahrung in und mit der damaligen Krise war, dass dermit ihr verbundene Rückgang der tatsächlichen abgeschlossenen Ausbildungsverträge nicht wieder korrigiert werden konnte, das Niveau der Zahl der Verträge blieb deutlich unter dem Krisenniveau. Und wenn sich dieses Muster nach der Corona-Krise wiederholen sollte, dann wird es eine weitere Verschlechterung im Anschluss an die derzeitigen Turbulenzen geben…“ Beitrag vom 16. Dezember 2020 von und bei Stefan Sell - Ausbildungsmarkt: DGB warnt vor Langzeitschäden für berufliche Bildung
„Zur negativen Ausbildungsbilanz, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) heute für das Jahr 2020 vorgelegt hat, sagte Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Mittwoch in Berlin: „Die Corona-Krise droht Langzeitschäden auf dem Ausbildungsmarkt zu hinterlassen. Schon im Jahr 2020 ist das Minus mit 11Prozent bei den neuen Ausbildungsverträgen stärker als in der globalen Finanzkrise 2009 (-8,4 Prozent). Alle Vorzeichen zeigen schon jetzt, dass das Ausbildungsjahr 2021 kaum besser wird. Vor allem junge Menschen mit niedrigen oder mittleren Schulabschlüssen sowie Jugendliche aus Einwandererfamilien drohen zu den Verlierern der Krise zu werden. Das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ mit seinen Ausbildungsprämien mag als Erste Hilfe dienen. Es setzt aber nur an den Krisensymptomen an. Wir brauchen in der Ausbildung strukturelle Änderungen. Nötig ist eine Ausbildungsgarantie nach dem Vorbild Österreichs, die den Jugendlichen, die keinen betrieblichen Ausbildungsplatz bekommen, den Einstieg in das erste Ausbildungsjahr in einer außerbetrieblichen Ausbildung bietet. Das ist allemal besser, als die Jugendlichen durch die zahllosen Warteschleifen im Übergangsbereich zu schleusen. Die Corona-Krise trifft auf einen ohnehin schon angespannten Ausbildungsmarkt. Schon vor Corona blieb gut jeder dritte Jugendliche mit Hauptschulabschluss ohne Ausbildung. Insgesamt hatten bereits vor der Pandemie mehr als 1,3 Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren keine abgeschlossene Ausbildung. Das sind 14 Prozent dieser Altersgruppe.“ DGB-Pressemitteilung 078 vom 15. Dezember 2020 - FAQ rund um die Ausbildung in Corona-Zeiten: Was Auszubildende wissen sollten
„Seit heute, dem zweiten November 2020, gelten in Deutschland aufgrund der massiv gestiegenen Infektionszahlen wieder Beschränkungen. Die Betriebe des Gastgewerbes müssen schließen und im privaten sowie im öffentlichen Raum gelten Kontaktbeschränkungen. Berufsschulen sollen wie andere Schulen aber offen blieben. Was hat das für Auswirkungen auf Auszubildende? Wir beantworten die häufigsten Fragen…“ FAQ vom 2.11.2020 bei NGG - GEW: „Corona-Pandemie darf nicht zu Ausbildungskrise führen: Ausbildungsgarantie für junge Menschen!“
„Für eine Ausbildungsgarantie für alle jungen Menschen macht sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit Blick auf die heute veröffentlichten Ausbildungsmarktzahlen stark. „Die Corona-Pandemie macht die Probleme bei der Ausbildung wie unter einem Brennglas deutlich sichtbar. Die Corona-Krise darf sich nicht zu einer Ausbildungskrise entwickeln“, betonte Ansgar Klinger, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung, anlässlich der aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA), am Donnerstag in Frankfurt a.M. „Mehr als 1,5 Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss! Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal ersten Ranges, den wir uns aus sozialen Gründen, aber auch ökonomisch nicht erlauben können.“ Die BA hat für das Jahr 2019/20 einen deutlichen Rückgang der Berufsausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr um 7,3 Prozent auf 530.000 gemeldet. Grund für diese Entwicklung sei vor allem die Corona-Pandemie. Gleichzeitig gab es 7,6 Prozent weniger Bewerberinnen und Bewerber. „Die BA-Zahlen beleuchten das sogenannte Duale System. Es ist jedoch wichtig, zusätzlich auch die schulischen Berufsausbildungen insbesondere in den Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialberufen zu beachten und diese zu stärken“, unterstrich der Berufsbildungsexperte. „Knapp 190.000 junge Menschen haben sich für eine solche Ausbildung in diesen zukunftsträchtigen Berufen entschieden. Sie sind ein wichtiger Teil des Ausbildungsmarktes und der Berufsentwicklung in Deutschland – auch wenn die Ausbildung nicht sozialversicherungspflichtig ist.“ „Junge Menschen brauchen die bestmögliche Bildung und Ausbildung, unsere Gesellschaft ist auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen“, hob der GEW-Experte hervor. Obwohl die Arbeitgeber stets vor einem Fachkräftemangel gewarnt haben, nutzten sie nicht alle Möglichkeiten, die Ausbildung zu stabilisieren. „Deshalb haben 2019 gut 255.000 junge Menschen keine Ausbildung bekommen und sind auf Bildungsgänge im sogenannten Übergangssystem angewiesen“, sagte Klinger. Hinzu komme, dass die in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflüchteten Menschen besser qualifiziert werden müssen – auch in den nicht-dualen Berufen. „Gesellschaftliche Teilhabe über Bildung, berufliche Qualifizierung und ein Arbeitsplatz sind die Grundlagen für eine gelingende Integration“, betonte das GEW-Vorstandsmitglied…“ GEW-Pressemitteilung vom 29. Oktober 2020 - DGB zum Ausbildungsmarkt: „Ich fürchte dauerhaften Substanzverlust“
Gewerkschafter Matthias Anbuhl über die Lage der beruflichen Ausbildung in Deutschland im Interview von Daniel Baumann vom 25. Oktober 2020 bei der Frankfurter Rundschau : „… Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist schon schwierig. Unter dem Strich gehe ich in diesem Jahr von einem Minus von bundesweit zehn Prozent aus. Das ist etwas stärker als es in der Finanzkrise 2008 der Fall war, als die Zahl der Ausbildungsverträge um 8,4 Prozent gesunken ist. Dennoch sollten die Jugendlichen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. (…) [Daniel Baumann:] Was bedeutet denn die Krise für diejenigen, die einen Ausbildungsplatz bekommen haben? [Matthias Anbuhl:] Solange Präsenzarbeit möglich ist, gibt es weniger Probleme. Schwieriger wird es bei einem Lockdown. Dann greifen die Betriebe vermehrt auf Online-Formate zurück. Wichtig ist: Auszubildende dürfen nicht einfach in Kurzarbeit geschickt werden. Und sie sollen auch nicht für ausbildungsfremde Aufgaben eingesetzt werden. Im Hotelbereich gab es zum Beispiel Fälle, wo Azubis renovieren sollten. In solchen Fällen sollten sie sich an ihre Gewerkschaft oder die Kammer wenden. Wenn Arbeitsprozesse nicht mehr abbildbar sind, muss man schauen, ob ein anderer Betrieb die Ausbildung – zumindest vorübergehend – übernehmen kann. (…) Wir haben aktuell etwa 1,4 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren, die keine Ausbildung haben. Das sind ungefähr 14 Prozent dieser Altersgruppe. Seit 2011 ist es uns nicht gelungen, diese jungen Menschen in eine Ausbildung zu vermitteln. Bei den Jugendlichen mit Hauptschulabschluss schafft jeder Dritte den Sprung in die Ausbildung nicht. Gleichzeitig hören sie aber Klagen von Betrieben über nicht-besetzte Ausbildungsplätze. Das ist Gift für die Demokratie. (…) Wir müssen aufpassen, dass die Corona-Krise nicht zur Fachkräfte-Krise wird. Wir müssen mehr Betriebe für die Ausbildung gewinnen. In den letzten zehn Jahren haben wir etwa 60 000 Ausbildungsbetriebe verloren. Nur jeder fünfte Betrieb bildet noch aus. Es gibt Regionen, da ist das Angebot einfach zu dünn. Das lässt sich auch nicht mit mehr Mobilität der Jugendlichen lösen. (…) Die Krisenhilfe der Regierung ist gut, sie reicht aber nicht aus. Denn es fehlen grundsätzliche strukturelle Maßnahmen. Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie wie in Österreich. Das heißt, Jugendlichen auf jeden Fall den Eintritt ins erste Ausbildungsjahr zu ermöglichen, entweder über Schulen oder bei außerbetrieblichen Ausbildungsstätten. Und wir müssen die Ausbildungsbetriebe finanziell stärken. Zum Beispiel durch Fonds, in die die nicht-ausbildenden Betriebe einzahlen.“ - Ausbildungsperspektiven in Zeiten von Corona: Eine repräsentative Befragung von Jugendlichen / [DGB] Ausbildungsreport 2020: Ausbildungsqualität muss auch in Corona-Zeiten stimmen
- Ausbildungsperspektiven in Zeiten von Corona: Eine repräsentative Befragung von Jugendlichen
„Wie fühlen sich junge Menschen zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres? Die Bertelsmann Stiftung hat nachgefragt: Ausbildung ist hoch attraktiv, aber die Jugendlichen sind verunsichert. Trotz Corona-Pandemie ist eine berufliche Ausbildung ein sehr attraktiver Bildungsweg. Rund zwei Drittel der Schüler:innen mit niedriger und mittlerer Schulbildung möchten eine Ausbildung machen. Das sagen immerhin auch 22% derjenigen mit hoher Schulbildung und weitere 43% von ihnen ziehen eine Ausbildung zumindest in Erwägung. Wer sich dafür entscheidet und einen Ausbildungsplatz findet, fährt offensichtlich gut damit: Mehr als 80 Prozent der befragten Azubis sind mit ihrem Ausbildungsplatz zufrieden. Aber: Die Corona-Krise führt zu einer massiven Verunsicherung im Hinblick auf Chancen am Ausbildungsmarkt. 61 Prozent aller Befragten sind der Ansicht, dass sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz durch Corona verschlechtert haben. Bezogen auf ein Studium teilen weniger als ein Viertel (23 Prozent) der Befragten diese Befürchtung. Ein Drittel der Befragten hat den Eindruck, es gebe zu wenig Ausbildungsplätze, bei jungen Menschen mit niedriger Schulbildung ist es sogar fast die Hälfte (44 Prozent). Diese Verunsicherung zeigt sich auch bei Jugendlichen mit niedrigerem Schulabschluss, die bereits einen Ausbildungsplatz haben oder sich in Ausbildung befinden: Gut jeder zweite (53 Prozent) Azubi mit niedriger oder mittlerer Schulbildung macht sich Sorgen, die Ausbildung nicht abschließen oder im Anschluss nicht übernommen werden zu können. Die Befragung zeigt zudem eine verbreitete Enttäuschung der jungen Menschen: Die Hälfte von ihnen ist der Auffassung, dass die Politik wenig bis gar nichts für Ausbildungsplatzsuchende tut. Weitere 30 Prozent erkennen zwar Anstrengungen auf Seiten der Politik, bewerten diese jedoch als unzureichend. Die Bertelsmann Stiftung fordert eine Ausbildungsgarantie für all diejenigen, die keinen Ausbildungsbetrieb finden. Jeder junge Mensch muss die Chance auf eine Ausbildung bekommen, unabhängig von Krisen und konjunkturellen Schwankungen.“ Meldung der Bertelsmann Stiftung zur Studie von Ingo Barlovic, Denise Ullrich und Clemens Wieland vom August 2020 - [DGB] Ausbildungsreport 2020: Ausbildungsqualität muss auch in Corona-Zeiten stimmen
„… Fast ein Viertel der Auszubildenden kann sich nach der Ausbildung nicht richtig erholen. Betriebe und Berufsschulen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft nur schwer erreichbar. Viele Azubis sind mit der Qualität der Berufsschulen unzufrieden. Das sind einige der Mängel, die der neue Ausbildungsreport der DGB-Jugend offenlegt, der heute in Berlin vorgestellt wurde. „Unter den aktuellen Bedingungen ist der Arbeitsschutz der Azubis besonders wichtig. Die Betriebe sind verpflichtet, ihre Auszubildenden zu schützen und über Hygiene-Standards sowie die betriebliche Hygiene-Konzepte aufzuklären“, sagte DGB-Jugendsekretärin Manuela Conte. Und weil die Ausbildung an den Berufsschulen stark in die digitale Sphäre verschoben wurde: „Auch für den Digitalunterricht der Berufsschulen müssen die Arbeitgeber ihren Auszubildenden eine Freistellung erteilen. Die Ausbildungsqualität muss auch in Corona-Zeiten stimmen.“ Auch wenn es vielfach Kurzarbeit gebe, müssen den Auszubildenden die Lerninhalte auch im Betrieb vermittelt werden. „Dafür haben die Betriebe zu sorgen“, betonte die Bundesjugendsekretärin. Angesichts der angespannten Lage auf dem Ausbildungsmarkt forderte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack die Unternehmen auf, stärker in die Ausbildung zu investieren. „Wer ausbildet, gewinnt damit auch Fachkräfte. Ich kann die Unternehmen nur warnen, jetzt bei der Ausbildung zu sparen“, sagte Hannack. Die Bundesregierung habe mit dem Ausbau der ausbildungsbegleitenden Hilfen, der Assistierten Ausbildung und den Förderprogrammen für Ausbildung in der Corona-Krise umfassende Hilfen für die Betriebe bereitgestellt. „Jetzt sind die Arbeitgeber und Betriebe am Zug“, betonte Hannack und forderte die Arbeitgeber auf, verstärkt Jugendlichen mit Hauptschulabschluss eine Chance zu geben. (…) Fast 40 Prozent der Auszubildenden wissen im letzten Ausbildungsjahr noch immer nicht, ob sie von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen werden. Selbst wenn es eine Übernahmezusage gibt, werden knapp 30 Prozent dieser Azubis nur zeitlich befristet – meist bis zu einem Jahr – eingestellt. „Wer eine Ausbildung macht, braucht auch eine Perspektive für die Zeit danach. Wir wollen die unbefristete Übernahme“, sagt Manuela Conte…“ DGB-Pressemitteilung PM 052 vom 27. August 2020 - [Ausbildungsreport 2020] Schwerpunkt: Mobilität und Wohnen
„… Einen besonderen Fokus legt der Ausbildungsreport in diesem Jahr auf die Themen Mobilität und Wohnen. Besonders bei der Wohnsituation der Auszubildenden klaffen die Ansprüche der Azubis und und die Realität weit auseinander. Während der weit überwiegende Teil noch zuhause oder bei Verwandten lebt, wünschen sich zwei Drittel eine eigene Wohnung. (…) „Der Schritt in die Ausbildung ist für junge Menschen ein Schritt in die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von den Eltern“, sagt DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte. „Eigenständiges Leben, ob in individuellen Azubi-Appartements oder der eigenen Wohnung, gehört hier dazu. Mehr als 65 Prozent der Befragten würden gern in einer eigenen Wohnung leben.“ Doch nicht einmal 27 Prozent könne diesen Wunsch realisieren und lebe tatsächlich in den eigenen Vierwänden. „Ob es gelingt, mit der Ausbildungsvergütung selbstständig zu leben, ist in hohem Maße vom gewählten Ausbildungsberuf und den dort gezahlten Vergütungen abhängig. Der angespannte Wohnungsmarkt, vor allem in den Städten, verschärft die Situation“, so Conte. Dashalb müssten mehr bezahlbare Mietwohnungen auf den Markt gebracht und der vorhandene Wohnraum auch für Auszubildende bezahlbar gehalten werden – so eine Forderung der DGB-Jugend. (…) Die Erreichbarkeit des Ausbildungsbetriebs mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird von etwa zwei Dritteln der Befragten Azubis laut Ausbildungsreport als sehr gut oder gut bezeichnet. Allerdings: Bei etwa einem Viertel ist dies weniger gut der Fall – und 8,4 Prozent der Befragten gaben an, ihren Ausbildungsbetrieb überhaupt nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können. (…) „Gerade in der dualen Ausbildung sind junge Menschen darauf angewiesen, die Lernorte Berufsschule, Hochschule und Betrieb gut und kostengünstig erreichen zu können“, so Conte. „Deshalb haben wir die Auszubildenden gefragt, wie sie zu einem Ausbildungsticket stehen. Etwa drei Viertel der Befragten haben grundsätzliches Interesse an einem kostengünstigen Azubi-Ticket für den öffentlichen Personen- und Nahverkehr. Doch mit einem Azubi-Ticket allein ist es nicht getan. Wichtig ist auch, dass der Personennahverkehr funktioniert. Und hier hapert es vielfach.“ DGB-Beitrag vom 27. August 2020 zum kompletten 88-seitigen Ausbildungsreport 2020
- Ausbildungsperspektiven in Zeiten von Corona: Eine repräsentative Befragung von Jugendlichen
- Ausbildungsstart: DGB-Jugend fordert mehr Engagement von Betrieben – diese Rechte haben Auszubildende / IG Metall: Es darf keine Corona-Generation geben
- Ausbildungsstart: DGB-Jugend fordert mehr Engagement von Betrieben – diese Rechte haben Auszubildende
„Im August und September beginnt normalerweise für viele Jugendliche das neue Ausbildungsjahr. Doch coronabedingt halten sich in diesem Jahr viele Ausbildungsbetriebe und Jugendliche spürbar zurück. Bislang wurden 43.000 weniger betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Die DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte sagte am Freitag in Berlin: „Die Betriebe müssen den Arbeitsagenturen schnellstens ihre freien Ausbildungsplätze melden. Wer jetzt an der Ausbildung spart, wird spätestens nach Corona über den Fachkräftemangel klagen. Zurückhaltung ist hier nicht angebracht.“ Den Schulabgängerinnen und Schulabgängern empfahl Conte: „Bewerbt euch jetzt, um erfolgreich ins neue Ausbildungsjahr zu starten. Auch nach dem 1. September kann man jederzeit eine Ausbildung beginnen.“…“ PM vom 31.07.2020 bei der DGB-Jugend samt „Die wichtigsten Fragen und Antworten“. Siehe auch Corona-Virus/Covid-19: Informationen und Hilfestellungen für Auszubildende bei der DGB-Jugend - Ausbildung und Übernahme: IG Metall: Es darf keine Corona-Generation geben
„Die Corona-Pandemie trifft junge Menschen, die ins Arbeitsleben starten, stark. Betriebe wollen weniger ausbilden. Auch Werkstudierende und Ferienjobber sind betroffen. Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, fordert Arbeitgeber und Politik zu größeren Anstrengungen auf. (…) Die IG Metall Jugend will solidarisch durch die Krise – und die Zukunftschancen der jungen Generation erhalten. Dafür tritt sie mit ihrer Kampagne ORGANiCEsolidarity an. Ihre Ziele: Weiterführung der Ausbildung in der erforderlichen Qualität. Erfolgreichen Abschluss sicherstellen. Fortzahlung der Ausbildungsvergütung. Übernahme sichern. Und schließlich die Anzahl der Ausbildungsplätze sichern. Vom 28. September bis 2. Oktober findet deshalb die Aktionswoche „ORGANiCEsolidarity – Ausbildung und (duales) Studium sichern“ statt. Zum Ausbildungsstart sollen zahlreich dezentral organisierte Veranstaltungen in den Betrieben und in der Öffentlichkeit zeigen, dass in der Krise auch eine Chance steckt, wenn alle solidarisch zusammenstehen. Die Mitgliederoffensive gipfelt am 2. Oktober im „ORGANiCE-Solidarity-Day“, einem Öffentlichen-Streaming-Event mit abwechslungsreichen Formaten…“ IG Metall-Meldung vom 30. Juli 2020 , siehe dazu #ORGANiCEsolidarity bei der IG Metall-Jugend
- Ausbildungsstart: DGB-Jugend fordert mehr Engagement von Betrieben – diese Rechte haben Auszubildende
- FAQ zu Corona für Auszubildende der ver.di-Jugend
- Allianz für Aus- und Weiterbildung: Ausbildung: Maßnahmen zur Stabilisierung vereinbart / NGG: „Wer trotz Kurzarbeit ausbildet, soll Bonus bekommen“
- Allianz für Aus- und Weiterbildung: Ausbildung: Maßnahmen zur Stabilisierung vereinbart
„In diesen Tagen schließen viele Schulabgänger ihre Ausbildungsverträge ab – eigentlich. Denn die Lage auf dem Ausbildungsmarkt droht sich durch die Corona-Krise zu verschlechtern. Der DGB hatte einen Schutzschirm für Ausbildung gefordert. (…) Die Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung haben heute Maßnahmen vereinbart, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf die duale Ausbildung abzufedern. Vertreter der Bundesregierung, der Bundesagentur für Arbeit, der Länder, der Gewerkschaften und der Arbeitgeber haben heute unter Vorsitz von Bundeswirtschaftsminister Altmaier eine Gemeinsame Erklärung der Allianz für Aus- und Weiterbildung abgegeben. Die Partner wollen dafür sorgen, dass Auszubildende trotz der derzeit schwierigen Situation ihre Ausbildung fortsetzen und ihre Prüfung ablegen können. Zudem verfolgen sie gemeinsam das Ziel, auch in den kommenden Ausbildungsjahren genügend Ausbildungsplätze anbieten zu können. (…) „Die Allianz spannt heute einen Schutzschirm für Ausbildung auf. Mit allen Maßnahmen, die wir heute auf den Weg bringen, senden wir ein starkes Signal: Wir kämpfen um jeden Ausbildungsplatz“, so die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. „Übernahmeprämie, Verbund- und Auftragsausbildung und als letztes Auffangnetz die außerbetriebliche Ausbildung werden helfen, die Zukunftschancen der jungen Generation zu sichern. Damit sagen wir den Jugendlichen: Ihr werdet gebraucht. Bewerbt Euch um einen Ausbildungsplatz, geht auf die Betriebe zu, nutzt die vielen Ausbildungsplatzbörsen und Beratungsangebote. Wir sagen aber auch den Betrieben: Bilden Sie aus, kümmern Sie sich um Auszubildende, damit der Corona-Krise nicht die Fachkräfte-Krise folgt.“ DGB-Meldung vom 26. Mai 2020 zur 8-seitigen Gemeinsamen Erklärung der Allianz für Aus- und Weiterbildung - Gewerkschaft NGG: „Wer trotz Kurzarbeit ausbildet, soll Bonus bekommen“
„Mit Blick auf die Folgen der Coronavirus-Pandemie für den Ausbildungsmarkt fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) einen staatlichen Bonus für Unternehmen, die trotz Kurzarbeit an der Berufsausbildung festhalten. (…) Wie dies gehen könne, zeige das Beispiel Mecklenburg-Vorpommern. Dort übernimmt die Landesregierung 80 Prozent der Ausbildungsvergütungen in Unternehmen, wenn trotz Kurzarbeit die Ausbildung fortgesetzt wird. Im Rahmen des für nach Pfingsten angekündigten Konjunkturpakets müsse der Bund außerdem Mittel für einen „Schutzschirm Ausbildung“ mobilisieren. Die duale Ausbildung sei ein „Erfolgsmodell“, das Deutschland beim Weg aus der Krise helfen könne. Zugleich begrüßt die Gewerkschaft NGG die an diesem Dienstag vorgestellten Ergebnisse der Allianz für Aus- und Weiterbildung. (…) Nach einer aktuellen Prognose des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) könnten durch die Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr mindestens 25.000 Ausbildungsplätze verloren gehen. Zu den am meisten betroffenen Branchen gehört das Gastgewerbe. Weil dort „keine Nachholeffekte in der Post-Corona-Zeit erwartet werden“ könnten, müssten Unternehmen gezielt unterstützt werden, so die Forscher.“ NGG-Pressemeldung vom 26. Mai 2020
- Allianz für Aus- und Weiterbildung: Ausbildung: Maßnahmen zur Stabilisierung vereinbart
- IG BAU-Jugend: Arbeitgeber dürfen ihre Probleme nicht auf Kosten der Jungen lösen
„Weil die Großen Probleme haben, sollen die Kleinen dran glauben – dieser jüngste Vorschlag der Arbeitgeberverbände bringt die Gewerkschaftsjugend auf die Barrikaden. Die junge BAU wird keine Abstriche bei der Ausbildung dulden. Gemeinsam mit der DGB-Jugend kämpft die Jugendorganisation der IG BAU gegen die Idee der Arbeitgeber, Auszubildenden die Vergütung zu kappen. Dabei besteht für Auszubildende ein besonderer Schutz. Das Gesetz (§ 19 BBiG) sieht vor, dass Auszubildende bis zu sechs Wochen ihre Vergütung bekommen müssen – auch wenn die Berufsausbildung ausfällt. Genau diese Regelung wollen die Arbeitgeber nun ändern. Es soll vom ersten Tag des Arbeitsausfalls nur noch Kurzarbeitergeld geben. Hintergrund ist ihre Angst davor, die Höhe von eineinhalb Auszubildendenvergütungen bedeute in der Corona-Krise ihren Ruin. Dabei erhalten viele Unterstützung vom Staat. „Auch Kleinunternehmer wie etwa viele Handwerker erhalten unkompliziert und schnell Hilfe vom Staat in bis zu fünfstelliger Höhe. Manche glauben wohl, das Geld wird ihnen für ihren Privatsäckel gezahlt“, sagte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Nicole Simons. „Sie tragen aber Verantwortung für die Jungen in ihrem Betrieb. Deren Ausbildung steht nicht ohne Grund unter besonderem Schutz des Rechts. Schließlich bereiten sie mit der Berufsausbildung ihre Zukunft vor. Ein wichtiger Schritt für jeden Einzelnen, aber auch für unsere Gesellschaft insgesamt. Ohne junge und gut qualifizierte Menschen wird es nicht gelingen, den krisenbedingten Konjunktureinbruch zu bewältigen. Umso wichtiger ist es, dass die Ausbildung jetzt weitergeht. Der gesetzliche Schutz der Auszubildenden darf nicht angerührt werden. Im Gegenteil: Die Politik muss mehr für die Auszubildenden tun und nicht weniger.“ Pressemitteilung der IG Bau vom 6. April 2020