[Presseschau] „Neoliberalismus reloaded“ am Beispiel der Hochschulreform in Bayern: Leitbild einer „unternehmerischen Hochschule“ höchst problematisch
Kommenterte Presseschau von Volker Bahl vom 28.2.2021 – wir danken!
Das Institut Solidarische Moderne nimmt sich Ökonomisierung und Demokratieabbau in der bayerischen Hochschulreform vor. (https://www.solidarische-moderne.de/de/article/609.neoliberalismus-reloaded.html ) Die Wissenschaftsfreiheit steht bei dieser Neuregelung ebenso auf dem Spiel, wie die Mitbestimmung in der vor allem autoritär gelenkten Universität.
Der Wissenschafts“betrieb“ soll jetzt zur bloßen Zulieferindustrie in das allein marktgetriebene Wirtschaftsgeschehen degradiert werden (siehe weiter unten „Aufgehübschtes Führerprinzip“)(https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/bayerische-hochschulreform-wissenschaft-in-der-lieferkette-17176854.html ) Es geht wohl über Bayern hinaus…. (NRW?)(dazu noch dies: http://notmyhochschulgesetz.de/ und https://www.openpetition.de/petition/online/lasst-mich-doch-denken sowie http://www.fsi-lehramt.de/images/Hochschulgesetz.pdf )
Jetzt werden wir auch noch einmal einfach an die Anfänge unserer Politisierung, wo es doch auch um die wirtschftsförmige Entfunkionalisierung der Wissenschaft mit ihrer notwendigen Freiheit ging (vgl. heute dazu „Wissenschaft in der Lieferkette“: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/bayerische-hochschulreform-wissenschaft-in-der-lieferkette-17176854.html ), Bayern will seine Hochschulen in bloße Zulieferindustrien verwandeln – was Bildung ist und was sie bewirkt hat sie vergessen. (Physik-Professor) zurückgeworfen – oder?
Hochschulreform in Bayern – GEW hält das Leitbild einer „unternehmerischen Hochschule“ für höchst problematisch (https://www.gew-bayern.de/fileadmin/media/sonstige_downloads/by/stellungnahmen/HuF/20201014-Stellungnahme-GEW-Novellierung-BayHSchG.pdf )
Unterstützung für diese Bedenken kommt auch aus der Wissenschaft: So hält Prof. Lessenich diese stärkere Anbindung an die Wirtschaft eher als eine Gefahr, denn als ein Chance, denn die demokratische Mitbestimmung könnte bei dieser Reform auf der Strecke bleiben. (https://taz.de/Soziologe-ueber-Hochschulreform-in-Bayern/!5747281/ ) Diese Ankündigungen „agiler, wettbewerbsfähiger, freier“ klingen für Lessenich eher wie ein verspätetes Wiederaufleben des Neoliberalismus. Aber als Hochschulrektor wäre ich auch angetan, meint er, weil der Handlungsspielraum von Hochschulleitungen im Verbund mit den Hochschulräten wächst massiv.
Ja, ist es einfach schon ein aufgehübschtes Führerprinzip? (https://www.br.de/nachrichten/bayern/aufgehuebschtes-fuehrerprinzip-wirbel-um-hochschulgesetz,SDP1WmA )
Aber die größte Befürchtung ist jetzt, dass alle Formen der Mitbestimmung von den Instituten über die Fakultäten bis hin zur Gesamtuniversität auf der Strecke bleiben. Dabei wäre es wichtig den öffentlichen Auftrag der Universitäten in die Gesellschaft hinein zu wirken, besser auszubuchstabieren. (https://taz.de/Soziologe-ueber-Hochschulreform-in-Bayern/!5747281/ )
Der Widerstand wächst:
Unter dem Label „mehr Wettbewerbsfähigkeit und Eigenständigkeit“ können die Studenten und Lehrenden hingegen nur zunehmende Abhängigkeiten durch stärkere Ökonomisierung erkennen. (https://taz.de/Bayerische-Hochschulreform/!5752158/ )
Die Grünen befürchten dass das tote Pferd der unternehmerischen Universität einfach weitergeritten werden soll. (https://www.gruene-fraktion-bayern.de/index.php?id=15788 )
Und die Juso-Hochschulgruppen sehen einen großen Bedarf an Nachbesserungen. (https://jusos-bayern.de/presse/pressemitteilungen/?id=555955 )
Die GEW stellt sich auch an die Seite der Geistes- und Sozialwissenschaften (https://www.gew-bayern.de/presse/detailseite/neuigkeiten/bayerische-hochschulreform-gew-bayern-unterstuetzt-die-initiative-geistes-und-sozialwissenschaften/ )
Die Abendzeitung spricht von einem ProfessorInnen-Aufstand gegen Markus Söder (vgl. dazu (https://www.jmwiarda.de/2020/12/01/streit-um-bayerns-gro%C3%9Freform/ ).
Die GEW findet deshalb das Leitbild einer unternehmerischen Universität einfach kontraproduktiv, weil es in die falsche Richtung denkt. Die breite Wahrnehmung der gesellschaftlichen Probleme wird damit in der Tendenz beseitigt. Deshalb braucht die moderne Universität eine Demokratisierung, in der Mitbestimmung eine große Rolle spielt, in der sich die vielseitigen gesellschaftlichen Probleme wiederspiegeln und nicht eine Reduzierung dieser allgemeinen demokratischen Problemwahrnehmung durch eine starke Hierarchisierung – und damit Abschottung der breiten gesellschaftlichen Problemwahrnehmungen. (https://www.gew-bayern.de/fileadmin/media/sonstige_downloads/by/stellungnahmen/HuF/20201014-Stellungnahme-GEW-Novellierung-BayHSchG.pdf )
Kommenterte Presseschau von Volker Bahl vom 28.2.2021 – wir danken!