Aus politischen Gründen entzieht Präsident der Uni Hamburg der Konferenz „We want our world back“ die Räume – breiter Protest für Wissenschaftsfreiheit

AStA der Universität Hamburg: Wissenschafts- und Meinungsfreiheit an der Uni Hamburg verteidigen!Auf der Konferenz „We Want Our World Back! Resist, Reclaim and Rebuild Do Autonomous Education and Organize“ sollte Ostern 2023 aus einer emanzipatorischen Perspektive von unten über die Probleme der Welt diskutiert werden (siehe Einladung bei networkaq externer Link und das Programm externer Link ). Das Präsidium der Uni Hamburg hat der am Osterwochenende stattfindenden Konferenz „Die kapitalistische Moderne herausfordern IV“ aufgrund einer Empfehlung des Verfassungsschutzes (die Kurden! PKK!) die Räumlichkeiten entzogen – nur ein paar Tage zuvor. „Wir fordern die Universitätsleitung eindringlich dazu auf, der Konferenz die Räume zur Verfügung zu stellen, die bereits vor langer Zeit zugesagt wurden. Diesen beispiellosen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit können wir nicht unbeantwortet lassen. Wir wollen unsere Welt zurück! Und mit ihr unsere Uni!“ heißt es in einem Solidaritätsaufruf des AStA der Universität Hamburg, den auch LabourNet Germany nach Hunderten von Prominenten unterschrieben hat, siehe den Aufruf und weitere Informationen:

  • Hamburger Konferenz findet in alternativen Räumen statt –  im Bürgerhaus Wilhelmsburg New
    „Die über Ostern in Hamburg geplante internationale Konferenz „Wir wollen unsere Welt zurück!“ findet statt – allerdings in alternativen Räumen. Das Uni-Präsidium hat bis zuletzt die Entscheidung über den Entzug des Audimax nicht rückgängig gemacht. ..“ Meldung vom 5.4.2023 bei ANF externer Link, siehe auch:

    • Wichtige Information zur Konferenz
      trotz zahlreicher Solidaritätsbekundungen, hat das Universitätspräsidium seine inakzeptable Entscheidung nicht zurück genommen. Wir gehen gerichtlich dagegen vor und hoffen so die Räume wiederzuerlangen. Die Konferenz findet auf jeden Fall statt! Wenn nicht an der Uni, dann im Bürgerhaus Wilhelmsburg (Mengestraße 20, 21107 Hamburg; Nähe S-Bahnstation Wilhelmsburg). Alle technischen Details haben sich regeln lassen. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Informationen zusammen. Ein detailliertes Programm und weitere Details folgen in Kürze auf unserer Website…“ Meldung vom 5. April 2023 des AStA Universität Hamburg externer Link
    • Siehe Berichte über die Konferenz auf dem Twitter-Account vom Network for an Alternative Quest externer Link
  • Dreiseitiger Vermerk des Hamburger Landesamts für #Verfassungsschutz, wonach man „erwägt“, vor der Teilnahme an einer Asta-Konferenz an der @unihh zu warnen, aber natürlich nichts verbiete – und schon übt die Uni-Leitung vorauseilend Selbstzensur…“ Thread von Ronen Steinke vom 6. Apr. 2023 externer Link mit dem Schreiben
  • Statement zur Konferenz ,,We want our World back!“ Wissenschafts- und Meinungsfreiheit an der Uni Hamburg verteidigen!
    „… Beispielloser Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit: Das Präsidium der Universität Hamburg hat angekündigt, der am Osterwochenende im Audimax stattfindenden Konferenz „We want our World back“ aus politischen Gründen kurzfristig die Räume entziehen zu wollen. Universitätspräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren hat sein Amt erst letztes Jahr angetreten – möchte er seine Amtszeit wirklich in den Dienst politischer Zensur stellen? Das werden wir als Vertretung von über 40.000 Studierenden nicht akzeptieren! Die Konferenz, zu der sich über 1.300 Menschen und weltberühmte Wissenschaftler und wie John Holloway und Rednerinnen wie María de Jesús Patricio Martínez angekündigt haben, ist Teil der Reihe „Die kapitalistische Moderne herausfordern“. Bereits seit Jahren findet sie an der Universität Hamburg statt, zuletzt im Jahr 2017. Organisiert wird die Konferenz vom AStA der Universität Hamburg mit dem Network for an Alternative Quest. Die Teilnehmenden aus Wissenschaft, sozialen Bewegungen und der Hamburger Studierendenschaft diskutieren in Workshops und bei Podiumsveranstaltungen gemeinsam über drängende Fragen unserer Zeit wie die Klimakrise, Alternativen zum Kapitalismus oder patriarchale Gewalt. Um internationale Beteiligung zu ermöglichen, werden die Veranstaltungen der Konferenz simultan übersetzt in Arabisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Kurdisch, Spanisch und Türkisch: Die Verbindung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie der internationale Charakter sind in dieser Form einzigartig. Unipräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren scheint diesem Pluralismus keinen Wert beizumessen. Am 28. März hat er die Nutzung der bereits lange im Voraus genehmigten Räume untersagt. Als Begründung wird eine Nachricht des „Verfassungsschutz“ angeführt, die der Konferenz Extremismus attestiert. Während es in Hamburg bis heute keinen Untersuchungsausschuss zu den Verstrickungen zwischen dem „Verfassungsschutz“ und dem NSU gibt, maßt sich der gleiche Geheimdienst an, kritische Diskussionsveranstaltungen in eine terroristische Ecke zu rücken. Es ist ein Skandal ohnegleichen, dass der Unipräsident nicht die Souveränität der Universität verteidigt, sondern sich im Grunde vom Inlandsgeheimdienst diktieren lässt, wer wissenschaftliche Debatten in den Räumen der Universität führen darf und wer nicht. Wir sind entsetzt über diesen Angriff auf die Organe der studentischen Selbstverwaltung, die Autonomie der Wissenschaft und die Meinungsfreiheit im Allgemeinen. Der neue Unipräsident Prof. Dr. Heekeren täuscht sich, wenn er denkt, er könne folgenlos den wissenschaftlichen Diskurs an der Universität einschränken. (…) Um eine einvernehmliche Lösung zu finden, haben wir uns in den letzten Tagen mit zahlreichen Gesprächsangeboten an das Präsidium gewandt, die abgelehnt bzw. ignoriert wurden. (…) Wir fordern die Universitätsleitung eindringlich dazu auf, der Konferenz die Räume zur Verfügung zu stellen, die bereits vor langer Zeit zugesagt wurden. Diesen beispiellosen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit können wir nicht unbeantwortet lassen. Wir wollen unsere Welt zurück! Und mit ihr unsere Uni!“ Solidaritätsaufruf des AStA der Universität Hamburg vom April 2023 externer Link – LabourNet Germany hat unterschrieben!
  • PKK: Verbotene Wissenschaft in Hamburg. 1.300 internationale Gäste wollten an der Konferenz »Wir wollen unsere Welt zurück« teilnehmen
    „… Der Grund für die Absage sei eine vermeintliche Nähe der Konferenz sowie von Teilnehmer*innen zur verbotenen und als terroristisch eingestuften »Arbeiterpartei Kurdistans« (PKK).
    Die Konferenz mit rund 1.300 Gästen aus dem In- und Ausland sollte über das Osterwochenende in Hamburg stattfinden. Sie ist Teil einer Reihe von Konferenzen unter dem Titel »Die kapitalistische Moderne herausfordern« (siehe nd.Die Woche vom 1. April 2023 externer Link). In den vergangenen zehn Jahren konnten bereits drei derartige Konferenzen ohne Probleme an der Hamburger Universität durchgeführt werden, zuletzt im Jahr 2017 externer Link. Dieses Jahr werden unter anderem der irisch-mexikanische Politikwissenschaftler John Holloway und die erste indigene Präsidentschaftskandidatin für die Präsidentschaftswahl 2018 in Mexiko, María de Jesús Patricio Martínez, erwartet.
    Die Teilnehmer*innen aus Wissenschaft, sozialen Bewegungen und der Hamburger Studierendenschaft wollten in Workshops und bei Podiumsveranstaltungen gemeinsam über drängende Gegenwartsfragen debattieren: Im Fokus standen Themen wie die Klimakrise, Alternativen zum Kapitalismus oder patriarchale Gewalt. Durch die Verbindung von wissenschaftlichem Anspruch und Akteuren aus der Zivilgesellschaft sowie durch ihren internationalen Charakter dürfte die Konferenz in dieser Form einzigartig sein.
    Organisiert wurde die Konferenz vom AStA der Universität Hamburg und dem Bündnis »Network for an Alternative Quest«, das sich sowohl auf akademischer als auch auf politischer Ebene für eine Zusammenarbeit zwischen der kurdischen Freiheitsbewegung und weiteren globalen Bewegungen einsetzt.
    »Die Absage erreichte uns aus heiterem Himmel. Wir sind geschockt darüber, wie weit der Verfassungsschutz in die Universität hineinregieren kann«, sagte Reimar Heider vom »Network« im Gespräch mit dem »nd«. »Bei den bisherigen Konferenzen gab es keinerlei Beanstandungen oder Probleme«, ergänzte er. (…) Die Veranstalter kündigten zudem an, gegen die Entscheidung juristisch vorzugehen. Ein Anwalt sei eingeschaltet. Bereits seit Juni letzten Jahres sei man mit der Universität über die Konferenz im Gespräch. Trotz der wiederholten Ablehnung von Gesprächen durch das Uni-Präsidium seien die Veranstalter weiterhin gesprächsbereit. Sie fordern dieses weiterhin auf, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Eine entsprechende Erklärung wurde innerhalb weniger Stunden von über hundert Professor*innen, Akademiker*innen und Initiativen aus aller Welt unterstützt. (…)
    Wie die Veranstalter*innen dem »nd« mitteilten, wird die Konferenz trotzdem im geplanten Zeitraum in der Hansestadt stattfinden. Man hoffe weiterhin auf eine Einigung mit der Hochschulleitung und darauf, die Räume doch noch nutzen zu können.“ Artikel von Christopher Wimmer vom 04.04.2023 im ND online externer Link
  • Siehe für die vielen Proteste auch den Twitter-Account vom Network for an Alternative Quest externer Link
  • Siehe für die „Tradition“ antikurdischer Kooperation in Deutschland unsere Rubrik „Terrorismus“bekämpfung und Grundrechte
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=210633
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