Von den USA bis Uganda: Situation von Bildungsgewerkschaften weltweit
„Bildungsgewerkschaften haben weltweit ähnliche Arbeitsschwerpunkte. Dazu gehören der Fachkräftemangel, Privatisierungstendenzen und fehlende Investitionen in die Bildung. Hunderttausende Menschen haben sich im vergangenen Jahr in Großbritannien an Bildungsstreiks für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen sowie gegen Einschränkungen des Streikrechts beteiligt. Zu den Arbeitskämpfen aufgerufen hatte insbesondere die National Education Union (NEU), die größte britische Bildungsgewerkschaft. Ob eine Bildungsgewerkschaft einflussreich ist, hängt aber nicht nur von ihrer Mitgliederzahl ab. Auch die politischen Rahmenbedingungen, der gesellschaftliche Stellenwert der Bildung, die ökonomische Lage und die Geschichte des jeweiligen Landes sind entscheidend. So sind die Bildungsgewerkschaften in demokratischen Staaten meist besser aufgestellt als in Ländern mit großen politischen Instabilitäten und geringen finanziellen Mitteln…“ Artikel von Nadine Emmerich vom 8. Oktober 2024 bei der GEW und mehr daraus:
- Weiter aus dem Artikel von Nadine Emmerich vom 8. Oktober 2024 bei der GEW („Von den USA bis Uganda“) aus E&W 10/2024: „… Auch außerhalb Europas gibt es zahlreiche Beispiele für starke und erfolgreiche Bildungsgewerkschaften (…) Mehr als 380 Bildungsgewerkschaften haben sich in der Dachorganisation Education International (EI) zusammengeschlossen. Viele haben ähnliche Schwerpunktthemen: Fachkräftemangel, Privatisierung des Bildungssektors und fehlende Investitionen in die Bildung. Die UNESCO schätzte 2019, dass bis zum Jahr 2030 weltweit knapp 69 Millionen neue Lehrerinnen und Lehrer benötigt würden. In Subsahara-Afrika sei der Mangel am größten. Laut EI sanken die Bildungsbudgets in 65 Prozent der Länder, in denen niedrige und mittlere Einkommen vorherrschen, und in 33 Prozent der Staaten, in denen die Menschen mehrheitlich mittlere und hohe Löhne erhalten. In den USA stehen Lehrkräfte besonders in republikanisch geführten Staaten wie Florida unter Druck. (…) 2022 veröffentlichte die AFT die Analyse „Here Today, Gone Tomorrow?“. AFT-Präsidentin Randi Weingarten sagte damals: „Wir haben einen Mangel an Respekt für Pädagoginnen und Pädagogen. Einen Mangel an professionellen Arbeitsbedingungen, die es Lehrkräften ermöglichen, ihr Bestes für ihre Schülerinnen und Schüler zu geben. Wir haben einen Mangel an Bezahlung für den wohl wichtigsten Job der Welt.“ (…) Der Gewerkschafter Spar warf Floridas republikanischem Gouverneur Ron DeSantis 2023 vor, die Privatisierung des Schulsystems zu fördern. In dem Bundesstaat bekommen Eltern Gutscheine, um ihre Kinder an Privatschulen einzuschreiben. Dadurch fehlten den ohnehin unterfinanzierten öffentlichen Schulen geschätzt rund drei Milliarden US-Dollar. Auch in Großbritannien ist die indirekte Schulprivatisierung weit fortgeschritten. (…) In einigen Ländern Afrikas ist das Engagement der Bildungsgewerkschaften gegen die Privatisierung der Schulen unterdessen erfolgreich. So stellte die International Finance Corporation (IFC) der Weltbank nach der jahrelangen EI-Kampagne „Global Response“ ihre millionenschwere Förderung der Privatschulkette Bridge International Academies inzwischen ein. Die Kette ist der größte Low-Cost-Privatschulanbieter der Welt. Gewerkschaften wie die kenianische KNUT kritisieren die Bridge-Schulen seit langem. Wer dort unterrichtet, habe keine ausreichende Ausbildung. Die Klassenräume seien häufig unsichere Gebäude und Hütten. Außerdem halte sich Bridge nicht an nationale Lehrpläne. Der EI-Koordinator für Afrika, Dennis Sinyolo, sagte 2021 im E&W-Interview: „In Kenia und Uganda haben wir gezeigt, dass die Bridge-Schulen gegen die Standards der Regierungen verstoßen. Die Behörden haben reagiert und zahlreiche Schulen geschlossen.“ Es bleibe jedoch noch viel zu tun, weil weitere Akteure die Privatisierung vorantrieben.“
- Siehe auch Education International (EI)