„Initiative Finanzielle Bildung“ von Bildungs- und Finanzministerium: GEW will „Kritische Verbraucherbildung statt Bildung fürs Finanzielle“

Dossier

foodwatch-Forderung nach mehr staatlicher Verantwortung für LehrmaterialenDie Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert die gemeinsame „Initiative Finanzielle Bildung“ von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), die am Dienstag auf einer Konferenz vorgestellt wird. „Eine mit mehreren Millionen ausgestattete Finanzbildung ohne jeden politischen und sozialwissenschaftlichen Zusammenhang offenbart ein bedenkliches Bildungsverständnis“, kommentierte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern den Plan der beiden Ministerien. „Bei Bildung und Soziales zu kürzen und dabei zugleich zu behaupten, finanzielle Bildung fördere die ‚Chancen für mehr Teilhabe, Wachstum und Wohlstand‘  ist ein Hohn“, ergänzte Finnern ihre Kritik…“ GEW-Pressemitteilung vom 4. Dezember 2023 externer Link und mehr daraus/dazu:

  • Finanzbildung: Getroffene Hunde bellen. Finanzministerium droht Attac wegen kritischer Satire-Webseite New
    • Zensurheberrecht: Finanzministerium droht Attac wegen kritischer Satire-Webseite
      Das Finanzministerium stört sich an einer satirischen Webseite, die eine „Bildungsinitiative“ von Finanz- und Bildungsministerium als einseitiges und parteiisches Projekt der FDP einordnet, welches Menschen zum Investieren am Finanzmarkt anregen soll. Lindners Ministerium droht nun mit rechtlichen Schritten…“ Beitrag von Markus Reuter vom 24.10.2024 in Netzpolitik externer Link
    • Finanzbildung: Getroffene Hunde bellen. Bundesfinanzministerium droht Attac mit Rechtsmitteln
      Mit der kürzlich veröffentlichten Studie „Finanzbildung als politisches Projekt“ haben Attac und die Otto Brenner Stiftung (OBS) auf die ideologisch einseitige Ausrichtung der „Initiative Finanzielle Bildung“ der beiden FDP-geführten Bundesministerien für Finanzen (BMF) sowie für Bildung und Forschung (BMBF) hingewiesen. (…) Attac hat daher eine alternative Bildungsplattform http://www.geldmitverstand.de/ externer Link konzipiert und setzt damit einen gezielten Kontrapunkt zur Website der FDP-Ministerien. Dabei lehnt sich die Attac-Seite absichtsvoll an das Layout der Ministeriumsseite an – der Inhalt unterscheidet sich allerdings erheblich. (…) Nun fordert das BMF von Attac die Deaktivierung der alternativen Bildungsplattform und droht mit rechtlichen Schritten, sollte dies nicht geschehen. „Getroffene Hunde bellen“, kommentiert Attac-Bildungsreferent Holger Oppenhäuser die Reaktion. „Offenbar passt es dem Lindner-Ministerium nicht, dass sein Pseudobildungsprojekt öffentlich kritisiert wird. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern. Die Seite gibt inhaltlich die richtige Antwort, und gestalterisch gilt einmal mehr: Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt!“ (…)Alfred Eibl, Vorsitzender des Attac-Trägervereins, ergänzt: „Wir sehen einer juristischen Prüfung durch das Ministerium gelassen entgegen. Unsere Re-Interpretation der Bildungsplattform zeigt, wie finanzielle Bildung aussehen sollte. Eine Verwechslungsgefahr ist schon deshalb ausgeschlossen, weil wir auf unserer Plattform ausdrücklich auf die Seite des Ministeriums Bezug nehmen.““ attac-Meldung vom 23. Oktober 2024 externer Link
  • Neoliberale Bildung. FDP-geführte Ministerien missbrauchen öffentliche Bildung für Finanzmarkt-Lobbyismus in der Schule
    • Lobbyismus in der Schule: Neoliberale Bildung. FDP-geführte Ministerien starten umstrittene Initiative
      Die Zusammenarbeit kommt nicht von ungefähr. Schon seit über einem Jahr entwickeln das Bundesfinanzministerium und das Bundesbildungsministerium eine Strategie der Finanzbildung. Beide Ministerien werden von der FDP geführt. Am 7. Oktober hat das Finanzministerium einen Referentenentwurf veröffentlicht, der diese »Initiative finanzielle Bildung« gesetzlich verankern will und mit neun Millionen Euro jährlich ausstatten möchte. Im Zentrum der Initiative steht eine Webseite externer Link, auf der bestehende Angebote aus dem Bereich der finanziellen Bildung gebündelt zur Verfügung gestellt werden sollen. Außerdem soll die Forschung zum Thema intensiviert werden. Sichtbar für eine größere Öffentlichkeit wurden die Aktivitäten der Ministerien am Dienstag, als in Berlin eine Konferenz unter dem Motto »Mit Geld und Verstand« stattfand.
      Vor dem Veranstaltungsort, dem Radialsystem, protestierte die Organisation Attac und wies auf eine ideologisch einseitige Ausrichtung der Bildungsinitiative hin externer Link. In Kooperation mit der Otto-Brenner-Stiftung hat Attac eine Studie zur Initiative angefertigt. Der Autor der Untersuchung, Thomas Höhne von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, kommt zum Befund, dass der Vorstoß »eindeutig die parteipolitische Handschrift der FDP« trage. Inhaltlich bestünden »deutliche Überschneidungen mit der wirtschaftspolitischen Agenda der FDP«, sei es bei der Aktienrente, dem Generationenkapital oder dem Altersvorsorgedepot. »Die Investitionsbereitschaft der Bevölkerung in Aktien soll erhöht werden«, erklärte Höhne ein Ziel der Initiative. »Dafür wird die Finanzbildung instrumentalisiert, wovon die fälschlich als Bildungsplattform deklarierte Webseite ›mitgeldundverstand‹ zeugt, die kaum Bildungsmaterialien enthält.
      ..“ Artikel von Stefan Otto vom 15.10.2024 in ND online externer Link
    • GEW: „Öffentliche Bildung nicht missbrauchen, um die Finanzmärkte anzukurbeln!“ Bildungsgewerkschaft zum „Festival für Finanzbildung“ von Finanz- und Bildungsministerium
      „Öffentliche Bildung darf nicht auf ein Instrument zur Wirtschafts- und Finanzmarktförderung reduziert werden“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Montag mit Blick auf das morgige Finanzbildungsfestival „Mit Geld und Verstand“ der Bundesministerien für Finanzen und Bildung. Sie betonte, dass die GEW die Initiative, die Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (beide FDP) ins Leben gerufen haben und die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstützt wird, „äußerst kritisch sieht“. „Wer junge Menschen unterm Strich als künftige Käuferinnen und Käufer auf Finanzmärkten oder privater Altersvorsorgeprodukte in den Fokus stellt, betreibt ideologische Schmalspurbildung“, spitzte Finnern das Anliegen der Initiative zu. Diese formuliere „Wirtschaftswachstum“, eine „höhere Bereitschaft und Fähigkeit zur Partizipation am Kapitalmarkt“ sowie eine Verbesserung des individuellen Wohlergehens explizit als Ziele. Damit werde die Verantwortung für den eigenen und den gesellschaftlichen Wohlstand letztlich sogar für die Finanzmarktstabilität zur persönlichen Angelegenheit der Lernenden erklärt. „Wenn auf der einen Seite das Bürgergeld schlechtgeredet und entkernt, die Kindergrundsicherung bis aufs Skelett kleingespart, auf der anderen Seite aber die Finanzbildung als Motor für ‚Chancengerechtigkeit‘ und Wohlstand ausgerufen wird, ist das zynisch“, betonte Finnern. Zugleich kritisierte sie die dem Vernehmen nach geplanten Haushaltskürzungen des Bundes bei Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Verbraucherbildung. (…) Finnern sieht die Gefahr, dass über die ministerielle Finanzbildungsinitiative, zum Beispiel mit der sogenannten „Finanzbildungsplattform“, künftig noch mehr unausgewogene Inhalte und privatwirtschaftliche Interessen in Schulen Einzug halten, wie es bereits insbesondere seit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu beobachten sei. „Das Lernen sowie die Kinder und Jugendlichen müssen in öffentlichen Einrichtungen vor Werbung, Kommerz und Wirtschaftslobbyismus geschützt werden. Das ist bei dieser Initiative nicht gewährleistet“, hob Finnern hervor. Info: Am 15. Oktober 2024 veranstalten das Bundesfinanz- und das Bundesbildungsministerium das „Festival für Finanzbildung ‚Mit Geld und Verstand“. (…) Am 24. September 2024 haben Finanzminister Lindner und Bildungsministerin Stark-Watzinger die Empfehlungen der OECD für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland öffentlich präsentiert. (…) Die Initiative Finanzielle Bildung wurde am 23. März 2023 gemeinsam von den Bundesministerien für Finanzen sowie Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Als Eckpunkte sollen eine nationale Finanzbildungsstrategie erarbeitet, eine Finanzbildungsplattform aufgebaut und die Forschung zu finanzieller Bildung gefördert werden.“ GEW-Pressemitteilung vom 14. Oktober 2024 externer Link mit Link zum Referentenentwurf des BMI der Finanzen zur Stärkung der Finanzbildung
    • Finanzbildung mit parteipolitischer Agenda
      Studie von Attac und Otto Brenner Stiftung kritisiert die Einseitigkeit der Finanzbildungsinitiative der Bundesregierung…“ attac-Meldung mit allen Infos vom 11. Oktober 2024 externer Link
  • Weiter aus der GEW-Pressemitteilung vom 4. Dezember 2023 externer Link: „… Bedenklich ist aus Sicht der GEW das reduzierte Bildungsverständnis, das dem Konzept von Bildungsministerin Stark-Watzinger und Finanzminister Lindner zugrunde liegt. „Wir brauchen eine kritische Verbraucherbildung, statt ein bloßes ‚Fit-Machen‘ künftiger Konsument*innen auf den Finanzmärkten“, sagte Finnern. „Angesichts der horrenden Befunde zur Lese- und mathematischen Kompetenz junger Menschen ist vielmehr angezeigt, die Grundbildung finanziell massiv aufzustocken. Wer gut lesen und rechnen und Zusammenhänge herstellen kann, lässt sich bei Finanzen auch seltener über den Tisch ziehen. Eine solide Finanzierung von Bildung ist daher angeratener als eine verkürzte Bildung fürs Finanzielle“, so die GEW-Chefin.
    Befunde, die belegen sollen, dass den Deutschen Wissen über Finanzen fehle, seien zumeist von der Finanzbranche initiiert und somit interessengeleitet und unwissenschaftlich. Das hat eine Studie im Auftrag der GEW-nahen Max-Träger-Stiftung (MTS) kürzlich ergeben. Die unermüdlich vorgetragenen Forderungen nach mehr individueller Finanzbildung entsprächen weder einer aufgeklärten und kritischen Verbraucherbildung noch dem umfassenden Bildungsanspruch von schulischer und Erwachsenenbildung.
    Info: Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hatten bereits im Oktober Eckpunkte für die Initiative Finanzielle Bildung vorgestellt. Diese sehen die Erarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie als Teil der Allgemeinbildung vor. Diese Strategie werden sie auf einem Gipfel morgen konkretisieren.“ Siehe auch:
  • Eckpunkte der Initiative Finanzielle Bildung externer Link beim BMBF

Wir erinnern (u.a.) an:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=216792
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