Wenn Kollege Roboter übernimmt: Wie die Digitalisierung die Gewerkschaften herausfordert
„… Nach einer 2018 erschienenen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) arbeitet rund jeder vierte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland in einem Job, den theoretisch auch ein Roboter oder Algorithmus übernehmen könnte. Auch wenn die Beschäftigungseffekte unter dem Strich wahrscheinlich gar nicht so groß sind, so wird sich doch das Anforderungsprofil in vielen Berufen stark wandeln. Die Gewerkschaften sind relativ spät auf den Zug aufgesprungen, haben aber den Anspruch, den Wandel aktiv zu gestalten. In seinem 2018 vom Bundeskongress beschlossenen politischen Arbeitsprogramm listet der DGB sieben Handlungsfelder auf. So will er sich für mehr Arbeitszeitsouveränität und mehr Mitbestimmung in der digitalen Transformation einsetzen oder einen Gestaltungsrahmen für Plattformarbeit schaffen. Über Dialogprozesse wie die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) des Arbeitsministeriums oder eigene Kampagnen verschafft sich der DGB Gehör. (…) „In der Plattformökonomie müssen wir uns als Gewerkschaft digitale Zugangsrechte verschaffen“, sagt die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner – schon aus Eigennutz. Seit der Jahrtausendwende haben die acht DGB-Gewerkschaften rund 1,8 Millionen Mitglieder verloren. Benner ist aber optimistisch, dass das digitale Zeitalter nicht als die Ära in die Geschichte eingehen wird, in der die Gewerkschaften ausstarben: „Corona hat gezeigt, dass wir auch Beschäftigte erreichen können, die nicht im Büro sind“, sagt sie – „auch wenn es deutlich anstrengender geworden ist.“ Artikel von Frank Specht vom 19. August 2020 im Handelsblatt online