Branchenzuschläge in der Leiharbeit – eine Nachlese
„Der Niedriglohnsektor boomt. Bis vor wenigen Jahren war sein Schrittmacher vor allem die Leiharbeit. Diese Rolle haben inzwischen die Werkverträge übernommen, die einen weiteren Bereich unterbezahlter und entrechteter Lohnarbeit bilden. Die DGB-Gewerkschaften nehmen für sich in Anspruch, in den letzten Jahren eine Regulierung der Leiharbeit auf den Weg gebracht zu haben, durch Tarifverträge und nicht zuletzt durch die Einführung von Branchenzuschlägen. Die Branchenzuschläge wurden und werden von Politik, Unternehmerlager und Gewerkschaftsführungen als Mittel angepriesen, zu einer fairen Bezahlung der Leiharbeit, ja zu einer Entlohnung nach dem „Equal Pay“-Grundsatz zu kommen. Diese Nachlese soll zeigen, dass es sich dabei um eine Mogelpackung handelt. Der Weg einer schrittweisen Reform der Leiharbeit hat sich als Irrweg erwiesen. Heute blasen Gewerkschaftsführungen bei Werkverträgen ins gleiche Horn, prangern allein deren „Missbrauch“ an. Damit werden bestenfalls Auswüchse dieser besonders ausbeuterischen Beschäftigungsform kritisiert, aber ihre Existenz im Grundsatz nicht angegriffen. Die Geschichte der Branchenzuschläge nachzuzeichnen soll helfen, gegen einen erneuten Betrug im Bereich der Werkverträge Widerstand zu leisten…“ Artikel von Don Quijote in der trend onlinezeitung 02/2016
- Das Fazit des Beitrags: „… „Werkverträge sind die neue Leiharbeit“. Über 2 Millionen Werkverträge gibt es bereits, Tendenz steigend. Der nächste Schritt zur Spaltung und Entrechtung der Arbeiter läuft schon. Die DGB-Gewerkschaften haben mit ihrem Vorgehen in der Leiharbeit kein Vorbild an Gegenwehr geschaffen, keinen Wall gegen eine weitere Abwärtsentwicklung errichtet. Aus der Episode Branchenzuschläge kann aber gelernt werden. Die wenn auch geringen Zugeständnisse in der Leiharbeit bedeuten wohl: die Gegenseite ist klüger als wir. Anders als die herrschende Resignation versteht sie die Gefährlichkeit des sozialen Abwärts und ist umsichtig bemüht, alle Brandherde zu löschen, allen Ansätze sozialer Gegenwehr, von Klassenkampf, den Boden zu entziehen. Das zeigt die Chancen. Lohnabhängige, die sich nicht gegeneinander ausspielen lassen und sich organisieren, um ihre Interessen selbstständig und kämpferisch zu vertreten, könnten Erfolge erzielen. Verbot der Leiharbeit – Abschaffung der Werkverträge!“ – unser Reden!
- Siehe zum Hintergrund unser Dossier: Branchenzuschlag für Leiharbeit in der Metallindustrie und branchenübergreifende Folgen